10082/J XXIV. GP

Eingelangt am 07.12.2011
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Roman Haider

und anderer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend

 

betreffend geförderte Heterogenität in österreichischen Unternehmen

 

"Diversity-Management ist der bewusste und geförderte Umgang mit Heterogenität. In Österreich liegt der Schwerpunkt auf Menschen mit Migrationshintergrund. Bei einem Migrantenanteil von bis zu 35 Prozent haben die Firmen auch das Potenzial dieser Zielgruppe erkannt und versuchen im direkten Umgang mit dem Kunden immer mehr Migranten einzusetzen - mit unterschiedlich großem Aufwand.

Bei der Bank Austria standen anfangs beim Thema Diversity noch Frauen und Behinderte im Mittelpunkt. In den letzten Jahren wurde die Integration von Migranten immer wichtiger. So gibt es bei der Bank Austria zwar keine speziell gekennzeichnete Filialen, allerdings gibt es mehr als 100 Mitarbeiter, die Kunden mit Migrationshintergrund in ihrer Muttersprache betreuen.

Eigene Produkte für die Kundschaft mit Migrationshintergrund gibt es nicht. Dazu gebe es keine Nachfrage, heißt es. Die Werbemittel gibt es hingegen schon in unterschiedlichen Sprachen. 40 Prozent der Neuaufnahmen im Vorjahr seien solche mit Migrationshintergrund gewesen.

Ähnlich sieht man das bei der Österreichischen Post. Es ist erwünscht, dass Menschen mit Migrationshintergrund vor allem in Filialen eingesetzt werden, wo der Anteil an Kunden mit Migrationshintergrund besonders hoch ist. So verweist die Post auf eine Amtsleiterin mit türkischen Wurzeln, die in Wien-Ottakring eingesetzt wird - ein Bezirk, in dem traditionell viele Türken leben. Bei der Post beurteilt man dieses Vorgehen für beide Seiten positiv. Es würde zum einen schneller gehen, wenn ohne Sprachbarrieren kommuniziert werden könne. Und ganz nebenbei lassen sich auch viele Produkte in der Muttersprache besser verkaufen, sagte ein Post-Sprecher gegenüber ORF.at.

Für Aufregung gesorgt hat ein angebliches Verbot, Fremdsprachen zu sprechen, bei einigen Wiener Großbäckereien. Michael Ströck, Vorstand der gleichnamigen Bäckerei stellt das allerdings in Abrede: „Wenn eine Verkäuferin auf Türkisch angesprochen wird, dann darf sie selbstverständlich auch so antworten.“ Er schränkt ein, dass es aber sehr wohl eine Anweisung gebe, untereinander Deutsch zu sprechen, weil es nicht gut fürs Arbeitsklima sei, wenn eine Kollegin das Gespräch der anderen nicht verstehen könne."

(Quelle: ORF.at am 30.11.2011)

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen in diesem Zusammenhang an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend nachfolgende

Anfrage

1.    Inwiefern stellt eine  geförderte Heterogenität für Ihr Ministerium einen positiven Aspekt für Österreich dar?

2.    Wie stehen Sie zu der Tatsache, dass der Anteil an Werbemaßnahmen, die auf Personen mit Migrationshintergrund zugeschnitten sind, deutlich ansteigt?

3.    Rückt die Integration von Frauen und Behinderten im Arbeitsprozess auf Kosten einer verstärkten Bedachtnahme auf Migranten zunehmend in den Hintergrund?

4.    Wenn ja, was gedenken Sie seitens Ihres Ministeriums dagegen zu unternehmen?

5.    Wenn nein, inwiefern ist eine weitere effiziente Unterstützung gewährleistet?

6.    Wird nicht gerade durch eine solche Vorgehensweise die Kluft zwischen Österreichern und Migranten zunehmend erweitert, da eine Anpassung seitens der Migranten nicht mehr notwendig erscheint, genauso wenig wie das erlernen der deutschen Sprache?

7.    Wenn ja, was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?

8.    Wenn nein, warum nicht?

9.    Wie stehen Sie zu der Aufregung um das angebliche Fremdsprachenverbot in Wiener Großbäckereien?

10. Sollte nicht gerade im Dienstleistungsgewerbe abgesehen von der deutschen Sprache als Nationalsprache, das Englische forciert werden, um international mithalten zu können, anstatt einzelne Migrationssprachen zu fördern?

11. Wenn nein, warum nicht?

12. Wenn ja, gibt es seitens Ihres Ministeriums Erhebungen, bezüglich der Deutsch- und Englischkenntnisse von Mitarbeitern in österreichischen Unternehmen und wie sehen diese aus?