10518/J XXIV. GP

Eingelangt am 02.02.2012
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Anfrage

 

des Abgeordneten Dr. Graf,

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung

 

betreffend Zustände im Bereich des Zentrums für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Universität Wien

 

Der Tatsache, dass Forschung ein wesentliches Element der wissenschaftlichen und

gesellschaftlichen Weiterentwicklung dieses Landes ist, wie Sie selbst auf der Homepage Ihres Ministeriums bemerken, trägt unter anderem der Organisationsplan der Medizinischen Universität Rechnung.

Denn gemäß § 2 Abs. 2 des Organisationsplans der Medizinischen Universität haben

Zentren, welche Organisationseinheiten an der Medizinischen Universität sind, nach

folgenden Kriterien zu handeln:

1.    Förderung der Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Fächern, die zukunftsorientiert Forschung und Lehre ermöglichen;

2.    ein auf internationaler Basis bewährter Zusammenschluss wissenschaftlicher Fächer;

3.    hohe Flexibilität in der Ressourcenallokation;

4.    vereinfachte Administration von Lehre und Studieneinrichtungen;

 

Die im Universitätsgesetz und in den Mitteilungsblättern der Medizinischen Universität bestimmten Rechte und Pflichten eines Universitätsprofessors entsprechen einem forschungs- und wissenschaftsorientiertem Verständnis.

Am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Universität Wien soll es einem Professor an den notwendigen Grundausstattungen zur Erfüllung der Forschung und Lehre mangeln. Im Bereich der Forschung zählen auch finanzielle Zuwendungen und Sachzuwendungen aus budgetären wie außerbudgetären Mitteln dazu. Dem besagten Wissenschaftler sollen  seitens der Medizinischen Universität Wien keine finanziellen Grundlagen für seine wissenschaftliche Arbeit gewährt werden. Für Forschungs- und für Lehrzwecke ist es auch notwendig, über die geeigneten Räumlichkeiten zu verfügen. Zur Abhaltung von Workshops wurden zahlreiche bauliche Maßnahmen im Zentrum für Anatomie und Zellbiologie umgesetzt. Bei diesen Workshops werden für das Institut Einnahmen aus regelmäßig entgeltlich abgehaltenen Kursen für Ärzte aus aller Welt erzielt.


Der besagte Professor soll die Forschung in einem kleinen Kellerabteil ohne fließend Wasser betreiben. Eine Laborfinanzierung für den genannten Wissenschaftler soll mehrmals zurückgewiesen worden sein. Andere Kollegen jedoch verfügen über die notwendigen Laborräume am Institut für Anatomie. Bei dem besagten Wissenschaftler wird weder den Anforderungen für eine entsprechende Forschungstätigkeit, noch den arbeitsrechtlichen Vorschriften entsprochen. Weiters soll besagter Professor für seinen Unterricht „Anatomia practica“ (ein freies Wahlfach) keine Formalin-fixierten Leichen zur Verfügung gestellt bekommen, obwohl sich bereits zahlreiche Studenten für dieses freie Wahlfach angemeldet haben. Nicht zuletzt ist dies auch für die Ausbildung künftiger Ärzte als nachteilig anzusehen, zumal der praktische Anatomie-Unterricht insgesamt für die Medizinstudenten in den letzen Jahren gekürzt wurde.

Der besagte Professor soll angeblich seit über 14 Jahren einer beruflichen Diskriminierung und einem ununterbrochenen Mobbing durch seine Vorgesetzten ausgesetzt sein. Wiederholte Versuche des besagten außerordentlichen Professors um eine Vorsprache beim Rektor und beim Vizerektor für Studium und Lehre sollen ignoriert worden sein.

Um seinen Diplomanden Zutritt zu seinem Arbeitsraum zu ermöglichen, verlangte der besagte Professor die üblichen drei zusätzlichen Schlüssel. Auch diese sollen ohne sachliche Begründung abgelehnt worden sein.

Besagtem außerordentlichem Professor soll auch seit drei Jahren das verpflichtende Mitarbeitergespräch mit seinem Vorgesetzten versagt worden sein.

Für die jährliche Budgetzuteilung am Institut sind die Publikationslisten der Professoren maßgeblich. Hier soll es angeblich zu Ungereimtheiten bei der Vergabe der Anteile des Institutsbudgets gekommen sein, indem nur die Titel der Publikationen genannt wurden. Es ist außerdem die Vorlage der Sonderdrucke notwendig, um einem Missbrauch entgegenzuwirken.

Die angeblich grobe berufliche Benachteiligung und Diskriminierung des besagten außerordentlichen Universitätsprofessors würden nicht nur eine Behinderung seiner akademischen Karriere darstellen, sondern diesem auch einen erheblichen finanziellen Schaden verursachen.

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung nachstehende

 

Anfrage:

 

  1. Sind Sie als zuständiger Minister über die oben angeführten Sachverhalte am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Universität Wien informiert?

 

  1. Haben Sie in Ihrer Amtszeit bereits Missstände feststellen können, wenn ja welche?

 

  1. Wenn ja, was werden Sie unternehmen um diese Missstände zu beheben?

 

  1. Wenn nein, werden Sie den Vorwürfen nachgehen und diese gegebenenfalls abstellen?

 

  1. Werden Sie diesen Fall überprüfen und welche Maßnahmen werden Sie ihm Rahmen ihrer Rechtsaufsicht setzen?

  1. Sehen Sie vor dem Hintergrund dieser Umstände den Forschungsauftrag an der Medizinischen Universität Wien erfüllt?

 

  1. Haben Sie in Ihrer Amtszeit bereits eine Begehung der Laborräume im Institutsgebäude der Anatomie vorgenommen?

 

  1. Wenn nein, werden Sie die Laborräume im Institutsgebäude der Anatomie begehen, um die Vorwürfe zu überprüfen?

 

  1. Werden Sie sich im Rahmen ihrer Rechtsaufsicht dafür einsetzen, dass im Unterricht „Anatomia practica“ in Zukunft ausreichend Formalin-fixierte Leichen zur Verfügung gestellt werden?

 

  1. Was werden Sie unternehmen, damit der besagte Professor eine Vorsprache beim Rektor bzw. Vizerektor bekommt?

 

  1. Haben Sie schon öfters Beschwerden erhalten, dass ein außerordentlicher Professor keinen Termin beim Rektor bzw. Vizerektor erhält?

 

  1. Was sind die Konsequenzen, wenn einem Mitarbeiter kein Mitarbeitergespräch über einen längeren Zeitraum gewährt wird?

 

  1. Welche Einnahmen wurden durch die Workshops der Anatomie in den Jahren 2007 – 2011 erzielt? (genaue detaillierte Aufschlüsselung und Offenlegung der Unterlagen)

 

  1. Für welche Ausgaben wurden diese Mittel in den Jahren 2007 – 2011 verwendet? (genaue detaillierte Aufschlüsselung und Offenlegung der Unterlagen)

 

  1. In welcher Höhe wurden Investitionen gesondert für jeden Mitarbeiter am Institut für Anatomie von 2007 – 2011 getätigt? (genaue detaillierte Aufschlüsselung und Offenlegung der Unterlagen)

 

  1. Welche maßgeblichen Publikationslisten (einschließlich der Sonderdrucke) wurden für die jährliche Budgetzuteilung der Wissenschaftler am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Universität Wien vorgelegt? (genaue detaillierte Aufschlüsselung und Offenlegung der Unterlagen)