10560/J XXIV. GP

Eingelangt am 13.02.2012
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Anfrage

 

der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Freundinnen und Freunde an den/die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Einschnitte bei den Lehrplänen für die Neuen Mittelschulen

BEGRÜNDUNG

Die Regierungsvorlag über ein Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz, das Schulzeitgesetz 1985, das Land- und forstwirtschaftliche Bundesschulgesetz (1631 d.B.) geändert wird, ruft bei Eltern und Lehrkräften berechtigte Besorgnis hervor.

So wird beispielsweise befürchtet, dass Technische Bildung als Folge der Zusammenlegung der Pflichtfächer Technisches Werken und Textiles Werken zu einem einzigen Fach an der Neuen Mittelschule im Vergleich zur bisherigen Hauptschule halbiert werden könnte. Die „Steuergruppe des Thematischen Netzwerks Technisches Werken“ hat ihre Befürchtungen zusammengefasst der Öffentlichkeit präsentiert (www.werkstunden.tk).

Eine Verschlechterung der Ausbildung im technischen Bereich widerspricht allen Forderungen von Industrie, Wirtschaft und Gewerbe nach Ausweitung der Technischen Bildung. Auch Tertiäre Bildungseinrichtungen und viele österreichische Forschungseinrichtungen fordern sogar eine vermehrte Technische Allgemeinbildung. Tatsache ist, dass an der Neuen Mittelschule in der 8. Schulstufe – die wesentliche Schnittstelle für viele SchülerInnen in Bezug auf ihre künftige Bildungsentscheidung – kein verpflichtender technischer Unterricht mehr geplant ist.

Auch aus dem Pflichtfach „Ernährung und Haushalt“ soll ein Wahlfach werden. Angesichts der bestehenden Probleme im gesundheitlichen, wirtschaftlichen und verbrauchertechnischen Bereich ist das kurzsichtig und kostet schon mittel- und vor allem langfristig durch Mehrausgaben im Gesundheits- und Rehabilitationsbereich mehr als es kurzfristig bringt. Statt in unserem Schulsystem die Chance zu nutzen und eine wirksame Gesundheits- Ernährungs- und VerbraucherInnenbildung für alle strukturell zu verankern, werden funktionierende Strukturen mutwillig zerstört.


In Österreich ist schätzungsweise jede/r fünfte Schüler/in zwischen elf und 13 Jahren übergewichtig. Etwa fünf Prozent der Wiener Schulkinder leiden an Adipositas – und der größte Teil der stark Übergewichtigen trägt diese Last lebenslang. Die Zahl der von Magersucht und Bulimie betroffenen Jugendlichen liegt zwar weit darunter, aber die ExpertInnen der Beratungseinrichtung für Menschen, die von Essstörungen betroffen sind, schätzen die Zahl auf etwa 3-5% alle Frauen, bei den Männern sind es deutlich weniger. Die Zahl steigt seit den 90er Jahren kontinuierlich an.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1)    Ist die Befürchtungen der Steuergruppe des Thematischen Netzwerks Technisches Werken berechtigt, wonach das Stundenausmaß für Technisches und Textiles Werken halbiert wird?

 

2)    Sind Sie der Meinung, dass für Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren „mindestens je 2 Stunden Technisches Werken pro Woche von der 5. bis zur 8. Schulstufe an der Neuen Mittelschule“ verpflichtend vorgeschrieben sein sollen?

a)    Wenn ja, werden Sie den Regierungsentwurf entsprechend verändern?

b)    Wenn nein, warum nicht?

 

3)    Halten Sie es angesichts der erschreckenden Zahlen über die Essgewohnheiten unserer Schulkinder und den sich laufend verschlechternden Gesundheitszustand wegen falscher Ernährung für verantwortbar, das Pflichtfach „Ernährung und Haushalt“ künftig nur noch als Wahlfach anzubieten?

a) Wie begründen Sie Ihre Meinung?

 

4)    Haben die Proteste von Eltern und Lehrkräften dazu geführt, dass die Regierungsvorlage verändert und das Pflichtfach „Ernährung und Haushalt“ erhalten bleibt?

 

5)    Werden vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur Maßnahmen gesetzt, um SchülerInnen verstärkt auf die Bedeutung von richtiger Ernährung und Bewegung hinzuweisen?

 

6)    Werden vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur Maßnahmen gesetzt, um mehr Bewegungsmöglichkeiten an Schulen anzubieten?