11321/J XXIV. GP
Eingelangt am
02.04.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Harald Walser, Freundinnen und Freunde an den/die
Bundesminister
für
Landesverteidigung und Sport
betreffend Missstände an der Landesverteidigungsakademie (LVAk)
BEGRÜNDUNG
In den
vergangenen Monaten wurde in verschiedenen Medien über Missstände an
der Landesverteidigungsakademie berichtet. Dazu zählen Vorwürfe über Mobbing
und
die Verletzung des Urheberrechts. Die unterzeichneten Abgeordneten wurden in
diesem Zusammenhang über weitere konkrete Missstände informiert.
Mobbing
ist bei Behörden und an Bildungseinrichtungen kein unbekanntes
Phänomen. Es betrifft nicht nur SchülerInnen oder StudentInnen,
sondern auch
Lehrkräfte, DirektorInnen und das Verwaltungspersonal.
Unter
Mobbing versteht der Gesetzgeber eine konfliktbelastete Kommunikation am
Arbeitsplatz u.a. zwischen Vorgesetzten und MitarbeiterInnen, bei der die
angegriffene Person unterlegen ist und von einer Person systematisch, oft und
während längerer Zeit mit dem Ziel des Ausstoßens aus dem
Arbeitsverhältnis direkt
oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet. Es
stellt sich
die Frage, inwiefern von der Behörde disziplinäre Mittel anzuwenden
sind. Zu
erinnern ist etwa daran, dass der VwGH bereits im Erkenntnis vom 24.11.1995
festgestellt hat, dass Beamte nur dann in ihrer Vorgesetztenfunktion belassen
werden dürfen, wenn auf Grund ihrer bisherigen Amtsführung erwartet
werden kann,
dass sie dem vom Gesetzgeber vorgegebenen Anforderungsprofil entsprechen und
im Stande sein werden, ihre Führungsaufgaben zu erfüllen. Zeigt sich
ein Mangel an
Führungsqualität, der zu einem erheblichen Spannungsfeld führt,
sind Vorgesetzte
zu versetzen (VwGH 24.11.1995, 92/12/0130).
In der
„Kronen Zeitung“ vom 09.05.2011 ist auf Seite 15 zu lesen:
„Mobbing: Sadistin
beim Heer flüchtet sich in Krankenstand“. Geschildert wird ein
Vorfall aus der
Stiftskaserne, wo ein behinderter Mitarbeiter jahrelang als „Krüppel
und Säuferkind“
beschimpft wurde, man zwang ihn zum Niederknien etc. „Mit Auffliegen des
Skandals
wurde am 18. Mai 2010 Folgendes beschlossen: In der Militärbibliothek
dürfen
Lehrlinge nicht mehr zu persönlichen Dienstleistungen herangezogen werden.
Und
das Rauchen ist einzustellen.“ Für das Opfer ging der tägliche
Mobbing-Horror
jedoch weiter. Schließlich wurde der Gemobbte an eine andere Dienststelle
versetzt
- und nicht etwa die Mobber (was nach einschlägigen Rechtsvorschriften
eigentlich
hätte geschehen müssen).
Ein
besonderes Problem geht aus einem den unterzeichneten Abgeordneten
vorliegenden Schreiben eines Bediensteten hervor: „Vertragsbedienstete
können
sich nicht einmal an die Parlamentarische Bundesheer-Beschwerdekommission
wenden (was jeder
Grundwehrdiener kann). Sie sind schlicht nicht
beschwerdeberechtigt. Für sie ist bei Problemen der jeweilige Amtsleiter
die erste
Ansprechstation. Aber was soll man tun, wenn dieser selbst betroffen
ist?“
Ein
anderes Problem ist die Verletzung des Urheberrechts und das Führen
falscher
Titel. Im „Kurier“ vom 27.07.2011 ist auf Seite 19 unter dem Titel
„Ein Heer an
Akademikern.
Titeljagd beim Bundesheer“ zu lesen, dass es einen „seltsamen
Erwerb und Umgang mit akademischen Graden durch Bundesheer-Angehörige“
gäbe und
alleine die „Militärexpertin Andrea Riemer“
- sie ist seit 2008 Leiterin des
Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) an der
Landesverteidigungsakademie
(LVAk) - drei Doktortitel führe, von denen nur einer zu
Recht bestehe. Zudem basiere auch der von ihr (damals) geführte Titel „Professor“
„offenbar auf
Täuschungsmanövern“,
die auf die Zusammenarbeit der LVAk mit der
Miklos-Universität für Nationale
Sicherheit nahe Budapest zurückzuführen seien.
Als
Fürsprecher
Riemers nennt der „Kurier“ Raimund Schittenhelm, der „die Qualität der
Ausbildung an der Miklos-Universität (der Rektor wurde übrigens im
Frühjahr 2011
wegen Korruption zu vier Jahren Haft verurteilt) [lobt], er selbst führt einen
Magister,
ohne ein universitäres Studium absolviert zu haben“. Über die
Arbeiten diverser
Personen im Umfeld von Frau Riemer steht im „Kurier“
folgendes vernichtendes
Urteil: „Plagiatsjäger hätten wohl
eine Riesenhetz.“
Im Jahresbericht der
Volksanwaltschaft 2009 taucht die LVAk - und konkret
Vorgänge in deren Publikationswesen -
auf. Auf S. 277 heißt es, dass „einer
bisherigen Praxis entsprechend Bedienstete
des Bundesministeriums für
Landesverteidigung in rechtswidriger Weise nicht bloß als
Autoren, sondern als
Herausgeber von periodischen Medienwerken des Instituts für
Friedenssicherung
und
Konfliktmanagement an der Landesverteidigungsakademie namentlich genannt
wurden.
Der Bundesminister für Landesverteidigung setzte die
Volksanwaltschaft
davon in Kenntnis, dass eine entsprechende Information an die
Landesverteidigungsakademie
ergangen ist und in Zukunft eine im Hinblick auf § 24
Mediengesetz
gesetzeskonforme Vorgangsweise erfolgen wird.“
(http://volksanwaltschaft.gv.at/downloads/2e9p7/PB33-Hauptteil.pdf)
Der Leiter
des hier erwähnten Instituts für
Friedenssicherung und
Konfliktmanagement
(IFK) an der LVAk ist Brigadier Dr. Walter Feichtinger.
2009
wurde eine neue Publikationsordnung der LVAk erlassen, die
Herausgeberschaften
individueller Personen unmissverständlich untersagte. Beteiligt
daran
war unter anderem auch die Rechtsabteilung des Bundesministeriums für
Landesverteidigung und Sport (BMLVS). Darin wird auf das Urheberrecht besser
Bedacht genommen. Dennoch wurden die in dieser Publikationsordnung
festgehaltenen Grundsätze vom IFK auch in der Folge nicht
eingehalten.
Auffallend sind zahlreiche Publikationen, in denen der Leiter des IFK als
Autor, Co-
Autor, Herausgeber oder Co-Herausgeber aufscheint. Auf der Homepage der
Landesverteidigungsakademie sind beispielsweise von Brigadier Feichtinger
folgende
Publikationen angeführt:
Beiträge von Brigadier Feichtinger als Autor:
1.
Alter Krieg im neuen Gewand? Der Kriegsprozess in Kolumbien aus der
Perspektive
der „neuen Kriege“ (aus der Publikation Kolumbien
zwischen Krieg
und Frieden)
2.
Asymmetrie als politik- und kriegsbildbestimmendes Phänomen (aus
der
Publikation
Vielfalt in Uniform Band 1)
3.
Belarus - keine „bunte Revolution“ zu erwarten (aus der
Publikation Belarus
zwischen
Russland und der EU)
4.
Beschreibung der Szenariobündel (aus der Publikation Zur Lösung des
Kosovo-
Konfliktes)
5.
Brigadier Dr. Feichtinger, Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert (aus
der
Publikation
IFK SPIEGEL)
6.
Der bewaffnete Konflikt im Kosovo - Eine militäranalytische
Betrachtung (aus
der Publikation
Konfliktentwicklung auf dem südlichen
Balkan I (17))
7.
Early Warning-Fallstudie Mazedonien (aus der Publikation
Konfliktentwicklung
auf dem südlichen Balkan II (18))
8.
EUFOR TCHAD/RCA Revisited (aus der Publikation EUFOR TCHAD/RCA
Revisited)
9.
Fallstudie ,FYROM/Mazedonien' im Rahmen der Projektkooperation
„Anwendung
eines Early Warning Systems“ (aus der Publikation
Konfliktentwicklung
auf dem südlichen Balkan I (17))
10. Impressum,
Contents, Preface (aus der Publikation Small Arms - Big Problem)
11.Inhaltsverzeichnis und Vorwort
(aus der Publikation Afrika im Blickfeld: Kriege
— Krisen — Perspektiven)
12. Irak 2006
Normalisierung oder Bürgerkrieg (aus der Publikation IFK Aktuell
2006_03)
13. Konfliktprävention und
Krisenmanagement - ein sicherheitspolitisches
Paradigma
im 21 Jahrhundert (aus der Publikation Internationales
Konfliktmanagement
im Fokus)
14. Kurze
Untersuchung der Konflikte auf strategische sowie operativ-taktische
Ähnlichkeiten
und Unterschiede (aus der Publikation Parameter bewaffneter
Konflikte
(4/00))
15. Möglichkeiten
und Stolpersteine in Somalia (aus der Publikation IFK Monitor
01)
16. Private Militärfirmen -
Geschäft mit dem Krieg (aus der Publikation IFK Aktuell
2008 04)
17.Scheidung auf Sudanesisch (aus der Publikation IFK Aktuell 2011_2)
18.Somalia - Zusammenfassende Betrachtungen (aus der Publikation Somalia)
19. Strategische Rahmenbedingungen des Irak Krieges 2003 (aus der Publikation
Irak 2003)
20.Transition
in Arab States: Time for an „EU-Master Plan“ (aus der
Publikation
GCSP Policy Paper n°13)
21. Umbrüche in
arabischen Staaten - eine Herausforderung für Jahrzehnte
(aus
der Publikation Umbrüche in arabischen Staaten - eine
Herausforderung für
Jahrzehnte)
22. Vorwort zu „Integration in der GUS“ (aus der
Publikation Integration in der
GUS)
23.
Zusammenfassung der Ergebnisse des Forschungsseminars der Balkan-
Projektgruppe des BMLV (aus der Publikation Konfliktentwicklung auf dem
südlichen Balkan I (17))
24.
Zusammenfassung und Evaluierung der Ergebnisse des Forschungsseminars
der
Balkan-Projektgruppe (aus der Publikation Konfliktentwicklung auf dem
südlichen Balkan II (18))
25.
Zusammenfassung und Evaluierung der Ergebnisse des Forschungsseminars
der
Balkan-Projektgruppe des BMLV (aus der Publikation Konfliktentwicklung
auf
dem West-Balkan (24))
Von Brigadier Feichtinger herausgegebene Publikationen:
1.
Afrika im Blickfeld: Kriege — Krisen — Perspektiven
(2 Beiträge)
Tagungsband
des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement,
Wien
2. Belarus zwischen Russland und der EU (8 Beiträge)
Sowjetische Vergangenheit, autoritäre Gegenwart - demokratische Zukunft?
3. Die Zukunft von Bosnien und Herzegowina (7 Beiträge)
4.
Economic Impacts of Crisis Response Operations. (9 Beiträge)
An
Underestimated Factor in External Engagement
5.
EU als Krisenmanager (9 Beiträge)
Herausforderungen
- Akteure - Instrumente
6.
IFK Aktuell 2003_01 (1 Beitrag)
Irak
- Ende einer Diktatur
7.
IFK Aktuell 2004_02 (1 Beitrag)
Balkan
:Stabilitätskurs oder „Pulverfass“
8.
IFK Aktuell 2004_03 (1 Beitrag)
Tschetschenien
- Ein vergessener Krieg
9.
IFK Aktuell 2005_04 (1 Beitrag)
Zukunft für Afghanistan
10. IFK Aktuell
2006_01 (1 Beitrag)
Terrorismus
Geißel des 21. Jahrhunderts
11. IFK Aktuell 2006_03 (1 Beitrag)
Irak 2006 Normalisierung oder Bürgerkrieg
12. IFK Aktuell 2007_07 (1 Beitrag)
Der Westbalkan - gefährliche Altlasten und neue Chancen
13. IFK Aktuell
2007_10 (1 Beitrag)
Naher
Osten: die Zeit drängt
14. IFK Aktuell 2008 04 (1 Beitrag)
Private Militärfirmen - Geschäft mit dem Krieg
15. IFK Aktuell
2008 08 (1 Beitrag)
IV/2008
16. IFK Aktuell 2009_02 (1 Beitrag)
Internationales
Konflikt- und Krisenmanagement, Herausforderung der
Zukunft
17. IFK SPIEGEL (14 Beiträge)
Das Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement stellt sich vor
18. INFO
AKTUELL 01/2007 (1 Beitrag)
19. INFO AKTUELL
01/2008 (1 Beitrag)
CMCO
versus CIMIC
20. Info Aktuell
04/2006 (1 Beitrag)
Iran Innenpolitische
Aspekte
21. Info Aktuell
3/2005 (1 Beitrag)
Maßnahmen der
EU zur Terrorbekämpfung
22. Info Aktuell 5/2005 (1 Beitrag)
Usbekistan zwischen Autoritarisums und islamistischer Bedrohung
23. International Crisis Management: Squaring the Circle (1 Beitrag)
24. Internationales
Konfliktmanagement im Fokus (6 Beiträge)
Kosovo, Moldova und Afghanistan im kritischen Vergleich
25. Irak 2003 (5
Beiträge)
Aspekte
eines Umbruchs
26. Irak unter
Saddam Hussein (1 Beitrag)
Das
Ende einer Ära?
27. Islam, Islamismus und islamischer Extremismus (5 Beiträge)
28. Kolumbien zwischen Krieg und Frieden (6 Beiträge)
29. Konfliktprävention zwischen Anspruch und Wirklichkeit (5 Beiträge)
30. Krisenherd
Nordostafrika Internationale oder afrikanische Verantwortung
(1
Beitrag)
Tagungsband
des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement,
Wien
31. Nachrichtendienstliche Kooperation der EU im
Kampf gegen Terrorismus
(1 Beitrag)
Eine Bestandsaufnahme 2006
32. Neutralität und Europäische Integration (6 Beiträge)
Österreich und
Schweden im sicherheitspolitischen Vergleich
33.Provincial Reconstruction Teams in Afghanistan (1 Beitrag)
Ein
innovatives Instrument des internationalen Krisenmanagements auf dem
Prüfstand
34. Religiöser
Extremismus vs. internationale Friedensbemühungen (6
Beiträge)
Lessons
Learned und präventive Strategien im Nahen Osten und am
Westbalkan
35. Somalia (13 Beiträge)
Optionen - Chancen - Stolpersteine
36.Sorting Out the
Mass (3 Beiträge)
Wars, Conflicts, and Conflict Management
37.
Syrien - zwischen Beständigkeit und Wandel (1 Beitrag)
Gesellschaftliche Strukturen und politisches System
38.Transatlantische
Beziehungen im Wandel (8 Beiträge)
Sicherheitspolitische Aspekte der Beziehungen zwischen der Europäischen
Union und Lateinamerika
39.Zivil-Militärische
Zusammenarbeit am Beispiel Afghanistan. Civil-Military
Interaction - Challenges and Chances (16 Beiträge)
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE
1.
Gab es im Zusammenhang mit dem im eingangs zitierten Artikel in der
„Kronen
Zeitung“ vom 09.05.2011 erwähnten Mobbingfall in der Stiftskaserne
dienstrechtliche Konsequenzen? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
2.
Ist Ihnen bekannt, dass auch nach dem Inkrafttreten dieser Regelung
mehrere
LVAk-Broschüren unter der Herausgeberschaft
individueller Personen (z.B.
Brigadier Feichtinger) erschienen sind?
• Wenn ja, seit
wann ist dies bekannt? Wie viele sind es? Welche
Konsequenzen
hat die Missachtung der Publikationsordnung?
3. Wurde die
Umsetzung der im Jahr 2009 erlassene neue Publikationsordnung
der Landesverteidigungsakademie (LVAk), welche die Herausgeberschaften
individueller Personen unmissverständlich
untersagt, evaluiert?
• Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
• Wenn nein, warum nicht? Werden Sie die Umsetzung evaluieren lassen?
4. Ist dem BMLVS
bekannt, ob das Kommando der LVAk unter dem Mitte 2011
in den Ruhestand getretenen General
R. Schittenhelm von diesen
Verletzungen normativer Dokumente des BMLVS, den Erkenntnissen der
Volksanwaltschaft sowie der das Urheberrecht
verletzenden Praxis Brigadier
Feichtingers informiert war?
• Wenn ja, welche Konsequenzen wurden daraus gezogen?
• Wenn nein, werden Sie den Sachverhalt prüfen?
5. Ist Ihnen die
umfangreiche Publikationstätigkeit von Brigadier Feichtinger
bekannt?
• Wenn ja, sind
diese Arbeiten in der Dienstzeit von Brigadier Feichtinger
verfasst
worden?
• Wenn ja, ist
gewährleistet, dass alle diese Publikation von Brigadier
Feichtinger
verfasst worden sind?
• Wenn ja, wie
erklären Sie sich, dass dieser trotz seiner
verantwortungsvollen
Tätigkeit als
Leiter des IFK derart viel Zeit für eine so
rege
wissenschaftliche Arbeit aufbringen kann?
6.
Welche Erklärung hat das Kabinett des BMLVS für die
auffallende
„Sammlung“
von Publikationen durch LVAk-Mitarbeiter?
7.
Ist dem Kabinett des BMLVS bekannt, dass General Schittenhelm und
Brigadier
Feichtinger gegen Mitarbeiter, die eine das Urheberrecht verletzende
Praxis
nicht ohne weiteres hinnehmen wollten, massiven Druck ausgeübt
haben - bis hin zu Kündigungsdrohungen?
8.
Im Verlautbarungsblatt des BMLVS vom 7. September 2010 heißt es zum
Thema
„Beschwerdewesen“:
„Die
Bearbeitung und Erledigung von
Beschwerden ist Teil der im Rahmen der Kommandanten- und
Vorgesetztenverantwortlichkeit
wahrzunehmenden Dienstaufsicht und
Führungstätigkeit.
Verboten ist insbesondere durch Befehle, Versprechungen,
Verschaffung
von Vorteilen oder durch Druckausübung dahingehend
einzuwirken, dass eine Beschwerde nicht erhoben oder zurückgezogen
wird.“
• Ist dem
Kabinett des BMLVS bekannt, dass an General Schittenhelms
LVAk
das damit eindeutig verbriefte Beschwerderecht der Mitarbeiter de
facto
massiv eingeschränkt bzw. überhaupt
aufgehoben war?
9. Uns liegt ein Bericht vor, wonach ein
Mitarbeiter zu General Schittenhelm
gerufen wurden und wegen Nichtigkeiten beschimpft bzw. (wörtlich) mit
der
„beruflichen
Vernichtung“ bedroht wurde. Ist das auch dem Kabinett des
BMLVS bekannt? Wissen Sie davon, dass „unliebsame“
Mitarbeiter der LVAk
(die
alle nicht dem ÖAAB angehörten) sich
systematisch gemobbt, schikaniert,
tyrannisiert
fühlten? Wenn
ja, was waren die Konsequenzen? Wenn nein,
werden Sie diesen Sachverhalt untersuchen?
10.Im eingangs zitierten „Kurier“-Artikel
steht, dass die LVAk-Abteilungsleiterin
Andrea Riemer akademische Titel (so „Prof.“ und „Univ. Prof.“)
auf ihrem
Türschild
verwendet hat, ohne diese Titel rechtmäßig erworben zu haben.
Die
Türschilder
wurden kurz nach dem Abschied von General Schittenhelm als
Kommandant
der LVAk (Juni 2011) entfernt.
• Gab es in
diesem Zusammenhang eine Untersuchung, Weisungen oder
einen
internen Schriftverkehr?
• Wenn ja, mit
welchem Ergebnis? Welche Konsequenzen hat das BMLVS
daraus
gezogen?
11. Die LVAk hat
unter dem Kommandanten General Schittenhelm eine
„Kooperation“
mit der Zrinyi- Miklós-Universität für Nationale
Verteidigung in
Ungarn begonnen. Deren Rektor, Oberst János Szabó, wurde 2010
wegen
Korruption verhaftet und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Zudem ist aus
Presseberichten
(u.a. dem eingangs zitierten „Kurier“) bekannt, dass mehrere
Angehörige der LVAk
- mit Schittenhelms Wissen und Billigung - an dieser
Universität unter
aufklärungsbedürftigen bzw. zweifelhaften Umständen
akademische
Grade erworben haben: So meinten Vertreter der Zrinyi- Miklós-
Universität „unter vier Augen“ zu
BMLVS-Mitarbeitern: „Wir haben die Titel, Ihr
habt
das Geld.“
12. War das
Kommando der LVAk unter Schittenhelm und dem (nach wie vor im
Amt
befindlichen) Stabschef Brigadier Rene Segur-Cabernac über die
Herkunft
der Titel informiert?
• Wenn ja, was wurde unternommen, um diesen Missbrauch abzustellen?
• Wie stellt
sich das Kabinett des BMLVS zu diesem Umstand? Welche
Konsequenzen
wurden gezogen?
13. In einer Anfragebeantwortung
vom 29. Juni 2011 (S91143/77-PMVD/2011)
schreiben Sie: „Derzeit
studieren insgesamt acht Offiziere in zwei Klassen an
der
Zrinyi-Miklos-Universität für Nationale
Verteidigung in Budapest.“ Ein
Studienabschluss
mit Dekretübergabe wird für heuer angekündigt.
• Wie viele
Angehörige des Bundesheeres haben an der Zrinyi-Miklós-
Universität inzwischen
einen akademischen Grad erworben?
• Wie viele
Angehörige des Bundesheeres studieren derzeit an der Zrinyi-
Miklós-Universität?
14. Wurden die
Ausbildungskosten für Angehörige des
Bundesheeres, die an der
an der Zrinyi-Miklós-Universität studiert
haben, von der LVAK übernommen?
Wenn
ja, wie hoch sind diese Kosten?
15. Wie lange
wird die Kooperation der LVAK mit der der Zrinyi-Miklós-Universität
aufrecht bleiben?
16. Ist oder war
die „Kooperation“ der LVAk (unter dem Führungsduo
Schittenhelm
/ Segur-Cabanac) mit der Zrinyi-Miklós-Universität für das
Ansehen des Österreichischen Bundesheeres aus Ihrer Sicht
förderlich?
17.Die LVAk wurde als „Pornoakademie“
zum Gegenstand der Berichterstattung
der Boulevardpresse und von Gratiszeitungen im In- und Ausland: Im März
2011 war ruchbar geworden, dass im Mai 2010 mit einem Mobiltelefon in den
Räumen der Akademie ein einschlägiger Film („Über den
Dächern von Wien“)
aufgenommen worden war, der die Lebensgefährtin des inzwischen
ehemaligen Akademie-Mitarbeiters Major Harald Z. in „voller Aktion“
zeigte;
dieser Streifen war dann gegen eine Gebühr von 10 Euro im Internet
zugänglich. Dieser Skandal hat den Ruf der LVAk im In- und Ausland
nachhaltig und für unbestimmte Zeit geschädigt. Hat das Kabinett des
BMLVS
Hinweise darauf, dass General Schittenhelm lange vor dem März 2011 über
diese Vorgänge informiert war?
• War der
Informationsstand der Vorgesetzten Teil der Untersuchungen zu
diesem
Skandal? Wenn ja, mit welchem Ergebnis und mit welchen
Konsequenzen?
• Wenn nein,
ist eine Untersuchung dieses Aspekts geplant? Wenn nein,
warum
nicht?
18. Anlässlich der
Verabschiedung General Schittenhelms in den Ruhestand
wurde
der Hochglanz-Jubelband „Der Wissenschaft verpflichtet“
verteilt, der
auf
137 Seiten nicht weniger als 45 Fotos enthält, auf
denen Schittenhelm
alleine oder zusammen mit anderen zu bewundern ist. Wie viel hat dieses
peinliche bis groteske Machwerk die LVAk und damit letztlich die
SteuerzahlerInnen gekostet?
19. General
Schittenhelm ist zwar im Ruhestand, doch deswegen nicht vor
dienstrechtlichen
Konsequenzen geschützt. Wird das BMLVS seinen
Informationsstand bezüglich vermuteter Rechtsverletzungen (z.B.
des
Urheberrechts und des Mobbingverbots) an der LVAk untersuchen?
• Wenn nein, warum nicht?
• Wenn ja, schließt sich das Kabinett des BMLVS der
Rechtsmeinung
mancher Juristen an, dass bei General
Schittenhelm der Verdacht auf
Amtsmissbrauch besteht?
20.
Nach Mitteilung des „Standard“ vom
24. Mai 2008 besuchte eine kleine
österreichische
Delegation, der u.a. Brigadier Feichtinger angehört hat, den
Sudan (http://derstandard.at/3244758).
Sie
wurde vom Präsidenten des
Landes, Umar al-Bashir, in dessen Hauptstadt Khartoum empfangen. Gegen
den
Islamisten Al-Bashir erließ der Internationale Strafgerichtshof
in Den Haag
im
März 2009
einen Haftbefehl wegen des Verdachts auf Völkermord,
Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der seit 2003
umkämpften sudanesischen Westprovinz Darfur. In der gleichen
Delegation
mit Feichtinger bei
al-Bashir war Ex-Verteidigungsminister Dr. Werner
Fasslabend (ÖVP). Dessen
Kabinettschef war von 1990 bis 1999
Schittenhelm.
-Wie stellt sich das Kabinett des BMLVS zu diesen
internationalen
Aktivitäten derzeitiger und früherer hochrangiger Mitarbeiter
des BMLVS und konkret zu freundschaftlichen
Kontakten mit dem Regime im
Sudan?
21. Wer kam für die Kosten
der Reise von Ex-Verteidigungsminister Dr. Werner
Fasslabend auf?
22.
Das BMLV definiert, wer sich Militärstratege
nennen darf. Gehört Brigadier
Feichtinger zu diesem Personenkreis?
• Wenn nein,
wie stellt sich das Kabinett des BMLVS zu dem Umstand, dass
Brigadier
Feichtinger im ORF immer wieder als „Militärstratege“
bezeichnet
wird (siehe Berichte http://news.orf.at/stories/2048392/
http://news.orf.at/stories/2045672/2045411/
http://news.orf.at/stories/2075249)
23. Brigadier Feichtinger hat-dem österreichischen
Online-Bibliothekenverbund
zufolge - im Böhlau-Vertrag bereits sieben Bücher herausgegeben bzw. als
Co-Herausgeber fungiert. Es ist allgemein bekannt, dass Publikationen in
diesem Verlag sehr aufwändig sind und von den AutorInnen
bzw.
HerausgeberInnen meist hohe
Druckkostenbeiträge verlangt werden. Gab es
seitens des BMLVS
bzw. der Direktion für Sicherheitspolitik des BMLVS
Zuschüsse zu
Publikationen, für die Brigadier Feichtinger als Autor oder
Co-
Autor bzw.
Herausgeber oder Co-Herausgeber aufscheint?
24. Werden seitens des BMLVS die Vorwürfe gegen
Brigadier Feichtinger untersucht
bzw.
wird angesichts der zitierten Vorwürfe seitens des BMLVS ein Verfahren
gegen
Brigadier Feichtinger eingeleitet? Wenn nein, warum nicht?