11781/J XXIV. GP

Eingelangt am 31.05.2012
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend veraltete Schulbücher in der HTL, die Atomkraft als umweltfreundlich bezeichnen

BEGRÜNDUNG

 

In einer  Maturaklasse der HTL Hollabrunn wird im Fach Energie- und Umwelttechnik ein Lehrbuch verwendet, das aus dem Jahr 1995 stammt. Das Copyright der aktuellen Ausgabe stammt aus dem Jahr 2000. Das Buch „Energie- und Klimatechnik“ von Heinz Gabernik, Verlag Jugend und Volk,  entspricht über weite Strecken nicht dem aktuellen Stand der Technik. Insbesondere in Hinblick auf die Energiegewinnung hat sich seit der Erstellung des Buches sehr viel verändert.

Die erneuerbaren Energien werden in dem Lehrbuch auf den Seiten 115 bis 135 behandelt, fast ebenso viel Raum widmet das Buch der Atomenergie, nämlich die Seiten 98 bis 114. Österreich ist dabei, eine Vorreiterrolle in Sachen erneuerbarer Energien einzunehmen und verzichtet bewusst auf die Errichtung eigener Atomkraftwerke. Diesem Umstand muss in einem aktuellen Lehrbuch unbedingt Rechnung getragen werden.

Abgesehen von der Ungleichgewichtung beinhaltet das Buch auch völlig falsche Aussagen. Auf Seite 114 findet sich folgender Satz: „Diese Annahme (Atomenergie würde sich mittelfristig behaupten, Anm.)  stützt sich darauf, dass Kernkraftwerke im störungsfreien Normalbetrieb zusammen mit den Wasserkraftwerken zu den umweltfreundlichsten Kraftwerken zählen.“ Nicht erst seit Fukushima ist bekannt, dass die Gewinnung von Energie aus Atomkraft alles andere als umweltfreundlich ist. Nicht umsonst ist die Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle aus Atommeilern in Deutschland bis heute nicht gelöst, verursacht die Gewinnung der immer knapper werdenden Ressource Uran enorme Umweltschäden und sind die Errichtung, der Betrieb und die Entsorgung von Atomanlagen mit massivem CO²-Ausstoß verbunden.


Was heute selbstverständlich ist, findet in dem genannten Buch nicht einmal Erwähnung. Längst werden Häuser und Betriebsanlagen nach Niedrigenergie- und Passivhausstandards errichtet und saniert. Das Lehrbuch kennt diese Begriffe, die maßgeblich sind für die Frage, wie viel Energie bereitgestellt werden muss, nicht.

Das berufsbildende höhere Schulwesen in Österreich ist zu Recht einer der Gründe für die niedrige Jugendarbeitslosigkeit und hervorragend ausgebildete Fachkräfte in Österreich. Allerdings kann dieser Standard nur aufrechterhalten werden, wenn die Lehrpläne und Bücher auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik sind.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Halten Sie es für akzeptabel, dass in einem österreichischen Schulbuch behauptet wird, „Kernkraftwerke (zählten, Harald Walser) im störungsfreien Normalbetrieb zusammen mit den Wasserkraftwerken zu den umweltfreundlichsten Kraftwerken“?

·        Wenn ja, worauf stützt sich Ihre Auffassung?

·        Wenn nein, welche Konsequenzen hat das für das Schulbuch „Energie- und Klimatechnik“ von Heinz Gabernik?

2)    Befindet sich das Buch „Energie- und Klimatechnik“ von Heinz Gabernik, Verlag Jugend und Volk, auf der Liste der approbierten Schulbücher?

3)    Wenn ja, warum wurde keine Überarbeitung des Buches hinsichtlich aktueller technischer und politischer Entwicklungen beauftragt?

4)    Wenn nein, warum findet das Buch „Energie- und Klimatechnik“ von Heinz Gabernik, Verlag Jugend und Volk, an der HTL Hollabrunn Anwendung?

5)    Entspricht das Lehrbuch „Energie- und Klimatechnik“ von Heinz Gabernik, Verlag Jugend und Volk, den Lehrplananforderungen der HTL? Bitte um Beifügung des Lehrplanes der HTL für das Fach Energie- und Umwelttechnik.

6)    Wenn nein, wieso wird das Buch immer noch im Unterricht verwendet?

7)    Gibt es Lehrbücher für Energie- und Klimatechnik, die dem aktuellen Stand der Technik und des Umweltschutzes sind? Wenn ja, werden diese entsprechend beworben? Wenn nein, werden Sie sich dafür einsetzen, dass entsprechende Schulbücher erstellt und veröffentlicht werden?

8)    Nehmen Sie diesen Fall zum Anlass, einmal approbierte Schulbücher in bestimmten Abständen erneut überprüfen zu lassen?