11803/J XXIV. GP

Eingelangt am 06.06.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Hermann Gahr
Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Durchführung der Bildungsstandards-Testung in Mathematik am
23. Mai 2012

Bereits vor mehr als zehn Jahren wurde in Österreich mit vielfacher
wissenschaftlicher Begleitung, in den letzten Jahren prim
är durch das Bifie, mit der
Vorbereitung von Bildungsstandards f
ür die Fächer Deutsch, Mathematik und
Englisch begonnen, um die Leistungen von Schüler/innen, Schulen, Schularten und
Regionen im Bundesgebiet zu bestimmten Nahtstellen im Bildungssystem
vergleichbar zu machen.

Am 23. Mai 2012 fand die erste bundesweite Testung von Schüler/innen der
8. Schulstufe in Mathematik statt. Im Vorfeld wurden in der
Öffentlichkeit zahlreiche
Kritikpunkte an der Testung bzw. am Umgang mit den Ergebnissen diskutiert.
Insbesondere die Frage der unterschiedlichen Gewichtung der Ergebnisse
verschiedener Schularten bzw. verschiedener Regionen durch einen vom Bifie
definierten "fairen Vergleichswert" und die Ank
ündigung von BM Dr. Claudia
Schmied, regionale bzw. Schulartenvergleiche nicht vornehmen zu wollen ("Ich
denke nicht daran, Ergebnisse von Schultypen zu veröffentlichen." APA0280, 21. Mai
2012), führte zu einigen offenen Fragen für die Betroffenen.

Daher stellen die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für
Unterricht, Kunst und Kultur nachstehende

Anfrage

1.              Welche Erkenntnisse sollen Ihrer Meinung nach aus den Bildungsstandards
gewonnen werden können?

2.    Wurden bei den bisherigen Feldtestungen im Bereich Mathematik Vergleiche
zwischen unterschiedlichen Schularten, dem städtischen und ländlichen Bereich
bzw zwischen unterschiedlichen Regionen angestellt?


3.      Wenn ja, wie fielen diese Vergleiche aus?

4.      Aus welchem Grund blockieren Sie eine Veröffentlichung von
Vergleichsergebnissen zwischen unterschiedlichen Schularten, dem städtischen
und ländlichen Bereich bzw. zwischen unterschiedlichen Regionen?

5.      Laut Homepage des BMUKK gibt es im laufenden Schuljahr 434 NMS-Standorte,
während es nach Auskunft der Statistik Austria 272 AHS-Unterstufen-Standorte
gibt. Angesichts dieser Zahlen: Warum ist f
ür Sie laut Ihrer Aussage in einer
Pressekonferenz vom 21. Mai 2012 ein Vergleich zwischen AHS und Neuer
Mittelschule erst dann machbar, wenn alle Standorte umgestellt seien, da derzeit

die Zahl der NMS-Standorte noch viel zu gering sei? (vgl. APA0280, 21. Mai
2012)

6.   In § 7a Abs 4 SchOG ist für die Schulversuche auf der Sekundarstufe I
vorgesehen:

"Die Modellversuche sind vom jeweiligen Landesschulrat bzw. vom Stadtschulrat
für Wien unter wissenschaftlicher Begleitung nach bundeseinheitlichen Kriterien
(insbesondere Analyse der Ausgangssituation, Definition von Vergleichsgruppen,
Festlegung der Ziele, Anwendung der Bildungsstandards, Evaluation des
Ressourceneinsatzes) zu betreuen, zu kontrollieren und begleitend zu evaluieren,
wof
ür das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des
österreichischen Schulwesens (...) beizuziehen ist."

Wie sollen die Bildungsstandards in die Evaluierung der Schulversuche auf der
Sekundarstufe I einbezogen werden?

7.      Erfolgt die Einbeziehung der Bildungsstandards in die Evaluierung der
Schulversuche auf der Sekundarstufe
I gem. § 7a Abs 4 aufgrund der
tats
ächlichen Werte oder der geänderten "fairen Erwartungswerte" des Bifie?

8.      Wie wurden die Ergebnisse der Feldtestungen der Bildungsstandards in
Mathematik bisher in die laufende Evaluierung der Schulversuche auf der
Sekundarstufe
I einbezogen?

9.      Aufgrund welcher Parameter bildet das Bifie den "fairen Erwartungswert" zur
Veränderung der Ergebnisse der Schülerleistungen?

10.  Wie werden diese Parameter gewichtet?

11.  Um wie viele Punkte wird gemäß dem "fairen Erwartungswert" das Ergebnis eines
Sch
ülers aus einer AHS im kleinstädtischen Bereich zu korrigieren sein? (Bitte um
Anführung eines Beispiels)

12.  Um wie viele Punkte wird gemäß dem "fairen Erwartungswert" das Ergebnis einer
Schülerin aus einer Neuen Mittelschule bzw. Hauptschule im XV. Wiener
Gemeindebezirk zu korrigieren sein? (Bitte um Anf
ührung eines Beispiels)

13. Welche Aussagekraft sollen die mit dem "fairen Erwartungswert"
hochgerechneten Ergebnisse Ihres Erachtens haben?


14.  Laut Medienberichten haben Sie vor, der Öffentlichkeit einen "Österreich-Bericht"
über die Ergebnisse der Testungen vorzulegen. Werden Sie diesen auch dem
Nationalrat vorlegen?

15.  Werden Sie in Ihrem "Österreich-Bericht" lediglich die "fairen Erwartungswerte"
oder auch die tatsächlichen Ergebnisse der Standards publizieren?

16.  Auf den Seiten 8 und 9 des vom Bifie publizierten Informationsheftes
"R
ückmeldung an die Schüler/innen" vom 22. Mai 2012 (BIST-Ü M8 (2012) /
R
ückmeldung an die Schüler/innen) zeigt sich, dass das Ergebnis eines
Sch
ülers/einer Schülerin sehr stark davon abhängen kann, welches Testheft er
bekam: Die Spannweite zwischen unterschiedlichen Testheften liegt bei bis zu 70

Punkten ("Vertrauensintervall"). Wie aussagekräftig sind angesichts dieser
Tatsache die unterschiedlichen Sch
ülerleistungen?

17.  Nach den Ergebnissen der Feldtestungen: Wie groß waren die Intervalle der
unterschiedlichen Sch
ülerleistungen?

18.  Nach welchen Kriterien wird der Einsatz der verschiedenen Testhefte in den
unterschiedlichen Schulen und Klassen bestimmt?

19.  Die "Kronen-Zeitung" veröffentlichte am 24. Mai 2012 Aussagen von
Schüler/innen nach Ablauf der Testung, die die Aufgaben allesamt als "sehr leicht"
einstuften. Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund dieser Aussagen die
Aussagekraft der Testungen?

20.  Laut Medienberichten geben Sie die Kosten für die Standardüberprüfung 2012 mit
36 Millionen Euro an. Wie setzen sich diese Kosten zusammen?