11954/J XXIV. GP

Eingelangt am 14.06.2012
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Venier

und weiterer Abgeordneter

 

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend die Bildungsstandardtests für Mathematik 2012

 

Der hoch angesehene und für seriöse Recherchen bekannte freie Publizist Dr. Andreas Unterberger veröffentlichte am 21.05.2012 auf seiner Netzseite http://www.andreas-unterberger.at unter Berufung auf unbekannte informierte Kreise einen Kommentar mit dem Titel „Wehe, wenn dieses Gerücht wahr werden sollte“ zu den in derselben Woche angesetzten Tests für die Mathematik-Bildungsstandards der 14-Jährigen.

Dr. Unterberger äußert dabei den Verdacht der Manipulation der Tests durch das BMUKK bzw. Exponenten desselben dahingehend, dass die „diversen Formen der Gesamtschulen“ und Hauptschulen merklich leichtere Tests als die Gymnasien erhalten würden. Darüber hinaus sei auch ein zusätzlicher nachträglicher Aufwertungsfaktor für die Ergebnisse der erstgenannten Schultypen vorgesehen, falls deren Ergebnisse nicht gut genug ausfallen sollten. Damit wolle man "beweisen", dass die Ausbildung in den AHS nicht besser ist als in anderen Schultypen der Sekundarstufe I sei, womit man den politischen Druck in Richtung allgemeiner Gesamtschule weiter erhöhen könnte.

 

Dr. Unterberger führt hierzu eine Indizienkette an, die im Folgenden auszugswiese wörtlich zitiert werden soll:

Die  in der Vorwoche veröffentlichten Musteraufgaben für Mathematik sind so läppisch, dass man ihre Lösung eigentlich einem Volksschüler zutrauen könnte (zB: „Ein Badezimmer hat eine Bodenfläche von 7,2 Quadratmeter. Eine Packung Fliesen reicht für 1,2 Quadratmeter. Wie viele Packungen Fliesen benötigt man mindestens zum Verfliesen des Bodens?“ Gewünschte Antwort: sechs. (…) Das Niveau spricht jedenfalls dafür, dass das Fragen auf Gesamtschulniveau sind.

Vor einigen Wochen wurde unter bis heute rätselhaft gebliebenen Begleitumständen der Chef des mit diesen Tests beauftragten bifie-Instituts gefeuert. Er hatte sich kritisch über die Einführung des Gesamtschule vor einer Evaluierung der vielen seit Jahrzehnten laufenden Gesamtschul-Versuche geäußert. Der Gefeuerte wurde noch dazu durch einen weisungsgebundenen Beamten ersetzt. Da stinkt etwas ganz gewaltig.

Die Manipulationsabsicht würde auch perfekt zur öffentlichen Ankündigung der Unterrichtsministerin passen, die AHS-Unterstufen finanziell auszuhungern, obwohl dort jede dritte Klasse über das gesetzliche Limit hinaus angefüllt ist.

Die Kampagne der SPÖ gegen die Gymnasien wird auch dadurch bewiesen, dass sich der Wiener „Bildungs“-Stadtrat Oxonitsch weigert, die Karl-Popper-Schule weiter zu unterstützen. (…)

Eine Manipulation bei den Bildungsstandards würde auch dem gleichen, was die Wiener Medizin-Uni (…) wenn auch auf einem ganz anderen Gebiet beschlossen hat: Dort werden künftig die Ergebnisse für weibliche Kandidatinnen nachträglich aufgewertet, obwohl das glatt verfassungswidrig ist. (…)

Die Bereitschaft, Fakten zugunsten der Gesamtschul-Ideologie zu verheimlichen, wird auch noch durch eine weitere Tatsache unterstrichen: Das Unterrichtsministerium verbietet, dass hierzulande die unterschiedlichen Pisa-Testergebnisse für AHS-, Haupt- und Gesamtschüler veröffentlicht werden. Das Gleiche passierte mit jenen Tests durch das bifie, denen sich einige Schulen freiwillig gestellt haben.

Und die Manipulationsabsicht wird auch offenkundig angesichts des Kampfes der Unterrichtsministerin dagegen, dass Schulen ihre Bildungsstandard-Testergebnisse auch veröffentlichen. (…)“

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur folgende

 

Anfrage:

 

1. Können Sie mit gänzlicher Sicherheit ausschließen, dass Fragen im Rahmen der Bildungsstandard-Tests 2012 an Unterstufen von Allgemeinbildenden Höheren Schulen einerseits und an Hauptschulen bzw. Neuen Mittelschulen andererseits im Wortlaut und / oder vom Schwierigkeitsgrad her unterschiedlich formuliert waren.

 

 

2. Falls nein, welche Motivation bzw. Ursache bzw. Absicht liegt diesen unterschiedlichen Formulierungen zu Grunde?

 

3. Können Sie mit gänzlicher Sicherheit ausschließen, dass es im Zuge der Auswertung der angeführten Tests zu unterschiedlichen Gewichtungen von Ergebnissen bei verschiedenen Schultypen kommt?

 

4. Falls nein, welche Motivation bzw. Ursache bzw. Absicht liegt diesen unterschiedlichen Gewichtungen zu Grunde?

 

5. Entspricht das Niveau der gestellten Aufgaben jenem Schwierigkeitsgrad, welcher bei thematisch gleichen Aufgaben in den bisher verwendeten Mathematikschulbüchern der AHS-Unterstufe durchschnittlich angesetzt wurde?

 

6. Falls nein, welche Motivation bzw. Ursache bzw. Absicht liegt der Entscheidung zugrunde, die Fragen des Bildungsstandardtests im Niveau niedriger anzusetzen?

 

7. Steht die im März 2012 ausgesprochene Abberufung des en für den Wiener Standort verantwortlichen BIFIE-Direktors Josef Lucyshyn in einem Zusammenhang mit dem Themenkomplex „Bildungsstandards“?

 

8. Wenn ja, in welchem?

 

9. Wollen Sie an der Absicht festhalten, die AHS-Unterstufe finanziell auszuhungern?

 

 

10. Wenn ja, wie rechtfertigen Sie diese Entscheidung?

 

11. Welche Motivation bzw. Ursache bzw. Absicht liegt der Entscheidung zugrunde, die Testergebnisse der einzelnen Schulstandorte nicht zu veröffentlichen bzw. einem Vergleich auszusetzen?