12554/J XXIV. GP
Eingelangt am 11.09.2012
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Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend
betreffend „Geheimverhandlungen des "Comprehensive Economic and Trade Agreement" – CETA mit Kanada“
Seit 2009 laufen die CETA-Verhandlungen zwischen der
EU-Kommission und Kanada. Der kanadische Universitätsprofessor Michael
Geist hat einen Entwurf dieses Abkommens im Sommer 2012 veröffentlicht.
Einiges erinnert an ACTA.
„ Es ist unter anderem jeweils die Rede von
Kooperationsbemühungen zwischen Internetprovidern und Rechteinhabern,
einer abgestuften Erwiderung (Three Strikes Out) und einem Auskunftsanspruch".
(NZZ 12.07.2012).
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend nachstehende
Anfrage:
1. Wann hat die EU-Kommission von den Mitgliedstaaten das Mandat erhalten, mit Kanada das Abkommen CETA zu verhandeln?
2. Aus welchen Gründen hat Österreich
für dieses Verhandlungsmandat der Europäischen
Kommission für diese gestimmt?
Was waren die konkreten Gründe
dafür?
Wann hat Österreich diesen Verhandlungen zugestimmt?
3. In welcher Form ist Österreich bei
diesen Verhandlungen bzw. in den
Verhandlungsverlauf konkret eingebunden?
An wie vielen und welchen Verhandlungsrunden
war Österreich direkt beteiligt?
Welches Ressort ist in die Verhandlungen
eingebunden?
4.
Wann
soll dieses Abkommen aus Sicht des Ressorts nun tatsächlich
abgeschlossen werden?
Wie sieht der Zeitplan aus?
5. Wer kann auf europäischer Ebene nach dem
Lissabonner Vertrag für die
Mitgliedsstaaten dieses Abkommen
abschließen?
Ist es der Art. 133 Ausschuss des Rates?
Wenn nein, wer dann?
Ist eine Ratifikation dieses Abkommens auch seitens der EU-Mitgliedsstaaten erforderlich?
6. In wieweit wurde bzw. wird die deutliche Absage des Europäischen Parlamentes an die ehemals geplanten ACTA-Regelungen bei diesen Verhandlungen berücksichtigt?
7. Wie wird seitens der Europäischen
Kommission und der Verhandlerstaaten
sichergestellt, dass Bestimmungen in CETA
nicht über das geltende EU-Recht hinaus
gehen?
8. Ist dem Ressort der aktuelle Entwurf bekannt?
Was hat sich gegenüber dem Entwurf von Februar 2012 geändert?
9. Welche einzelnen Vorschläge bzw. Entwurfsteile
für dieses Abkommen liegen dem Ressort bzw. Österreich vor?
Welche Positionen nimmt zu diesen Entwürfen ihr Ressort bzw. die
österreichische
Bundesregierung ein (Ersuche um konkrete
Darstellung)?
10. Welche Haltung wird ihr Ressort bzw. Österreich
einnehmen, wenn sich Regelungen
für dieses geplante Abkommen (z.B.
Urheberrecht) nicht an bereits bestehende
EU-Vorschriften orientieren?
11. Durch welche konkreten Maßnahmen sollen
mit diesem CETA-Abkommen Marken- und
Produktpiraterie sowie
Urheberrechtsverletzungen eingedämmt werden?
Welche Vorschläge bzw. Entwurfsteile
liegen dem Ressort bzw. der Europäischen
Kommission dazu vor?
12. Soll mit diesem geplanten Abkommen auch die strafrechtliche Verfolgung von Schutzrechtsverletzungen erleichtert werden?
Welche Vorschläge bzw. Entwurfsteile liegen dazu dem Ressort bzw.
der
Europäischen Kommission vor?
13. Ist es richtig, dass besondere
Maßnahmen gegen Urheberrechtsverletzungen im Internet
- so beispielsweise das französische Modell - in diesem
Abkommen geplant sind?
Oder ist es richtig, dass CETA
eine „abgestufte Erwiderung“ gegen Copyright-
Verstöße im Netz vorsieht?
Welche Unterlagen oder Kenntnisse liegen dem Ressort Österreich bzw. der
Europäischen Kommission dazu vor?
14. Ist es richtig, dass in den
Verhandlungsunterlagen von CETA neben zivilrechtlichen
Bestimmungen zur Rechtsdurchsetzung etwa für den Schutz technischer
Kopierblockaden oder von Systemen zum
digitalen Rechtemanagement (DRM) auch
strafrechtliche Sanktionen bei
Urheberrechtsverletzungen vorgesehen sind?
Welche Unterlagen oder Kenntnisse liegen dem Ressort Österreich bzw. der
Europäischen Kommission dazu vor?
15. Ist es richtig, dass CETA eine Ausweitung der Haftbarkeit Dritter bei
Urheberrechtsverletzungen sowie die
Einschränkung des Haftungsprivilegs für
Provider anstrebt?
Welche Unterlagen oder Kenntnisse liegen dem Ressort Österreich
bzw. Europäischen Kommission dazu vor?
16. Warum werden diese CETA-Verhandlungen weiterhin
geheim, hinter verschlossenen Türen
geführt?
17. Wie viele und welchen Informationsveranstaltungen der Europäischen
Kommission hat es zu CETA gegeben?
Wenn ja, haben Vertreter des Ressorts bzw. Österreichs daran teilgenommen?
18. In welcher Form und in welchem Umfang wurde bislang das Europäische Parlament und der österreichische Nationalrat über diese Verhandlungen unterrichtet?