12728/J XXIV. GP

Eingelangt am 05.10.2012
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Anfrage

 

der Abgeordneten Judith Schwentner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Beanstandungen bei Kosmetika

BEGRÜNDUNG

 

Über 8.500 verschiedene Inhaltsstoffe können in Kosmetika stecken. Ob sich darunter auch giftige Farbstoffe, krebserregende Substanzen oder andere allergene Stoffe befinden, kann nur bei Stichproben durch die Behörden oder Verbraucherschutzvereine festgestellt werden. Dem ersten Allergiebericht Österreichs aus dem Jahr 2006 zu Folge leiden hierzulande rund 1,6 Millionen Menschen unter einer Allergie. Seit den 1980er Jahren ist die Häufigkeit von Allergien stark gestiegen. Frauen sind öfter von Allergien betroffen als Männer. Deshalb gibt es auch im Bereich der Kosmetik eine steigende Nachfrage nach natürlichen Produkten ohne synthetische Rohstoffe und ohne Tierversuche. Naturkosmetika gelten als besonders hautverträglich und werden daher vor allem  von KonsumentInnen gewählt, die keine Chemie auf ihre Haut lassen wollen.

Im internationalen Markt sind die Grenzen zwischen naturnaher Kosmetik und echter Naturkosmetik jedoch fließend. Es gibt zwar einige Naturkosmetik-Siegel, die auf privatrechtlichen Richtlinien basieren, deren zugrunde liegende Kriterien entsprechen jedoch keiner einheitlichen Norm. Da es im europäischen Raum keine einheitliche, gesetzliche Regelung für Naturkosmetikprodukte gibt, ist es für KonsumentInnen fast unmöglich zu erkennen, ob ein Produkt ihren Anforderungen entspricht. 

Das Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz sieht zwar einen Schutz vor Irreführung und Täuschung vor, doch Aufmachungen und Darstellungen können oftmals dazu führen, dass sich KonsumentInnen falsche Vorstellungen über ein Produkt machen. Aus dem Lebensmittelbericht 2011 des Bundesministeriums für Gesundheit geht hervor, dass 23,9 Prozent aller Proben von 1.146 getesteten kosmetischen Mitteln beanstandet wurden. Einen Hauptgrund für die Beanstandungen stellten zur Irreführung geeignete Angaben dar, zudem wurden auch einige gesundheitsschädliche Produkte entdeckt.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)   Der Lebensmittelsicherheitsbericht 2011 weist beim Großteil der beanstandeten kosmetischen Mittel vor allem andere, nicht weiter spezifizierte Beanstandungsgründe aus. Um welche Beanstandungsgründe handelte es sich bei diesen 252 Proben konkret?

2)   Die zweithöchste Zahl der Beanstandungen (59 Proben) ist auf zur Irreführung geeignete Angaben zurückzuführen. Welche irreführenden Angaben wurden hier getätigt und waren darunter auch Naturkosmetikprodukte bzw. naturnahe Kosmetikprodukte?

3)   In 14 Fällen waren die Proben der kosmetischen Mittel gesundheitsschädlich und in 10 Fällen für den Verzehr ungeeignet. Welche Gesundheitsgefährdung lag in diesen Fällen vor? Wurden die KonsumentInnen in diesen Fällen vor der gesundheitsgefährdenden Wirkung gewarnt?

4)   In 44 Fällen wurde die Zusammensetzung der kosmetischen Mittel beanstandet. Was wurde an der Zusammensetzung konkret beanstandet?

5)   Auf welche verbotenen Stoffe werden Kosmetika in Österreich routinemäßig getestet?

6)   Um welche Art von kosmetischen Produkten handelte es sich bei den beanstandeten Proben?

7)   Werden auch Kosmetika als Beigaben in Zeitschriften - sowohl  für Erwachsene als auch für Kinder -  kontrolliert?

8)   Gelten für Kinderkosmetika die gleichen verbotenen Stoffe und Höchstmengen bei Inhaltsstoffen wie für Erwachsene oder gibt es hier spezielle Grenzwerte und/oder eine längere Liste an verbotenen Stoffen?

9)   Wurden in Österreich, so wie in Deutschland,  schon einmal verbotene Farbstoffe in Kosmetika gefunden?


10)  Wurde in Österreich schon einmal der krebserregende und erbgutschädigende Stoff Chrom VI in Kosmetika nachgewiesen?

11)  Wurden in Österreich schon einmal  Dioxine in Kosmetika nachgewiesen?

12)  Sind Phthalate, auch als Weichmacher bekannt, die im Verdacht stehen bei Männern Unfruchtbarkeit auszulösen können, in kosmetischen Produkten erlaubt?

13)  Ist die Verwendung von Stoffen, insbesondere von Duftstoffe, die im Verdacht stehen Allergien zu erzeugen, für Kosmetika zulässig?

14)  Gibt es Studien, ob es in der Bevölkerung zu einem Allergieanstieg, auch aufgrund verschiedener Stoffe in Kosmetika, kommt? Wie viele Menschen erkranken in Österreich jährlich an Kosmetikallergien?

15)  Was passiert, wenn in Kosmetika verbotene Stoffe festgestellt werden? Werden die KonsumentInnen darüber informiert und falls ja, wie? Welche Konsequenzen hat die Beimengung von verbotenen Substanzen für die Kosmetikhersteller?

16)  Für Naturkosmetikprodukte höchster Qualität aus Österreich sollte das Gütezeichen „AustriaNaturKosmetik“ entwickelt werden. Gibt es dieses Gütezeichen bereits bzw. ab wann soll es vergeben werden? Falls ja, wie viele Produkte haben dieses Gütesiegel bereits erhalten?

17)  Sind in Österreich erzeugte oder im Handel erhältliche Naturkosmetikprodukte in jedem Fall frei von Tierversuchen oder nur dann, wenn dies auf der Verpackung gekennzeichnet ist?

18)  Wenn eine Mascara mit einem falschen Wimperneffekt mit Werbebildern beworben wird, die ein Model mit falschen Wimpern zeigen, handelt es sich in diesem Fall um eine irreführende Angabe bzw. eine Täuschung der KonsumentInnen? Ab welchem Grad der Bildmanipulation (mit Bildbearbeitungsgeräten geglättete Haut, falsche Wimpern, gefärbte Hautpartien, etc.) handelt es sich um eine Täuschung der KonsumentInnen aus gesetzlicher Sicht?

19)  Bei wie vielen Prozent der Frauen und Männer in Österreich (bitte getrennt nach Geschlecht angeben), die unter einer Allergie leiden, gelten Kosmetika oder Haussalben als allergieauslösende Substanzen?

20)  Wie viele Krankenstände aufgrund von Allergien waren 2011 bei Frauen und Männer (bitte getrennt nach Geschlecht angeben) auf allergieauslösende Substanzen in Kosmetika oder Haussalben zurückzuführen? Wie lange betrug die durchschnittliche Dauer dieser Krankenstände und wie hoch waren die Kosten, die den Krankenversicherungsanstalten dadurch verursacht wurden?

21)  Wie hoch belaufen sich die jährlichen Kosten im Gesundheitssystem für die Diagnose (Allergietests) und Behandlung von Allergien, die durch Kosmetika oder Haussalben ausgelöst wurden?