15341/J XXIV. GP
Eingelangt am 03.07.2013
Dieser Text wurde elektronisch
übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Josef Lettenbichler
Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Aufnahme der Vignettenkontrolle auf der A12 Inntalautobahn
zwischen der Staatsgrenze bei Kiefersfelden und der Anschlussstelle Kufstein- Süd ab 1. Dezember 2013
Im Jahr 1996 wurde – noch vor Einführung der Vignettenpflicht in Österreich – mit dem damaligen Wirtschaftsminister Dr. Johannes Ditz und seinem Nachfolger Dr. Johann Farnleitner politisch vereinbart, die Vignettenkontrollen für den oben beschriebenen Streckenabschnitt unbefristet auszusetzen. Diese „Kufsteiner Lösung“ wurde nicht mit anderen Projekten oder Fragen von bestimmten Streckenabschnitten in einen Zusammenhang gestellt.
Kürzlich wurde von der ASFINAG überfallsartig und ohne Rücksprache mit zuständigen Landes- oder Regionalpolitikern über die Tagespresse angekündigt, die Vignettenpflicht bei diesem 5,7 km langen Teilstück ab 1. Dezember 2013 zu kontrollieren. Die Autobahn A12 stellt für die umliegenden Gemeinden die Umfahrungsstraße der Dorfkerne dar. Zukünftig ist mit einem enormen Ausweichverkehr auf das mautfreie, niederrangige Verkehrsnetz zu rechnen. Besonders die Gemeinden Kufstein, Ebbs, Erl und Niederndorf auf Tiroler Seite sowie die bayerischen Gemeinden Oberaudorf und Kiefersfelden wären massiv betroffen und es ist damit zu rechnen, dass mit der Umsetzung dieses Vorhabens der Verkehr in diesen Gemeinden an zahlreichen Tagen vollends zum Erliegen kommen würde.
Auch für den Tourismus in der Region waren und sind vor allem die Tagesgäste aus dem bayerischen Raum ein unverzichtbarer Faktor für den Erhalt von Arbeitsplätzen und dem Schaffen von Wertschöpfung. Viele Betriebe im Söllandl und im Bezirk Kitzbühel haben im Vertrauen auf das Halten dieser politischen Vereinbarung ihre Kapazitäten ausgelegt und in den vergangenen Jahren kräftig investiert.
Die Bevölkerung im Tiroler Unterland ist ob dieser Entscheidung zu Recht verunsichert und verärgert. Man ist gewohnt, dass Wort gehalten wird und eine – sich in der Vergangenheit bestens bewährte – politische Vereinbarung Bestand hat.
Die Begründung der ASFINAG, dass mit der Inbetriebnahme der zweiten Pfändertunnelröhre auf der A14 auch die „Kufsteiner Lösung“ beendet werden muss, ist aus unserer Sicht unzulässig. Die Region Kufstein ist topografisch und verkehrstechnisch nicht mit anderen Grenzregionen vergleichbar.
Die Anrainer in den betroffenen Gemeinden, deren Lebensqualität auf dem Spiel steht, sowie die politisch Verantwortlichen werden diese Entscheidung nicht widerspruchslos hinnehmen und sich zur Wehr setzen.
Bereits zweimal (1997 Finanzminister Edlinger und 2007 Verkehrsminister Faymann) ist die Politik zur Einsicht gekommen und hat eine geplante Aufhebung der Mautbefreiung zwischen Kiefersfelden und Kufstein-Süd nicht zuletzt aufgrund des großen Drucks durch die Bevölkerung wieder verworfen.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie folgende
Anfrage:
1. Wurde die Ankündigung der ASFINAG, die Kontrolle der Vignettenpflicht ab 1. Dezember 2013 im oben genannten Streckenabschnitt aufzunehmen, mit Ihnen als ressortzuständige Ministerin abgesprochen?
2. Wenn ja, warum halten Sie nicht an der politischen Vereinbarung aus dem Jahr 1996 fest?
3. Wenn nein, werden Sie der ASFINAG empfehlen, ihre Entscheidung rückgängig zu machen?
4. Wieviele KFZ wurden in den Jahren 2008 - 2012 auf der A 12 Inntalautobahn bei Kufstein gezählt (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
5. Wieviele KFZ wurden in den Jahren 2008 - 2012 auf der B 173 Eibergstraße bei Schwoich gezählt (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
6. Wieviele KFZ wurden in den Jahren 2008 - 2012 auf der B 175 Wildbichlerstraße bei Ebbs gezählt (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
7. Wieviele KFZ wurden in den Jahren 2008 - 2012 auf der B 172 Walchseestraße bei Niederndorf gezählt (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
8. Wieviele KFZ wurden in den Jahren 2008 - 2012 auf der B 171 Tirolerstraße bei Kufstein gezählt (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
9. Welche Mehreinnahmen erwartet die ASFINAG durch die Aufnahme der Vignettenkontrolle im genannten Streckenabschnitt?
10. Stehen für Sie die durch Vignettenkontrollen eventuell zu erwartenden Mehreinnahmen in einem rechtfertigbaren Verhältnis zur Mehrbelastung der 35000 Einwohner in den meistbetroffenen Gemeinden Ebbs, Erl, Niederndorf, Kufstein, Oberaudorf und Kiefersfelden?
11. Wie lauten Ihre Vorschläge, dem drohenden Anstieg des Verkehrsaufkommens in den durch Aufnahme der Vignettenkontrolle leidtragenden Gemeinden Herr zu werden?
12. Wäre eine Aufnahme des oben genannten Teilstückes der A 12 Inntalautobahn in die Ausnahmebestimmungen betreffend zeitabhängige Maut des Bundesstraßen- Mautgesetzes ein möglicher Ansatz, das vorhersehbare Verkehrschaos auf den niederrangigen Straßen zu verhindern?
13. Wäre eine Aufnahme des oben genannten Teilstückes der A 12 Inntalautobahn in die Mautstreckenausnahmeverordnung ein möglicher Ansatz, das vorhersehbare Verkehrschaos auf den niederrangigen Straßen zu verhindern?
14. Wie hoch ist die Summe der Mauteinnahmen in Tirol, die die ASFINAG in den Jahren 2008 - 2012 lukrieren konnte (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
15. Wie hoch ist die Summe der Ausgaben in Tirol, die die ASFINAG in den Jahren 2008 - 2012 in Infrastruktur investierte (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
16. Welche Summe entging der ASFINAG in den Jahren 2008 - 2012 durch das Aussetzen der Vignettenkontrolle zwischen Kiefersfelden und Kufstein-Süd (aufgeschlüsselt nach Jahren; bitte Berechnungsmethode angeben)?