15517/J XXIV. GP

Eingelangt am 08.07.2013
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Gesundheit

 

betreffend Vogel-Strauß-Drogenpolitik

 

 

Die Anfragebeantwortung (14144/AB) auf die Anfrage "Substitutionsbehandlung in Österreich" (14452/J) zeigt ein erschreckendes Bild. So werden beispielsweise in der Steiermark 66% oder in Wien 65% der Suchtpatienten mit Substitol behandelt, trotz § 23c der Suchtmittelverordnung („Bei der Substitutionsbehandlung sind Methadon sowie auch Buprenorphin, jeweils in einer für die personale Einnahme geeigneten und die i.v. Verwendung dieser Suchtmittel erschwerenden Zubereitung, Mittel der ersten Wahl. Nur bei Unverträglichkeit dieser Arzneimittel dürfen andere Substitutionsmittel verschrieben werden“). Eigentlich sollten bei Ihnen sofort die Alarmglocken läuten, da Sie als oberste Aufsichtsbehörde die Letztverantwortung tragen. Dennoch haben sie sich in der Beantwortung darauf zurückgezogen, dass "ärztliche Einzelfallbetreuung keinen Gegenstand der Vollziehung Ihres Ressorts betreffen".

 

Angesichts der Zahlen, kann wohl nicht mehr von Einzelfällen gesprochen werden, sondern wohl eher von einem "System".

So erzählen beispielsweise Apotheker aus Wien, dass zahlreiche Suchtpatienten die Hälfte der Kapseln nach dem Verlassen der Apotheke wieder ausspucken und an einen Dealer weitergeben. Damit hat sich in den letzten Jahren ein reger Schwarzmarkt mit den Kapseln entwickelt. Offensichtlich reicht für einen großen Teil der Suchtpatienten die halbe Dosis des verschriebenen Substitol, oder sie kaufen sich aus dem Erlös der ausgespuckten und weiterlaufenden Substitolkapsel zusätzliche Drogen zu.

 

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

Anfrage

 

1.    Welche Maßnahmen werden Sie treffen, um die Menge an verschriebenem Substitol zu verringern?


2.    Sehen Sie Handlungsbedarf, angesichts der großen Menge an verschriebenem Substitol (Steiermark und Wien zwei Drittel, Burgenland, Niederösterreich und Tirol rund 60%, Salzburg, Tirol und Oberösterreich weit über 40%), die Ausbildung der Ärzte zu optimieren?

3.    Wenn ja, wie genau?

4.    Sehen Sie Handlungsbedarf, zusätzliche Schulungen für die Amtsärzte durchzuführen?

5.    Wenn nein, warum nicht?

6.    Könnten Sie sich vorstellen, dass Suchtpatienten hinkünftig regelmäßig darauf überprüft werden, ob sie die verschriebene Menge des Drogenersatzproduktes auch wirklich eingenommen haben?

7.    Wie viele Drogentote gab es im Jahr 2012 österreichweit?

8.    Wie lange darf zwischen dem Ereignis der Zufuhr der tödlichen Dosis einer illegalen Substanz und dem tatsächlichen Todeszeitpunkt liegen, um als direkte Folge (als Drogentoter) gezählt zu werden? (in Stunden)

9.    Wie viele Personen starben in den Jahren 2008 bis 2012 an einer Überdosis Substitol?(aufgeschlüsselt nach Jahren)

10. Wie viele dieser Personen waren nicht in einem Drogenersatzprogramm?

11. Wie viele Personen starben an den Folgen einer Überdosierung verschiedener illegaler Substanzen in Kombination mit Substitiol in den Jahren 2008 bis 2012? (aufgeschlüsselt nach Jahren)

12. Wie viele dieser Personen waren nicht in einem Drogenersatzprogramm?