46/JPR XXIV. GP
Eingelangt am 09.06.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
des Abgeordneten Dr. Johannes Hübner
und weiterer Abgeordneter
an die Präsidentin des Nationalrates
betreffend Reisen sowie deren Kosten und Beschickung von Parlamentariern zu internationalen Ereignissen mit Relevanz zum Österreichischen Nationalrat
Das Parlamentsbudget sieht Kosten für Beschickungen der Abgeordneten zu relevanten internationalen Konferenzen vor. Die Liste der Beschickungen erfährt auch im Lichte der Sparmaßnahmen eine restriktive Entsendungspolitik, was prinzipiell zu begrüßen ist. Es ist jedoch ebenfalls auffällig, dass im „Entsendungskatalog" der NR-Präsidentin, den sie alleine - nach allfälliger Rücksprache mit dem EU- und Internationalen Dienst der Parlamentsdirektion und BMEIA - entscheidet, kaum Neuerungen und/oder Verschlankungen aufscheinen. Evaluierungen bestehender Entsendungen als auch Entsendungen zu neuen relevanten Konferenzen und Organisationen scheinen nicht vorgesehen zu sein. Ferner ist festzustellen, dass mögliche Synergieeffekte mit anderen in Österreich ansässigen Organisationen/Missionen kaum bis gar nicht gesucht werden.
Auszüge der Entsendungskategorien (laut Intranet Webseite Parlament):
1. Bilaterale österreichische Parlamentarierdelegationen im Ausland u. sonstige Reisen im Rahmen internationaler parlamentarischer Versammlungen
2. Staatsbesuche
3. Parlamentarierkonferenzen auf europäischer und multilateraler Ebene im Ausland
4. Parlamentarierkonferenzen auf europäischer und multilateraler Ebene in Österreich
5. Teilnahme österreichischer Parlamentarier an Wahlbeobachtungen
6. Österreichische Delegation zur Parlamentarischen Versammlung des Europarates
7. Organe der IPU im österreichischen Parlament
8. Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und Beitrittskandidaten
9. Konferenzen der Präsidenten der Parlamente der EU-Mitgliedstaaten, der Mitgliedstaaten des Europarates, der Z.E.I. und der euromediterranen Parlamente
Durch Beteiligung z.B. des BMEIA, der OSZE, der Wirtschaftskammer u.a. könnten substantielle Entsendungskosten eingespart werden, wodurch Mittel für neue und wichtige Aktivitäten vorhanden wären
Eine nähere Betrachtung des vorläufigen Entsendungskataloges 2010 ergibt folgende Auflistung:
Entsendungen 2010
|
Anzahl |
Prammer |
7 |
Neugebauer |
4 |
Graf |
1 |
SPÖ |
23 |
ÖVP |
21 |
FPÖ |
7 |
Grüne |
10 |
BZÖ |
5 |
Parl Dion |
2 |
Keine Entsendung |
12 |
Offene Entsendungen |
28 |
Insgesamt sind es 92 Konferenzen mit Zielen wie Oman, China, Namibia, Indien, Marokko, Jordanien, New York, St. Petersburg, Bolivien, Rio, Bangkok, Kasachstan, Brüssel (17x), Paris (13x)
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Präsidentin des Nationalrates nachstehende
Anfrage:
1. Nach welchem Kriterienkatalog werden Entsendungen prinzipiell entschieden und können Sie diesen beifügen?
2. Wenn es keinen Kriterienkatalog gibt, welche konkreten objektive Grundlagen werden angewendet bzw. welche werden Sie einvernehmlich definieren?
3. Wie erfolgt konkret die Evaluierung der Entsendungen zu aktuellen politischen internationalen Gegebenheiten und neuer Organisationen?
4. Von wann und wem stammen die Kriterien und wann wurden diese zuletzt adaptiert?
5. Wie erfolgt konkret die Anpassung der Kriterien zu Entsendungen auch unter dem Gesichtspunkt der fraktionspolitischen Landschaft im Hause? Wenn keine Auskunft möglich, warum nicht?
6. "Einladungen sind teurer als Reisen" (Zitat Nationalratspräsidentin bei der ersten Besprechung zu den Bilateralen Parlamentarischen Gruppen) . Führen Sie exemplarische Beispiele anhand von Vergleichsaufstellungen der letzten vier Jahre auf, welche die Gegenüberstellung von Reisekosten zu Einladungskosten darstellen und so Ihre Aussage untermauern.
7. Einrichtungen des Bundes unterliegem einer strengen Kostenkontrolle insbesondere in Sachen Reisetätigkeit.
a) Warum werden Reisen prinzipiell nach dem Bund-Tarif (Full fair Economy) oder Business reserviert, obwohl selbst bei Änderung der Flugzeiten ein Neukauf in der Kategorie Economy in den meisten Fällen billiger wäre?
b) Erachten Sie es für sinnvoll, dass gängige Kurzdestinationen wie z.B. Brüssel, Straßburg, Paris, London künftig nur mehr in Economy stattfinden sollten? Welche konkreten Maßnahmen werden Sie zu diesem möglichen Spar- und Optimierungspotential zum Reisebudget des Parlamentes beitragen?
c) Wie verhält es sich bei den erworbenen Flugmeilen: Werden die Abgeordneten und Parlamentsmitarbeiter schriftlich mittels einer Vereinbarung
verpflichtet, die dienstlich erworbenen Flugmeilen bei Ankauf eines nächsten dienstlichen Fluges - wie bei anderen Einrichtungen des Bundes auch üblich - zur Verfügung zu stellen? Wenn dies nicht geschieht, welche Maßnahme werden Sie als Spar- und Optimierungspotential des Reisebudgets des Parlamentes treffen?
8. Mit welchen Fluglinien, Billiganbietern und Reisebüros bestehen
Rahmenvereinbarungen um ein mögliche preisliche Optimierung der
Flugdestinationen zu erwirken?
Wenn
keine Rahmenvereinbarungen bestehen, welche konkreten Maßnahmen werden Sie ergreifen?
Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, warum
nicht?
9. Mit welchen Hotels/Hotelketten bestehen Rahmenvereinbarungen um eine mögliche preisliche Optimierung der Hotelkosten im In- und Ausland zu erwirken?
Wenn keine Rahmenvereinbarungen bestehen, welche konkreten Maßnahmen
werden Sie ergreifen?
Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, warum nicht?
10. Welche Reisen wurden in den letzten zwei Legislaturperioden, inklusive dieser GP durch das Parlament veranlasst bzw. bezahlt. Schlüsseln Sie Datum, Zweck, wer ist auf Kosten des Parlaments mitgereist, wie hoch waren die Flugkosten, Übernachtungskosten, sonstigen Kosten je Reise auf.
Wenn keine Erhebung möglich, warum nicht?
11. Nach welchen Kriterien werden die Delegationsteilnehmer und die Delegationsleitung bestimmt? Von wem und aus welchem Jahr stammen diese Kriterien?
12. Bestehen Unterstützungs- oder Sponsoringverträge, welche allfällige Reisekosten entlasten könnten?
Wenn ja, welche?
Wenn nein, warum nicht?
13. Wie werden Sie künftige Unterstützungen von z.B. Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung, der politischen Akademien oder möglicherweise der Fachministerien initiieren?
Wenn nicht, warum nicht?
14. Nach welchen Kriterien und wie werden allfällige Überlappungen und Doppelgleisigkeiten zwischen Legislative und Exekutive (z.B. involvierte oder betroffene Ministerien) überprüft und vermieden? Wenn nein, warum nicht?
15. Welche konkreten Maßnahmen werden Sie vorschlagen, um allfällige Doppelgleisigkeiten und unnötige Überlappungen derart hintanzuhalten, dass etwa die Informations- und Berichtspflicht der betroffenen Ministerien verbessert werden kann und so zusätzliche Reisen möglicherweise obsolet werden könnten?
Wenn keine Maßnahmen vorgesehen sind, wieso nicht?
16. Der Rechnungshof kritisiert seit Jahren die starke Reisetätigkeit der Ministerien. Welche persönlichen Ansätze sehen Sie um hier im Zeitalter der modernen Medien einen entlastenden Beitrag, etwa durch Errichtung einer Videokonferenz Infrastruktur im Hohen Haus, generieren zu können?
17. Warum wurde am Beispiel der letzten European Interparliamentary Space Conference (EISC) in London - wo doch Österreich den UNO Sitz des Office of Outer Space Affairs und des UN Comittee for Peaceful Use of Outer Space (COPUOS) beheimatet sowie als Mitlgliedsland der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) wesentliche Interessen haben sollte – nicht – trotz erhaltener Einladung – parlamentarisch beschickt? Warum wurde diese Entscheidung nicht mittels eines Rundlaufes sondiert?