34/PET XXIV. GP

Eingebracht am 10.07.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

Mag. Johann Maier

ABGEORDNETER ZUM NATIONALRAT
DER REPUBLIK ÖSTERREICH

Tel.   40110/0

Fax   40130/3455

http://spoe.parlament.gv.at

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara PRAMMER

im   Hause

Wien, am 10. Juli 2009

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

In der Anlage übermittle ich die Petition „CSR-Gütezeichen für gesellschaftliche
Verantwortung von Unternehmen" mit dem Ersuchen um geschäftsordnungsmäßige
Behandlung.

Mit freundlichen Grüßen

Mag. Johann Maier
Abg. zum Nationalrat

Die Sozialdemokratische Parlamentsfraktion

Klub der sozialdemokratischen Abgeordneten zum Nationalrat,

Bundesrat und Europäischen Parlament

Austria - 1017 Wien, Parlament                                                                           


Einreicherin: Petra Lehner

Parlamentarische Petition

„CSR-Gütezeichen für gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen"

Um bestmögliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft - und damit für einen funktionierenden und fairen Kapitalmarkt - sicherzustellen, beabsichtigt die neue österreichische Bundesregierung nach dem Regierungsübereinkommen u.a. als Maßnahme „die Verknüpfung von wirtschaftlichem Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung zu unterstützen bzw. deren Umsetzung zu prüfen".

„Corporate Social Responsibility", abgekürzt CSR (oder in der deutschen Übersetzung

„Soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen") spielt nicht nur in

wirtschaftspolitischen Diskussion eine Rolle, sondern bereits in der wirtschaftlichen Realität,

da damit zur Wertschöpfung und Nachhaltigkeit beigetragen werden kann.

„Corporate Social Responsibility" steht für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln.

Dabei geht es um gesellschaftliches Engagement von Unternehmen über den gesetzlichen

Rahmen hinaus, es geht um ethische, soziale und ökologische sowie ökonomische

Verantwortung. Informationen über dieses gesellschaftliche Engagement müssen für

Konsumentinnen und Konsumenten deutlich erkennbar sein.

Mit einem CSR-Gütesiegel wird Wettbewerb und nachhaltige Unternehmensführung

unterstützt und Konsumentinnen mit entsprechenden Informationen versorgt.

Die neue österreichische Bundesregierung von SPÖ und ÖVP bekennt sich im gemeinsamen Regierungsübereinkommen (Kapitel „Wirtschaft und Außenwirtschaft") zu einer sozialen und ökologisch nachhaltigen Marktwirtschaft. In diesem Zusammenhang unterstützt die Bundesregierung auch das Konzept der „Corporate Social Responsibility" (CSR), das wesentlich zum Erfolg der Unternehmen und zum Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft beiträgt und unterstützt Unternehmen darin, eine pro-aktive CSR-Strategie fortzusetzen oder zu entwickeln.

Die internationale Finanzmarktkrise hat - so deutlich wie noch nie - die fehlende unternehmerische Verantwortung im Finanzmarkt- und Bankensektor (insbesondere im Kreditgeschäft) aufgezeigt. Nur wenn dieser Sektor in Zukunft verantwortungsvoll handelt (d.h. im Sinne eines „verantwortlichen Kreditgeschäft") und ein ganzheitliches Managementsystem implementiert, kann dieser das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten zurückgewinnen und einen nachhaltigen Unternehmenserfolg erzielen.


-2-

Betrachtet man die Einstellungen und Verhaltensweisen, mit denen Menschen in unseren Gesellschaften mit „Konsum" umgehen, dann zeigt sich, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten von den Anbietern weit mehr als nur ein gutes Produkt und gute Preise erwarten, nämlich auch gerechte Behandlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ökologische Produktionsweise, Österreichbezug und vieles andere mehr: [1]

Hohe Qualität bei Produkten und Leistungen                                                                          8 %

Verzichten auf Kinderarbeit                                                                                                   68 %

Sehr gutes Preisleistungsverhältnis bei Produkten bzw. Leistungen                                      65 %

Bemühen sich um gerechte Bezahlung, die der Leistung der Mitarbeiter entspricht              64 %

Bemühen sich um die Erhaltung österreichischer Betriebsstandorte                                     64 %

Behandeln Kunden entgegenkommend bei Beschwerden oder Reklamationen                      63 %

Bieten umweltfreundliche Produkte und Verpackungen                                                        63 %

Wahren die Interessen und Rechte der Arbeitnehmer                                                            61 %

Schaffen ein gutes Betriebsklima, in dem sich Arbeitnehmer wohl fühlen                             61 %

Konsumentinnen und Konsumenten haben also im Allgemeinen ein recht hohes Interesse an sozial verantwortungsvoll handelnden Unternehmen und an einem ökologisch orientierten Vorgehen dieser Unternehmungen. Es sind nicht nur die Dimensionen Preis, Produktqualität und Zusatznutzen, die für Konsumentinnen und Konsumenten interessant sind, sondern das gesamte Umfeld, in dem die Herstellung von Produkten und der Handel stattfindet, rückt in das Zentrum. Damit kann das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen mit konkreten Konsumentscheidungen honoriert werden.

Eine moderne Wirtschaftspolitik hat Nachhaltigkeit zum Ziel. Aber nachhaltigere Konsumformen sind nur dann möglich, wenn Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit haben sozial und ökologisch verantwortungsvoll handelnde Unternehmen beim Kauf auch erkennen zu können.

 


-3-

                     Soziale Verantwortung gegenüber allen Beteiligten oder Betroffenen (Stakeholder), Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Vorlieferanten (insbesondere in Hinblick auf Fair Trade bei Ursprungsländern der Dritten Welt), Geschäftspartner, Kunden, Menschen und Gebietskörperschaften aus den jeweiligen regionalen Umfeldern.

                     Umweltverantwortung von der Produktentwicklung, über den Produktionsprozess, die Beschaffung (auch von Rohstoffen und Halbfabrikaten), Logistik und Distribution bis hin zum umweltgerechten Angebot und seiner Entsorgung.

                     Informationsqualität, also aktive, offene, authentische Kommunikation nach innen und nach außen.

                     Kundenorientierung und zwar von der Produktentwicklung, der Marktbearbeitung, dem Umgang mit Kunden, bis hin zum verbraucherfreundlich gestalteten Angebot und After-Sales-Service.

CSR-Aktivitäten werden zunehmend auch von österreichischen Unternehmen prinzipiell als sinnvoll und notwendig erachtet. CSR hat aber auch in Mitteleuropa und bei den großen, multinationalen Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Unternehmen engagieren sich. Unternehmensberatungen wie beispielsweise Pricewaterhouse Coopers (PWC) bieten CSR bereits als Beratungsleistung an. Auch die europäischen und nationalen Interessensverbände der Unternehmen sehen zunehmend deren Bedeutung. Die Europäische Union hat dazu auch ein „Grünbuch" vorgelegt, vom Europäischen Parlament wurde darüber hinaus eine objektive Messlatte für CSR verlangt.

Es wäre daher als erster Schritt sinnvoll, einheitliche Standards für die Bewertung von „Corporate Social Responsibility" zu schaffen und diese auch den interessierten Konsumentinnen und Konsumenten sowie alle Unternehmen zugänglich zu machen. Ein weiterer entscheidender Schritt wäre in der Schaffung und Etablierung eines „CSR- Gütezeichens" zu sehen. Dieses Gütezeichen sollte den KonsumentInnen zu signalisieren, dass mit dem Produktkauf auch ein „gutes", vorbildliches Unternehmen gekauft wird. KonsumentInnen könnten damit dieses Engagement und diese gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen mit ihren konkreten Kauf- und Konsumentscheidungen honorieren.


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Petition

Der/Die Einbringerin ersucht gemeinsam mit dem unterzeichneten Abgeordneten die zuständigen Mitglieder der österreichischen Bundesregierung

                    die Etablierung einer CSR-Strategie in Unternehmen aktiv zu unterstützen,

                     unter Berücksichtigung von Best-Practices-Modellen, einheitliche Standards für die Bewertung eines"CSR-Gütezeichen" zu erarbeiten,

                    die Einführung eines „CSR-Gütezeichen" in Österreich in die Wege zu leiten,

                     dieses „CSR-Gütezeichen" durch entsprechende Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu bewerben, um die Öffentlichkeit von der Sinnhaftigkeit und Zweckmäßigkeit zu überzeugen sowie

                     der Öffentlichkeit im Jahr 2010 auch einen Bericht zur Umsetzung der österreichischen pro-aktiven CSR-Strategie vorzulegen.

Mag. Johann Maier

Abg. zum Nationalrat



[1] Vgl. Karl Kollmann: Soziale Verantwortung von Unternehmen als erwünschter Konsumparameter, in: Wirtschaft und Gesellschaft, 30. Jg, 3/2004, S 421-428.