153/PET XXIV. GP

Eingebracht am 13.02.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

Frau

Präsidentin des Nationalrates
Maga Barbara Prammer
im Hause

Wien, am 13. Feber 2012

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

In der Anlage übermittle ich die Petition

Kein Abbau von Schiefergas in Niederösterreich.
Keine Probebohrungen Schiefergas im Weinviertel“

im Sinne des § 100 Abs. 1 Z 1 GOG mit dem Ersuchen um
geschäftsordnungsmäßige Behandlung.

Mit freundlichen Grüßen

Tanja Windbüchler-Souschill
Abgeordnete zum Nationalrat


PETITION

Kein Abbau von Schiefergas in Niederösterreich
Keine Probebohrungen Schiefergas im Weinviertel

Die Bundesregierung wird hiermit aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass
keine Bohrungen nach Schiefergas im Weinviertel/Nieder
österreich stattfinden.

Die OMV plant 2 Probebohrungen nach Schiefergas und in weiterer Folge den
Abbau von Schiefergas im Weinviertel.

Die Beeinträchtigung von Gesundheit und Umwelt durch besagte Bohrungen wären
allerdings enorm. Folgeschäden sind im Moment nicht abschätzbar.
Erfahrungsberichte anderer L
änder zeigen jedoch deutlich, dass bei derartigen
Bohrungen giftige Gase austreten k
önnen, die das Trinkwasser massiv belasten. Vor
allem für unsere Kinder wären die gesundheitlichen Schäden durch verseuchtes
Wasser verheerend.

Die OMV besitzt laut Mineralrohstoffgesetz eine Bewilligung für den Abbau von
Rohstoffen ohne Umweltvertr
äglichkeitsprüfung. Schiefergas zählt zu den
Kohlenwasserstoffen und daher besteht auch laut Mineralrohstoffgesetz kein
Eigentumsrecht an Grund und Boden.

Kurzum: Wenn die OMV nach Schiefergas bohren will, dann ist das jederzeit
m
öglich. Selbst Grundstücksbesitzer/innen haben dabei kein Einspruchsrecht.

Neben den enormen gesundheitlichen Auswirkungen und den vorhandenen
Bewilligungen f
ür Bohrungen ohne Möglichkeit der Bürgerbeteiligung, würde die
Aufbereitung des Schiefergases derart hohe Kosten verursachen, dass dies massiv
zu Lasten der Investitionen in Erneuerbare Energiequellen passiert.
Österreich ist
Klimaschutz-Schlusslicht in der EU und verfehlt das Kyoto-Ziel bei weitem.
Statt 130 Millionen Euro, die allein die 2 Probebohrungen laut OMV kosten werden,
in den Versuch einer risikoreichen Gewinnung eines nicht notwendigen Gases zu
stecken, sollte diese Investition in erneuerbare Energien flie
ßen. Nur Erneuerbare
Energiequellen gew
ährleisten Versorgungssicherheit der Menschen in Österreich mit
sicherer und sauberer Energie.

Hintergrund: Die OMV hat im Weinviertel ein riesiges Schiefergas-Vorkommen entdeckt. Schiefergas
ist Erdgas, das in Tonsteinen entstanden und gespeichert ist. Die OMV plant, ab Sommer 2013 zwei
Probebohrungen bei Herrnbaumgarten und beim benachbarten Poysdorf bis in etwa 6.000 Meter
Tiefe durchzuführen. Bis Anfang 2015 soll die technische Machbarkeit klar sein, dann will man bis
2018/19 die Wirtschaftlichkeit pr
üfen. 2019/20 könne man dann sagen, ob eine Förderung
darstellbar sei


Bl Risiko-Gas“
Renate Vacha
Trautsonweg 9
2161 Poysbrunn

S.g. Frau

Präsidentin des Nationalrats
Mag. Barbara Prammer
Dr. Karl Renner-Ring 3
1010 Wien

Poysbrunn, 12. Februar 2012

Betreff: PETITION zu den geplanten Schiefergasbohrungen im Weinviertel
Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin Mag. Prammer!

Die Bürgerinitiative Risiko-Gas“ engagiert sich für ein VERBOT VON SCHIEFERGAS-BOHRUNGEN in
Österreich und einen sofortigen Stopp des Projekts der geplanten PROBEBOHRUNGEN im
Weinviertel, da es momentan keine umweltverträgliche Methode für die Bohrung gibt.

Deswegen fordern wir:

      weg vom Fördern fossiler Brennstoffe bei Erstinvestitionen in Höhe von ca. 130 Millionen Euro,

      hin zum Einsatz dieser Mittel in ERNEUERBARE ENERGIEFORMEN,

die eine langfristigere und nachhaltigere ZUKUNFTSPERSPEKTIVE als 30 Jahre haben!

•     Ein MITSPRACHERECHT DER BÜRGER im Sinne einer Parteienstellung für Bürgerinitiativen vor
dem Erteilen einer Bohrgenehmigung seitens des Wirtschaftsministeriums und weiterer
Beh
örden!

Vor dem Hintergrund der Existenz umweltschonender und sicherer ALTERNATIVEN der Energie-
gewinnung sind wir keineswegs bereit, f
ür die UNABSEHBAREN RISIKEN der Schiefergasförderung
unsere sch
öne Landschaft, geschweige denn unseren intakten Lebensraum zu opfern oder auch nur
ansatzweise zu gefährden!

      Unmengen von TRINKWASSER werden benötigt und verseucht!

      Keine Bohrung kommt 100 % ohne CHEMIKALIEN aus!

      Enorme Risiken für die GESUNDHEIT von Mensch und Tier!

      Versiegeln und Risiken des Vergiftens des BODENS!

...wertvolles Trinkwasser, schon jetzt ein knappes Gut, sollte nicht unnötig verschwendet und
verseucht werden! Trinkwasser wird zu Sondermüll.

...auch sogenannte Clean“-Bohrmethoden kommen nicht ohne Energie-Mehr-Aufwand und nicht
gänzlich ohne Chemie aus!

...keine Bohrung ist 100% dicht, es besteht immer das Risiko von Rissen oder Gebrechen.


... Salzlaugen, krebserregende oder sonstige gesundheitsschädigende Stoffe, die aus den Untiefen der
Bohrlöcher heraufsteigen können, sind an der Oberfläche schwer zu entsorgen und können bei
Unfällen oder Gebrechen ins Grundwasser und in den Boden gelangen und ganze Landstriche
verseuchen.

Selbst der seitens der Universität für Bodenkultur in Poysdorf am 23.1.2012 bei der OMV-Info-
Veranstaltung anwesende Geologe verwies auf unabw
ägbare Risiken durch existente oder erst
entstehende Risse
(Fracking) im Boden bzw. im Gestein, so dass Grundwasser oder auch tiefer
liegendes Wasser, das wir vielleicht bald benötigen werden, kontaminiert werden könnte.

Aufgrund der Erfahrungen mit der konventionellen Probebohrung nach Gas im Grund- u. Trinkwasser-
einzugsgebiet, knapp 20 Meter vom Mühlbach entfernt, nahe Poysbrunn im Weinviertel, wo im
September 2011 bei einer
Ansäuerung“ in die Bohrstelle vermutlich Fluss-Säure und anschließend
Salzsäure gespült wurde, zweifeln wir an den umweltfreundlichen“ Bohrmethoden der OMV und ihrer
Partnerfirmen.

Eine Schiefergasbohrung als Experiment? - Das Risiko, unser kostbares Trinkwasser zu verseuchen, ist
zu gro
ß.

Durch eine mögliche Erhöhung der Anteile des arabischen Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi "IPIC "
würde nicht mehr die OMV die Sperrminorität besitzen, sondern hätte somit der zweite Hauptaktionär
im Konzern genauso viel Mitspracherecht. Dessen Interessenlage wird möglicherweise keine Rücksicht
auf die vorerwähnten Probleme nehmen.

Die von der OMV getätigten heutigen Versprechen, die Umwelt keineswegs belasten zu wollen, der Fall
Poysbrunn spricht jetzt schon eine andere Sprache, m
üssten in naher Zukunft massiv revidiert werden.
Denn ein arabischer Konzern w
ürde sich nicht um die Beweggründe sowie Umweltbedenken der
Bürger des Weinviertels bzw. Österreichs kümmern.

Wir haben schon alleine von der Poysbrunner Bevölkerung über 230 Unterschriften (ca. 63 % der
Wahlberechtigten) gesammelt, die sich dagegen aussprechen.

Wir ersuchen Sie, Frau Nationalratspräsidentin,

unser Anliegen zu unterstützen und ein Verbot von Schiefergasförderung zu erwirken! Oder

zumindest ein Mitspracherecht der Bürger im Sinne einer Parteienstellung für Bürgerinitiativen vor

dem Erteilen einer Bohrgenehmigung seitens des Wirtschaftsministeriums und weiterer Behörden zu

erwirken!

Mit freundlichen Grüßen

Renate Vacha

Bl Risiko-Gas“

risiko-gas@hotmail.com

Kopie ergeht an:

Greenpeace, Global 2000, Medien



 


Ketzelsdorf, 12. Februar 2012

Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,

die OMV hat im Gebiet rund um Poysdorf eine große Lagerstätte an Schiefergas (Shale Gas) gefunden. Sie möchte vorerst in der Nähe von Herrnbaumgarten und Ketzelsdorf Probebohrungen durchführen und gibt an, eine umweltfreundliche Methode entwickeln zu wollen, die es erlauben soll, eine Förderung ohne massiven Einsatz gesundheitsschädlicher, z.T. krebserregender und massiv um­weltbelastender Chemikalien zu ermöglichen. Da es zurzeit aber keine andere Möglichkeit als die völlig zu Recht umstrittene Methode des Fracking gibt, wird auch die OMV diese Variante schließlich aus wirtschaftlichen Gründen einsetzen  müssen – erst einmal gebohrt, wird die OMV Mittel und Wege finden, Bedenken zu zerstreuen und Risiken zu bagatellisieren. Sollte es tatsächlich zur Förderung des Schiefergases im Raum Poysdorf kommen, sind verheerende Grundwasser­verunreinigungen, Bodenbelastungen und gesundheitliche Folgen der Bevölkerung zu befürchten. Und das sogar ohne Einsatz giftiger Chemikalien, da das eingesetzte Wasser bei dieser Art der Gasförderung in den tief liegenden Gesteinsschichten oftmals durch Blei, Arsen, Quecksilber, Benzol und radioaktive Substanzen verseucht wird.

Unabhängig von der gesundheitlichen Bedrohung kommt es durch die Schiefergasförderung zu weiteren negativen Auswirkungen, wie z.B.:

      Massiver Eingriff in die Kulturlandschaft des Weinviertels: alle 4 bis 5 km
soll eine Bohrung stattfinden. Fl
ächenbedarf je Bohrstelle 2 bis 3 ha.

      Flächenverbrauch durch Straßenbau für den notwendigen Schwerverkehr.

      Enormer Wasserverbrauch: Alleine für die beiden Probebohrungen werden
ca. 20 Millionen Liter Wasser ben
ötigt - danach ist es Sondermüll.

      Erhöhtes LKW-Aufkommen: pro Bohrstelle bis zu 2000 LKW-Fahrten.

      Dichtes Netz von Wasser- und Gaspipelines.

      Zusätzliche Lärm- und Feinstaubbelastung.

Drastische und nicht wieder gut zu machende Auswirkungen auf die langsam gewachsenen Strukturen samt der liebenswerten Eigenheiten dieser Landschaft, den Weinbau, den sanften Tourismus, die vorhandenen Arbeitsplätze und die intakten Dorfgemeinschaften sind zu erwarten.

Der internationale Konzern OMV, dessen 2/3-Mehrheit bereits nicht mehr in österreichischer  Hand  liegt,  will  die  Region  um  Poysdorf  als Freiluftlabor


verwenden für ein Verfahren, das noch nie erprobt wurde. In Großbritannien, den Niederlanden und Teilen der Schweiz wurden aufgrund des Drucks der völlig zu Recht verunsicherten und verängstigten Bevölkerung bereits Moratorien aus­gesprochen. In Bulgarien und Frankreich haben die Parlamente Verbotsgesetze verabschiedet, wie auch in den US-Bundesstaaten Arkansas und New York und in der kanadischen Provinz Quebec. In vielen anderen Teilen der Welt, wie z.B. in Australien und Deutschland, formiert sich der Widerstand gegen die uneingeschränkte Ausbeutung des unmittelbaren Lebensraumes und der damit verbundenen Gefährdung der Bevölkerung durch ausschließlich auf Gewinn fixierte Weltkonzerne. Die Gefährdung der Bevölkerung und des Lebensumfeldes werden auch in der vom Europäischen Parlament in Auftrag gegebenen und im Juni 2011 fertig gestellten Studie Auswirkungen der Gewinnung von Schiefergas und Schieferöl auf die  Umwelt  und die menschliche Gesundheit“[1] eindeutig aufgezeigt.

Die parteiunabhängige Bürgerinitiative SCHIEFESgas[2] versucht derzeit, so viele Personen wie möglich davon zu informieren und um Unterstützung zu bitten. Uns ist es ein großes Anliegen, die Menschen im Weinviertel und damit uns selbst vor den drohenden Gefahren dieser Art von Gasförderung zu schützen und die OMV daran zu  hindern, Schiefergas als ersten Schritt in  der Region um  Poysdorf zu  fördern. Ziel ist es schließlich, ein generelles Verbot derartiger Fördertechniken zu erwirken. Stattdessen sind wir davon überzeugt, dass nur ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energieformen unter Einbeziehung der österreichischen Bevölkerung gemeinsam mit  Energieeffizienzmaßnahmen zu  einem verantwortungsvollen  und nachhaltigen Energiesystem führen wird.

Wir möchten uns sehr herzlich für die Möglichkeit bedanken, Sie persönlich über unser Anliegen informieren zu dürfen! Im Folgenden finden Sie das Flugblatt der Bürgerinitiative, generelle Informationen über Schiefergas, eine Petition des Weinbauvereins Poysdorf und Presseaussendungen der VPNÖ und Greenpeace. Natürlich stehen wir jederzeit sehr gerne für weitere Informationen zur Verfügung!

Mit freundlichen Grüßen,

die Bürgerinitiative SCHIEFESgaswww.weinviertelstattgasviertel.at



[1] http://www.weinviertelstattgasviertel.at/Weinviertelstattgasviertel/Experten.html
(12.2.2012)

 

[2] www.weinviertelstattgasviertel.at (12.2.2012)