101/SBI XXIV. GP

Eingebracht am 15.04.2013
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Stellungnahme zu Bürgerinitiative

 


 

Parlamentsdirektion, Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen,

Bürgerinitiative Nr. 58 betreffend „Einführung eines eigenständigen Unterrichtsfaches „Politische Bildung“ an allen Schulen ab der
7. Schulstufe (3. Hauptschule, Neue Mittelschule oder Gymnasium)“; Ressortstellungnahme

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur erlaubt sich zu der übermittelten Bürgerinitiative Nr. 58 betreffend „Einführung eines eigenständigen Unterrichtsfaches „Politische Bildung“ an allen Schulen ab der 7. Schulstufe (3. Hauptschule, Neue Mittelschule oder Gymnasium)“ wie folgt Stellung zu nehmen:

Politische Bildung ist in den Lehrplänen der Primär- und Sekundarstufe verankert: das Unterrichtsprinzip Politische Bildung gilt für alle Schultypen und Schulstufen, Inhalte und Methodik (demokratie)politischer Bildung sind im Grundsatzerlass Politische Bildung, in den Allgemeinen Bildungszielen und in den Lehrplänen für Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung der angesprochenen Schularten festgeschrieben. Ziel eines kompetenzorientierten Unterrichts ist ein reflektiertes und (selbst)reflexives Politikbewusstsein. Dabei geht es nicht vorrangig um den Erwerb möglichst umfangreichen Wissens, sondern um Lernangebote, die zum politischen Denken und Handeln befähigen. Angeknüpft wird an der Lebens- und Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler selbst. („Der Unterricht soll die Bereitschaft und Fähigkeit zu politischem Handeln fördern.“).


Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre im Jahr 2007 nimmt Politische Bildung gerade in den Lehrplänen in der 8. Schulstufe, zur Thematik hinführend aber schon in der 6. und 7. Schulstufe, breiten Raum ein und ergänzt umfassend die schon ursprünglich in der Lehrstoffverteilung für diese Schulstufe vorhandenen Lehrstoffinhalte. Des Weiteren wird auf die Besonderheit der im Jahr 2008 diesbezüglich in Kraft gesetzten Lehrplanänderungen (BGBl. II Nr. 290/2008) hingewiesen, nämlich der Anbahnung politischer Kompetenzen (Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Urteilskompetenz und Handlungs­kompetenz) breiten Raum einzuräumen. Dazu wurde zusätzlich zu den approbierten Schulbüchern eine große Zahl weiterer Lehrmittel entwickelt und den Schulen bereitgestellt, die den Lehrkräften die Umsetzung dieser Ansprüche ermöglichen soll.

 

Zum Thema Politische Bildung besteht ein umfangreiches Lehr- und Lernangebot des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, das von der im Auftrag des Ressorts arbeitenden Serviceeinrichtung Zentrum polis -Politik Lernen in der Schule umgesetzt wird.  Dazu gehört:

-       Beratung von Lehrkräften sowie anderen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bei der Planung und Durchführung von Unterrichtseinheiten und Projekten.

-       Erstellung und Bereitstellung relevanter Publikationen (polis aktuell, etc.) und Webangebote. Alle in der gegenständlichen Bürgerinitiative genannten Themenfelder (Demokratie, Partizipation etwa in Form von Wahlen, usw.)  sind beispielsweise in umfangreichen Dossiers (http://www.schule.at/portale/politische-bildung/themen.html) und in der Praxisbörse des Zentrum polis -Politik Lernen in der Schule (http://www.politik- lernen.at/site/praxisboerse) für die schulische Bildungsarbeit bearbeitet.

-       Durchführung einschlägiger Initiativen, Wettbewerbe etc.; im Rahmen der Aktionstage Politische Bildung 2013 (http://www.aktionstage.politische-bildung.at) etwa wird mit dem Schwerpunkthema „beteiligen und mitgestalten“ ein zentraler Aspekt zu mehr Beteiligung und Mitgestaltung sowohl in Österreich als auch auf europäischer Ebene aufgegriffen.

Das Unterrichtsprinzip Politische Bildung gilt weiterhin und wird in etlichen Umfragen unter Lehrkräften als das prominenteste identifiziert. Fast alle Lehrpersonen erwähnen in solchen Umfragen Lehrvorhaben und Unterrichtseinheiten, die sie eindeutig diesem Unterrichtsprinzip zuordnen können.

Unter Hinweis auf die obigen Ausführungen und angesichts der anstehenden umfassenden Aufgabenveränderungen im System Schule (Kompetenzorientierung, Bildungsstandards, Neue Mittelschule, ...) erscheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine punktuelle Änderung im Fächerkanon nicht zweckmäßig.

Wien, 15. April 2013

Für die Bundesministerin:

SektChef Mag. Wolfgang Stelzmüller


 

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