An das

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und

Kultur

Wien

 

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Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung

Ass.Prof.in Dr.in Susanne Dermutz

Universitätsstraße 65-67

9020 Klagenfurt am Wörthersee

Austria

T

E

+43 (0) 463 2700-1252

susanne.dermutz@uni-klu.ac.at

www.uni-klu.ac.at/ifeb

 

 

Klagenfurt, 03.05.2013

 

 

 

Stellungnahme zum Gesetzes – Entwurf  (2013) für eine neue LehrerInnen- und (in Ansätzen) Elementar-PädagogInnen-Bildung

 

 

 

Grundsätzlich drücke ich mein Bedauern aus, dass die universitäre Bildung von LehrerInnen und Elementar-PädagogInnen nicht Intention dieses Gesetzes-Entwurfs ist und Inhalte wie Ziele der Bildung dieser gesellschaftlich wichtigen Berufsgruppen im Entwurf fehlen.

 

Als „Käthe Leichter-Preisträgerin 2012“ (gestiftet von der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur), als jahrzehntelang für Geschlechterforschung und Gleichstellung im Bildungssystem Engagierte und auf Grund meiner vielfältigen Erfahrungen mit geschlechterbewusster Aus- und Weiterbildung von LehrerInnen und ErzieherInnen kritisiere ich im Besonderen das Fehlen jeglicher geschlechterrelevanter Perspektiven.

 

Seit Jahrzehnten wird die Berufs-Orientierung, -Ausbildung und –Wahl von Jugendlichen gemäß den traditionellen horizontalen und vertikalen Geschlechter-Sektoren ebenso beklagt wie die an traditionellen Geschlechter-Stereotypen ausgerichtete Bildung, Sozialisierung und Erziehung der Kinder, Schülerinnen und Schüler in sämtlichen Bereichen des Bildungssystems, angefangen im Kindergarten. Ebenso alt sind die Forschungen, Kritik wie auch die Bemühungen um eine geschlechterbewusste Aus- und Weiterbildung der LehrerInnen wie Elementar-PädagogInnen, weil sowohl Wissen wie Kompetenzen und nicht zuletzt Reflexionen eine unabdingbare Voraussetzung für ein Bildungssystem darstellen, das der Geschlechter-Gerechtigkeit und Geschlechter-Demokratie und demgemäß den gesellschaftlichen Ansprüchen des 21. Jahrhunderts verpflichtet ist.

 

Die Tatsache, dass lediglich im „Kompetenzkatalog“ (an sich schon eine hinterfragenswerte Ausrichtung) inhaltliche Vorstellungen für die Ausbildung der LehrerInnen und Elementar-Pädagoginnen enthalten sind, aber selbst bei dieser Aufzählung Gleichstellungs- und Geschlechter-Kompetenzen fehlen, lässt mich staunen und fragen: Ist das Ignoranz gegenüber gesellschaftlichen Emanzipationsbewegungen und Pluralisierungen? Versteckt sich dahinter eine patriarchal motivierte Hoffnung, bürgerliche Ideale des 19. Jahrhunderts wieder herzustellen? Wurde eine gesellschaftliche Entwicklung der Etablierung neuer Geschlechter-Ordnungen und Geschlechter–Verhältnisse übersehen, die selbst von traditionsbewussten Verbänden wie der Industriellenvereinigung tatkräftig unterstützt wird, um ökonomisch wie international nicht in die hintersten Ränge abzurutschen?

 

Die Bildung aller LehrerInnen und Elementar-Pädagoginnen ist nicht vorgesehen: Das charakterisiert diesen Entwurf grundsätzlich und die fehlenden Geschlechter-Perspektiven als besonders fragwürdig. Die Reproduktion hierarchischer Traditionen und das Negieren gesellschaftlicher Entwicklungen zeichnen diesen Gesetzes-Entwurf aus: Der Übergang ins 21. Jahrhundert ist nicht geschafft. Hoch lebe das bürgerlich-ständische 19. Jahrhundert?

 

 

 

Dr.in Susanne Dermutz e.h.