Sehr geehrte Damen und Herren!

10 Jahre sind seit meinem Abschluss an der KIPÄD-Graz vergangen. In dieser Zeit war ich fast durchgehend in Kindergärten tätig und konnte daher die berufliche Situation bzw. die Art der Ausbildung zur KindergartenpädagogIn in Österreich analytisch betrachten.

Die Einführung der Matura für KindergärtnerInnen vor vielen Jahren hat die Qualität am Papier zwar gesteigert, die Praxis aber leider wenig beeinflusst. Die öffentliche Stellung der KindergartenpädagogIn entspricht leider immer noch nicht der elementaren Wichtigkeit und Verantwortung ihres Dienstes an unserer zukünftigen Gesellschaft. Dies ist neben anderen Faktoren auch auf die Ausbildung zurückzuführen. Eine „Akademisierung“ der Ausbildung zur KindergartenpädagogIn würde die gesellschaftliche Wertschätzung dieses Berufes steigern, aber auch endlich zur Vernetzung mit Gebieten wie Psychologie, Pädagogik, Lehrerausbildung… führen, die bisher viel zu wenig in Zusammenhang miteinander gebracht wurden.

Die Anhebung der Ausbildung der KindergartenpädagogIn auf akademisches Niveau würde auch zu vielfältiger Forschungsmöglichkeit innerhalb der Ausbildung führen, was Methoden und Ansätze im Endeffekt reflektierter, und Inhalte der Kindergartenpädagogik in wissenschaftlichem Diskurs präsenter machen würde.

Weiter bot der Beruf der KindergartenpädagogIn bisher kaum berufliche Veränderungsmöglichkeiten, Ergänzungen oder persönliche Weiterentwicklung. Daher ist schon lange zu beobachten, dass viele PädagogInnen direkt nach der Matura an die UNI oder FH wechseln und dann, selbst wenn sie wollten, kaum mehr in den KIGA Betrieb zurück können da die Überqualifizierung eine Einstellung unmöglich macht. Durch einen akademischen Zweig der Kindergartenpädagogik-Ausbildung wäre aber zu erwarten, dass Gruppenarbeit im Kindergarten trotz zusätzlichen Weiter- und Ausbildungen (wie z.B. Psychologiestudium) möglich ist. Auch das Aufbauen eines zweiten Standbeines neben dem „Erstberuf“ und in diesem zusätzlich tätig zu sein wäre so möglich.

Allerdings darf der hohe Praxisanteil der bisherigen Ausbildung zur KindergartenpädagogIn nicht verloren gehen! Ist dieser ja maßgeblich für die Sensibilität, Wahrnehmung und Kompetenz jeder/s einzelnen KindergartenpädagogIn verantwortlich!

Auch muss es eine wertschätzende, sinn- und respektvolle Lösung bez. Gehaltsregelung, nachträgliche Erlangung des akademischen Grades… für bereits tätige KindergartenpädagogInnen geben! Durch die akademische Ausbildung darf es nicht zu Diskriminierung von KollegInnen mit Abschluss der bisherigen BAKIPÄD kommen. Der Unterschied des Niveaus und Aufwandes der neuen, akademischen Ausbildung zur alten darf aber auch nicht negiert werden. Mein Vorschlag wäre daher, bereits tätigen KollegInnen alles, was die bisherige Ausbildung mit einbezogen hat und Teil der zukünftigen sein wird, bei einem Anstreben der Anpassung an die akademische Ausbildung anzurechnen. So wäre der nebenberufliche Mehraufwand bewältigbar.

 

Hochachtungsvoll, Mag. Phil. Miriam Scheitz



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Miriam Raffaela Scheitz

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