Stellungnahme zum Entwurf des neuen LehrerInnendienstrechts in offener Frist Mag.Dr. Gerlinde Steinacher

 

Der große Wurf – ein Schuss nach hinten!

„Mehr Arbeit für weniger Geld“ – was im ersten Moment vielleicht sogar witzig klingt (könnte ja Ironie dahinterstecken, Sarkasmus, didaktische Übertreibung…), ist kein Scherz, sondern der ernstgemeinte (!) Vorschlag der Unterrichtsministerin für all jene, deren Vertreterin in der Bundespolitik sie eigentlich sein sollte. Welcher Berufsgruppe könnte man einen so aberwitzigen Vorschlag unterbreiten, außer einer, deren Ruf und gesellschaftliches Ansehen in den letzten Jahren systematisch zerstört worden sind? Wie oft wurde in den Medien darüber berichtet, die Lehrer arbeiteten unterdurchschnittlich wenig, verdienten dabei aber überdurchschnittlich viel? Zumindest in der Vorbereitung wurde also „gute“ Arbeit geleistet, denn „Ist der Ruf erst ruiniert, reformiert sich`s völlig ungeniert“!

Den Beweis dafür bietet das neue LehrerInnendienstrecht: Die Unverfrorenheit, mit der dieser Entwurf als Verbesserung dargestellt wird, grenzt fast schon an eine Beleidigung! Natürlich neigen viele dazu, ihr Gegenüber als ein bisschen weniger klug einzuschätzen als sich selbst, aber diese Haltung schießt im vorliegenden Fall über jegliche Grenzen hinaus! Niemand, der sich nur in Ansätzen mit den geplanten Veränderungen befasst, wird sie sich als Verbesserungen verkaufen lassen! Nur beispielhaft angeführt:

„Verbesserung“ Nummer 1: Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung.

Mir erschließt sich nicht, wie der Unterricht durch weniger Vor- und Nachbereitungszeit qualitativ verbessert werden soll. Mir erschließt sich nicht, wie individuelle Förderung und differenziertes Unterrichten bei dieser Maßnahme noch möglich sein sollen. Mir erschließt sich nicht, wie aufoktroyierte Mehrarbeit bei parallelem Minderverdienst zu motivierten, engagierten Lehrpersonen führen soll.

„Verbesserung“ Nummer 2: Jeder unterrichtet alles.

Zum Änderungsvorschlag, fächerfremdes Unterrichten (wie es in den noch bestehenden Hauptschulen bzw. den NMS Gang und Gäbe ist) in allen Schultypen zu ermöglichen, fehlen mir die Worte, dabei kann es sich ja nur um einen schlechten Scherz handeln. Qualitätssicherung, quo vadis? Ähnlich verhält es sich mit dem Vorhaben, eine fachlich geringer qualifizierte Ausbildung der universitären gleichzustellen.

Meines Erachtens nach haben die geplanten Veränderungen nur ein Ziel: Sie sollen – auf fragwürdigste Art und Weise – dem drohenden Lehrermangel entgegensteuern, denn etwas anderes ist der bestehende Vorschlag nicht imstande zu leisten!

Der große Wurf wird eben schnell zum Schuss nach hinten, wenn die Blickrichtung nicht stimmt!

 

 

Ich lehne den derzeitigen Entwurf des neuen LehrerInnendienstrechts vollinhaltlich ab und fordere die zuständigen PolitikerInnen dazu auf, die Verhandlungen mit allen betreffenden und betroffenen „Parteien“ wieder aufzunehmen!

 

 

 

 

 

Mag.Dr. Gerlinde Steinacher

 

 

 

Anmerkung: Mit einer Veröffentlichung auf der Homepage des Nationalrates bin ich einverstanden.