Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Man freut sich selten darüber, älter zu werden, aber als Lehrerin mit zwei Korrekturfächern kann ich mich nur darüber freuen, dass mich das neue Dienstrecht wohl nicht mehr betrifft. Denke ich aber daran, wie wohl unser schulischer Alltag in zehn (oder weniger) Jahren ausschaut, kommt mir das Grausen. Zwei-Klassen-Gesellschaft im Lehrkörper? Solche, die noch unter normalen Bedingungen arbeiten dürfen und jene Kollegen im engeren Sinn (also mit Kombinationen wie z.B. der meinigen, Spanisch - Deutsch), die zwischen einer reduzierten Lehrverpflichtung und dem direkten Weg ins Burnout wählen können.

Sollte mein 14jähriger Sohn den Wunsch äußern, in meine Fußstapfen zu treten, kann ich ihm nur dringend abraten. Wie soll ein junger Lehrer / eine junge Lehrerin gleichzeitig seine/ihre ersten Erfahrungen im Berufsleben machen und sein/ihr Studium weiterführen? Wenigstens kann er seine Karriere als Schüler unter normalen Bedingungen zu Ende bringen. 

Eine Frage zu Frau Dr. Schmidts Rechenweise hätte ich gerne beantwortet: Gesetzt der Fall, wir Lehrer/innen sind etliche Stunden mehr an der Schule als bisher. Das heißt doch z.B. in meinem Fall, dass ich nicht mehr 18, sondern 24 Stunden unterrichte, ergo, 2 Klassen à 25-28 Schüler/innen (durchaus normal in der AHS) mehr habe . Wie lautet die Rechnung, deren Ergebnis angeblich ist, dass so für jede/n einzelne/n Schüler/in mehr Zeit bleibt? Bitte um Lösung dieser Gleichung mit mehreren Unbekannten!

 

Sonntag ist Wahltag und ich werde wählen, obwohl ich mit einer 'Schüler/innengruppe im Ausland unterwegs bin - übrigens auch nicht das reine Vergnügen für uns Lehrer/innen ... Allerdings fällt es mir furchtbar schwer, mich zu entscheiden, weil ich wirklich nicht mehr weiß, wer es gut mit mir und meinesgleichen meint. Was wird diesmal das geringere aller Übel sein?

(Einer Veröffentlich meiner E-Mail stimme ich ausdrücklich zu.)

 

Mit freundlichen Grüßen

Mag. Maria Gaulhofer