Einen Tag vor Ende des Begutachtungsverfahrens zum neuen Lehrerdienstrecht, das ohne Einwilligung einer Standesvertretung der Betroffenen von Politikern aller Farbschattierungen im Wahlkampftaumel und unter dem Beifall vieler potentieller Wähler noch rasch zusammengebastelt wurde, um damit bildungspolitische Kompetenz und Durchsetzungskraft vorzutäuschen, raffe ich mich auf, zu diesem, für die Zukunft unseres Berufstandes sowie die Weiterentwicklung unseres Bildungssystems desaströsen, getarnten Sparpaket mit dem verheißungsvollen Namen modernes Lehrerdienstrecht Stellung zu nehmen.
Ich bin seit über 25 Jahren Lehrer an einer AHS, habe Kinder, die ebenfalls ein Lehramt anstreben und bereits viele ehemalige Schüler und Schülerinnen, die als junge KollegenInnen an meiner Seite unterrichten. Vor allem in deren Namen und in Sorge um deren Arbeitsqualität sowie aus Angst um die Bildungsqualität meiner Enkel an öffentlichen Schulen schreibe ich diese Zeilen. Ich habe im letzten Vierteljahrhundert der schrittweisen, öffentlichen Demontage unseres Berufsstandes beiwohnen dürfen und bin so einiges gewohnt, was als pädagogische Errungenschaft verkauft, insgeheim aber bloß vom Fiskus verordnet wurde. Was aber in diesem Gesetzesentwurf angedacht wird spottet jedem Vergleich:
· Bis zu 40% mehr Arbeit für bloß anfangs mehr Geld?
· Ein Sinken der Lebensverdienstsumme?
·
Die Nicht-Anerkennung zahlloser,
bislang nebenbei erbrachter Leistungen und Tätigkeiten als
Unterrichtstätigkeit ? (Alle, die
bisher bloß 18 – 20 Stunden unterrichtet haben, waren ja ohnedies
Faulpelze…)
· Verschlechterungen für die Neueinsteiger (z.B. Wegfall des Unterrichtspraktikums)
· Planlose Vermischung von Lehr- und Erziehungstätigkeiten?
·
Schaffung einer unterrichtenden
Zweiklassengesellschaft, je nach altem oder neuem Dienstrecht?
(Grabenkämpfe in den Reihen
der Pädagogen scheinen vielleicht im Interesse des Arbeitgebers zu
liegen…)
Obwohl das Angeführte nur ansatzweise, das
widerspiegelt, was sich da über Schule und Lehrern zusammenbraut, reicht
es für mich mehrfach aus, diesem populistischen Konstrukt, das den
Unterrichtenden bloß Verschärfungen und Nachteile, der Schule aber
insgesamt keine Verbesserung bringen würde, eine klare Absage zu
erteilen!
In der Hoffnung, dass es noch einige besonnene und weitblickende Kräfte in
den bildungspolitischen Reihen sowie auf Seiten unseres Arbeitgebers gibt und
sich diese auch Gehör verschaffen können
Mag. Wolfram Dörfler (AHS-Lehrer für Deutsch und Bewegung u. Sport am Gymnasium Hartberg/Stmk.)
PS. Nicht jeder, der sich gegen das Einreißen seines Hauses zur Wehr setzt, ist ein Betonierer!
Ich bin mit einer Veröffentlichung einverstanden!