Mag. Annemarie Schwarzl-Troyer

BORG Deutschlandsberg

Lagergasse 11

8530 Deutschlandsberg

 

 

An das

Präsidium des Nationalrats

E-Mail: begutachtungsverfahren@parlament.gv.at

 

Stellungnahme zum Entwurf der

Dienstrechts-Novelle 2013 – Pädagogischer Dienst

GZ BKA-920.196/0004-III/1/2013

 

Deutschlandsberg, 24. Sept. 2013

 

 

Stellungnahme zur Dienstrechts-Novelle 2013 –

Pädagogischer Dienst

 

Mit dem Argument, Lehrer sollten doch länger für ihre Schüler zur Verfügung stehen, wird in der Öffentlichkeit bewusst mit einer Lüge für das neue Dienstrecht geworben – wie ist das möglich, wenn unsere Jungkollegen (denn nur sie soll es angeblich treffen.) zusätzliche Klassen übernehmen müssen, da wir „Alten“ manchmal schon - mit der derzeitigen Reformflut konfrontiert – in Schularbeitenzeiten hart an unsere Grenzen geraten? Die Vorbereitung wird nicht kürzer ausfallen können, es sei denn, wir exerzieren jedes Jahr den Kindern ohne Unterschied dieselben Beispiele/Texte aus diversen Schulbüchern vor und sie uns / den Überprüfenden in der ZRP nach. Zwei zusätzliche Klassen in Schularbeitsfächern bedeuten nicht nur sechs Stunden Unterricht mehr, sondern einen erhöhten Aufwand für das Erstellen der Arbeiten und vor allem Korrekturen von Hausübungen, Überprüfungen etc. im Dienste der erwünschten Nachhaltigkeit (z. B. Mathematik: Wesentliches Ziel der standardisierten kompetenzorientierten Reifeprüfung in Mathematik ist die Sicherung mathematischer Grundkompetenzen an Österreichs AHS. Der vor diesem Hintergrund entwickelte Katalog zu den Grundkompetenzen ist Ausgangs- und Bezugspunkt eines auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unterrichts und einer zeitgemäßen, lernfördernden Leistungsbeurteilung im Fach Mathematik. Bifie-Homepage). Kein mit der Ausbildung unseres Nachwuchses befasster Mensch – also ausdrücklich nicht ident mit unseren Bildungsexperten – glaubt daran, dass zwei Schularbeiten pro Semester diese Nachhaltigkeit erzeugen.

 

Guter, lebendiger Unterricht verlangt permanente Auseinandersetzung mit Neuem, gern auch in wohlvorbereiteten Seminaren, nach deren Besuch nicht das schale Gefühl bleibt, dass ein Buch zu Hause größeren Erkenntnisgewinn gebracht ….(„und bin so klug als wie zuvor“) oder ein Zusammenhocken im engen Kollegenkreis über gemeinsam erstellten Übungsblättern zu einem bestens verwertbaren Ergebnis geführt hätte. Fortbildungspflicht sollte nicht mit dem Ersitzen von Scheinen verwechselt werden.

 

Die Verpflichtung, nach drei Jahren und einem Bachelor mit voller Stundenanzahl in den Schuldienst einzusteigen und quasi „nebenbei“ den Master abzuschließen, überfordert unseren Nachwuchs in erheblichem Maße. Wenn Begabtenförderung in der Schule gewünscht ist, müssen sich unsere Jungkollegen bestens auf ihre Ausbildung konzentrieren können, um auch über den Wissensstand über den Schulstoff hinaus zu referieren. Todmüde nach absolviertem Unterricht gelingt es auch uns Erfahrenen nicht mehr, sehr schwierige Materie neu zu lernen.

 

Das Ansinnen, Lehrer in jedem fremden Fach, ja auch an beliebigen Schulstufen einzusetzen, kann auch von Elternseite nicht gewollt werden. Seit Humboldt sind die Universalgenies meines Wissens extrem dünn gesät und weihen sich noch seltener der vielgeschmähten Pädagogik. Was hätte ich (Mathematik und Latein am ORG) in einer Grundschule verloren, da meine einzige Erfahrung mit den fröhlichen Erstklässlern darin besteht, selbst Mutter von einst kleinen Kindern zu sein? Ich bin darin nicht besser geschult als andere Eltern.

 

Deklarieren Sie das Lehrerdienstrecht als gigantisches Sparpaket und nicht als Verbesserung der Schule. Beste Studenten eines Jahrgangs werden damit sicher nicht zum Lehrersein verleitet, mögen sie auch gern mit Menschen arbeiten, sondern suchen das Weite, vielleicht auch bei den Nachbarn in Europa, wo geleistete Mehrarbeit auch entsprechend entlohnt wird.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Mag. Annemarie Schwarzl-Troyer (BORG Deutschlandsberg)

 

 

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