Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Während das große Schiff SCHULE zu sinken droht, ist es die einzige Sorge der Bildungsministerin, der Schiffscrew den Gehalt zu kürzen, um neue Liegestühle für das Deck anzuschaffen. Das klingt nicht nur absurd, ist es auch. Nachdem wir Lehrerinnen und Lehrer seit Jahren von den Politikern und Medien unsachlich kritisiert und angegriffen wurden gipfelt nun dieser Kreuzzug gegen die Lehrerschaft in diesem neuen Lehrerdienstrecht.

Sie wissen sehr genau, dass sich alle Lehrerinnen und Lehrer eine echte Bildungsreform wünschen. Ich persönlich bin gerne Lehrerin, brenne für meine Aufgabe: nämlich Kinder auf ein erfülltes Sozial- und Berufsleben vorzubereiten, sie zur aktiven Lebensgestaltung befähigen. Ihnen, den Politikern fällt dabei die Aufgabe zu, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Lehrerinnen und Schülerinnen die Chance gibt, dieses Ziel zu erreichen.

Doch Ihre Bildungspolitik versagt auf der ganzen Linie. Das Bildungsziel in unseren Schulen ist ein quantitatives geworden, niemals ein qualitatives. Durch das ewige Standardisieren, und dem dummen Glauben an PISA und ähnliche Tests, messen wir ständig nur Quantität, vielleicht Nervenstärke, aber vor allem Testintelligenz, wir verlangen Standardantworten und erteilen den kreativen Individualisten negative Zensuren, sprechen ihnen ab, bestehen zu können. Wenn sie sich auch nur einmal mit empirischer Forschung beschäftigt hätten, wüssten sie, dass man Qualität nicht messen kann und sie wüssten vor allem, wie wenig beachtenswert PISA ist. Wie ungebildet muss unsere Bildungsministerin eigentlich sein?

Die Politik beschwert sich ständig, wie viel Nachhilfe nötig sei, dabei verlangt man immer mehr Detailwissen, auch schon von den Volksschülern (die haben ständig Kopfweh und manche leiden sogar an Burnout!). Die Art von Lernen die in Zukunft bei angehenden Maturantinnen stattfindet, hat mit Bildung NICHTS zu tun. Teaching to the Test. Bulimielernen, das sind nur einige Schlagworte, die mir dabei einfallen. Die standardisierte Reifeprüfung ist ein Verbrechen an unseren Schülerinnen und Schülern. Doch nicht genug.Man lehnt es ab, Lehrpläne endlich zu entrümpeln und die modulare Oberstufe einzuführen. Man findet die 50 Minuten Einheiten immer noch in Ordnung und spart, spart, spart.

Ja, ich liebe diesen Beruf trotz aller Widrigkeiten noch immer, ich bin noch nicht so lange im Schuldienst - sollte das neue Lehrerdienstrecht kommen, werde ich mich wohl von diesem Beruf verabschieden. Die Verschlechterungen in den letzten Jahren habe ich stillschweigend hingenommen. Nun möchte ich nicht mehr schweigen.

 

Ich erteile Ihnen hiermit ausdrücklich das Recht, diese Stellungnahme zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Nadja Debo