50/UEA XXIV. GP
Eingebracht am
10.12.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschließungsantrag
der
Abgeordneten Lunacek, Bayr, Stummvoll, Weinzinger, Bucher, Freundinnen und
Freunde
betreffend Einführung einer Finanztransaktionssteuer
eingebracht im Zuge der Debatte
über den Bericht des Finanzausschusses über den Antrag 37/A der
Abgeordneten Dkfm. Dr. Günter
Stummvoll, Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein
Bundesgesetz, mit dem das Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetz 1981
geändert wird
Durch
die Einführung einer allgemeinen Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene und
dann
auf globaler Ebene würde ein wichtiger Schritt zu einer Dämpfung der
übermäßigen
Liquidität
auf den Finanzmärkten und der damit verbundenen starken Preisschwankungen
gesetzt.
Bereits eine minimale Besteuerung aller Arten von Finanztransaktionen
würde
kurzfristig-spekulative
Transaktionen, insbesondere mit Derivaten, verteuern und so einen
Beitrag zur
Stabilisierung der Finanzmärkte leisten. Der Steuersatz, der auf jede
Transaktion
entrichtet werden muss, könnte zwischen
0,01 und 0,1 % liegen. Basis dafür ist der Wert der
Transaktion. Nach den Berechnungen von
Schulmeister et al, die eine Studie für das
Ökosoziale Forum erstellt haben[1], ist mit
folgendem Aufkommen zu rechnen:
•
Bei einem Steuersatz von 0,1% beträgt das Steueraufkommen in
Österreich 0,62%
des BIP (= 1,6 Mrd ), für die EU-27 inkl Schweiz und Norwegen:
2,2% des gesamten
BIP (ca. 240 Mrd. )
•
Bei einem Steuersatz von 0,01 % beträgt das Steueraufkommen in
Österreich 0,21 %
des
BIP (= 0,7 Mrd ), für die EU-27 inkl Schweiz und Norwegen:
0,7% des gesamten
BIP
(ca. 80 Mrd. )
Nach Ansicht
der StudienautorInnen ist eine weltweite Einführung zwar
wünschenswert, aber
als
erster Schritt ist auch eine EU-weite Einführung möglich. Das Problem
der Verlagerung
existiert zwar, aber es wird argumentiert, dass
•
andere Finanzplätze in anderen Zeitzonen wären. Dadurch
könnte man nur nachts
handeln, was die Kosten erhöht.
•
Finanzplätze werden nicht nur aus Kostengründen ausgesucht,
sondern auch, weil
sich
dort Know how und Netzwerke angesammelt haben.
Zentraler
Bestandteil der Einigung der Staats- und Regierungschefs beim Europäischen
Rat
in Brüssel vom 15. und 16.12.2005 betreffend die finanzielle Vorausschau
2007 bis 2013 ist
die
Review-Klausel, die eine umfassende Neubeurteilung des EU-Finanzrahmens
vorsieht.
Dabei wird auch über neue EU-weite Einnahmenquellen verhandelt. Eine
solche
Einnahmequelle wäre die Finanztransaktionssteuer.
Mit diesen
Mitteln könnten dann allgemeine soziale und ökologische
Maßnahmen sowie die
Entwicklungszusammenarbeit
(zur Erreichung der UNO Millenniumsziele) finanziert und
damit
weltweite Ungleichgewichte besser in den Griff bekommen werden. Genauso wie die
Ausfuhrfinanzierungsförderung
einen Beitrag zur Erfüllung entwicklungspolitischer Ziele
leistet und leisten muss, ist sicherzustellen, dass Mittel aus der
Finanztransaktionssteuer
auch für die Zwecke der Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung
gestellt werden
können.
Beim kommenden Europäischen Rat
wird die Umsetzung der beim jüngsten G20-Gipfel in
Washington am
15./16. November 2008 erzielten Übereinkünfte Thema sein. Auf
EU-Ebene
sollen schon beim
nächsten Europäischen Rat am 10./11. Dezember 2008 die ersten
Weichen für
die Umsetzung beschlossen werden. Damit könnte die EU mit gutem Beispiel
in
Richtung zum
nächsten Weltfinanzgipfel Ende April 2009 vorangehen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die
Bundesregierung und insbesondere der Finanzminister werden aufgefordert, sich
für
einheitliche
Umsetzungsschritte einer Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene und auf
internationaler Ebene einzusetzen, insbesondere für folgende Punkte:
•
In einem
ersten Schritt eine verbindliche Einführung einer allgemeinen
Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene und Vereinbarung von einheitlichen
Umsetzungsschritten.
•
In einem
zweiten Schritt soll die EU die Einführung einer allgemeinen
Finanztransaktionssteuer in ganz
Europa, insbesondere auch in der Schweiz,
fordern, dafür sollen einheitliche
Umsetzungsschritte vereinbart werden;
•
die EU
soll auf internationaler Ebene die Einführung einer weltweiten
Finanztransaktionssteuer
fordern und einen globalen Umsetzungsplan
vorschlagen.
Der Finanzminister wird
aufgefordert, dem Finanzausschuss des Nationalrats im Rahmen
seiner
Aussprachen auch über die österreichischen Bemühungen dazu zu
berichten.
[1] Stephan Schulmeister, Margit Schratzenstaller, Oliver Picek (2008) A General Financial Transaction Tax
- Motives, Revenues, Feasibility and Effects: WIFO Studie im Auftrag des ökosozialen Forums