1222/A(E) XXV. GP

Eingebracht am 17.06.2015
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Sigrid Maurer, Freundinnen und Freunde

 

betreffend  Sicherstellung der Frauen- und Geschlechterforschung an den Universitäten

 

 

 

 

 

BEGRÜNDUNG

 

 

Gleichstellung zwischen Männern und Frauen ist ein leitender Grundsatz der österreichischen Universitäten. Zu diesem Zweck sehen das Universitätsgesetz, aber auch die Satzungen, Frauenförderungs- und Entwicklungspläne der Universitäten zahlreiche Frauenförderungsmaßnahmen vor. Tatsächliche Gleichstellung kann jedoch nicht bloß über reine Personalpolitik geschaffen werden, sie benötigt auch eine Auseinandersetzung mit den Faktoren der Ungleichheit. Wie alle anderen Lebensbereiche ist auch die Wissenschaft vom männlichen Blickwinkel dominiert. Erst in den letzten Jahrzehnten gibt es dafür ein Bewusstsein und daraus folgend die Etablierung von Frauen- und Geschlechterforschung.

 

Diese Forschung ist eine Grundvoraussetzung dafür, langfristig tatsächliche Gleichstellung von Männern und Frauen zu erreichen. Beforscht wird zB welche Fehler daraus entstehen, dass in der Medizin der männliche Körper als Norm gilt: Frauen sterben häufiger an Herzinfarkten, weil ihre Symptome anders sind als jene der Männer und daher häufig nicht erkannt werden. Geschichte wurde grundsätzlich aus männlicher Perspektive erzählt, welche Rolle Frauen spielten, muss heute mühsam rekonstruiert werden. Erfindungen und Kompositionen wurden häufig fälschlicherweise Männern zugeordnet. Welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dazu führen, dass Buben und Mädchen in der Schule in bestimmten Fächern unterschiedliche Lernerfolge aufweisen und wie damit umzugehen ist, beschäftigt uns auch im Rahmen bildungspolitischer Diskussionen im Parlament. Insbesondere das Aufbrechen bestehender Geschlechterrollen sowie der Binarität von Geschlecht kann nur gelingen, wenn Frauen- und Geschlechterforschung vorangetrieben werden.

 

An den Universitäten droht die junge Disziplin Frauen- und Geschlechterforschung aber aufgrund der prekären Finanzierungssituation wieder eingeschränkt zu werden. Insbesondere an der Universität Wien ist mit der Nicht-Weiterführung der Professur „Interdisziplinäre Geschlechterforschung“ die ganze Studienrichtung „Gender Studies“ bedroht.[1] Durch den Wegfall der Professur sind zahlreiche Abschlüsse und die Betreuung von Master Arbeiten gefährdet.

 

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft wird aufgefordert, in den kommenden Verhandlungen mit den Universitäten für die Leistungsvereinbarungsperiode 2016-2018 die Finanzierung aller Professuren mit Teil- oder Vollwidmung im Bereich Frauen- und Geschlechterforschung sicherzustellen.

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Wissenschaftsausschuss vorgeschlagen.

 

 



[1] https://www.univie.ac.at/rektorenteam/ug2002/entwicklung.pdf#page=97