1719/A(E) XXV. GP

Eingebracht am 19.05.2016
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

EntschlieSSungsantrag

 

der Abgeordneten Claudia Gamon und Kollegen

betreffend Verbesserung der sexuellen Aufklärung und Selbstbestimmung junger Frauen

 

Der Wiener Frauenarzt Dr. Gill kommt in einem Interview mit dem Online-Magazin "Vice Alps Broadly" (https://broadly.vice.com/de/article/meine-patientinnen-wissen-nichts-ueber-ihren-koerper-ein-frauenarzt-im-gespraech) zum alarmierenden Schluss, dass seine Patientinnen nichts über ihren eigenen Körper wüssten. Es ginge sogar so weit, dass sie sich nicht für ihren eigenen Körper interessieren und nicht mit ihm auseinander setzen. Dadurch gehen wesentliche Informationen an diesen jungen Frauen vorbei, wie z.B. das Wissen über die Möglichkeit durch Impfung Geschlechtskrankheiten wie HPV vorzubeugen.

Diese fehlenden Informationen und die unzureichende Aufklärung ist nicht nur auf Geschlechtskrankheiten beschränkt, es herrscht auch bei der Verwendung von Verhütungsmitteln große Unwissenheit. Dadurch sind junge Frauen empfänglich für Falschinformationen und Angstmache, wie der Verhütungsreport 2015 des Gynmed Instituts zeigt:

Hormone - Die Angst geht um

Im Vergleich zu 2012 gab es einen deutlichen Rückgang bei der Pille (45 % auf 38%). 15 % der Frauen, die selbst verhüten, wenden nicht-hormonelle Methoden an. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen (61 %) vermeidet Hormone wegen befürchteter negativer Nebenwirkungen (5 % aller befragten Frauen).
 Dazu kommen noch diejenigen Frauen, die aus dem gleichen Grund gar nicht verhüten (8% aller Frauen), das heißt 13 % aller Frauen verhüten aus Sorge um Nebenwirkungen von Hormonen weniger wirksam oder gar nicht.
 Die Hälfte der Frauen, die hormonelle Methoden vermeiden, ist grundsätzlich der Überzeugung, dass „Hormone nicht gesund sein können“. Frauen, die aus Sorge um Nebenwirkungen hormonelle Methoden vermeiden (5 % aller befragten Frauen), tun dies häufig (37%) ausschließlich aufgrund von Berichten anderer." (http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20151105_OTS0084/gynmed-report-2015-so-verhuetet-oesterreich)

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass unbegründete Ängste weit verbreitet sind, und es Anstrengungen bedarf, Ängste zu nehmen um so auch die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen weiter zu stärken. Dies ist besonders wichtig um einen Gegenpol zur medialen Berichterstattung über Einzelschicksale von Frauen zu schaffen. In diesen Berichten, in denen Frauen, die mit Pille verhüten, schwere gesundheitliche Schäden erleiden, wird leider allzu oft auf die Pille als einzigen Auslöser der Schädigungen verwiesen. Ein erhöhtes Gesundheitsrisiko bei der Einnahme der Pille wird vor allem durch andere gesundheitliche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen beeinflusst, deshalb wäre vermehrt auf das negatives Zusammenspiel von Rauchen, Übergewicht, zu wenig Bewegung und der Pille hinzuweisen. Frauen würden lieber die Pille absetzen anstatt auf das Rauchen zu verzichten, meint dazu der Gynäkologe Dr. Christian Fiala. (http://www.profil.at/wissenschaft/schluckbeschwerden-medien-panik-einnahme-pille-6362448)

Hormonelle Verhütung wird zu schnell als schädigend abgestempelt, dabei sind es gerade diese Methoden, die wesentlich für die Selbstbestimmung über den eigenen Körper und die Lebensplanung von Frauen sind. Sie schützen am effektivsten vor ungewollten Schwangerschaften und verhindern in weiterer Folge auch Schwangerschaftsabbrüche. Augenscheinlich werden vielen jungen Frauen wichtige Informationen über ihren eigenen Körper und Verhütungsmittel nicht von den Eltern oder dem familiären Umfeld näher gebracht. Daher ist es unumgänglich, die sexuelle Aufklärung von jungen Frauen von öffentlicher Seite her zu fördern, um Frauen sexuelle Selbstbestimmung zu ermöglichen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesministerin für Bildung und Frauen wird aufgefordert in Zusammenarbeit mit der Bundesministerin für Gesundheit entsprechende Aufklärungsmaßnahmen zu setzen, um jungen Frauen zu ermöglichen, selbstbestimmte und informierte Entscheidungen über den eigenen Körper treffen zu können. Insbesondere soll in diesem Rahmen eine faktenbasierte Aufklärung über die Wirksamkeit und die Wirkung hormoneller sowie nicht-hormoneller Verhütungsmittel, über Geschlechtskrankheiten, Frauenhygiene und Schwangerschaften geleistet werden."



In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gleichbehandlungsausschuss vorgeschlagen.