1998/A(E) XXV. GP

Eingebracht am 01.02.2017
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Ing. Dietrich, Steinbichler

Kolleginnen und Kollegen

betreffend „Imagekampagne zur Aufwertung der Lehrausbildung“

 

Eine Aufwertung der Lehrausbildung ist aufgrund des derzeitigen Ansehens in der Gesellschaft dringend notwendig. Während es 2010 österreichweit noch 129.899 Lehrlinge gab (Quelle Lehrlingsstatistik 2010, Wirtschaftskammern Österreich), waren es 2015 nur noch 109.963 (Quelle Lehrlingsstatistik 2015, Wirtschaftskammern Österreich).

 

Diese negative Entwicklung ist durchaus besorgniserregend und sollte durch mehrere Maßnahmen entschärft werden. Jungen Menschen sollte gezeigt werden, welche Vorteile eine Lehrausbildung hat, welche Chancen und Perspektiven eine Ausbildung bietet und wie dadurch einem Fachkräftemangel entgegenwirkt wird.

 

Der vormalige Regierungsbeauftragte und nach wie vor in Sachen Lehrlingsausbildung höchst engagierte Egon Blum erklärt in einer seiner aktuellen Ausführungen, weshalb die Wirtschaft den bedrohlichen Rückgang an Lehrstellen bald bitter spüren wird: [1]

 

“Die derzeitige Entwicklung der Lehre ist dramatisch!” In den vergangenen sechs Jahren haben mehr als 7500 Lehrbetriebe in Österreich „gänzlich“ und tausende „teilweise“ aufgegeben. Im Vorjahr haben um fast 10.000 Jugendliche weniger eine Ausbildung begonnen als 2008. Und dass, obwohl Österreich dringend auf gut ausgebildete Facharbeiter angewiesen ist. Das im Ausland hochgepriesene duale Ausbildungssystem droht im eigenen Land zu scheitern. Egon Blum, der frühere Lehrlingsbeauftragte der Regierung, schlägt Alarm. Denn nicht nur die Zahlen in der betrieblichen Lehrausbildung brechen ein, auch das Image der Lehre ist angeknackst.

„Schüler mit guten Noten sollen auf eine höhere Schule mit Blickrichtung Universität oder Fachhochschule gehen. Die Schüler mit den schlechten Noten sollen in die Lehre“, umreißt Blum die öffentliche Meinung, die sich in den letzten Jahren noch mehr herausgebildet hat.  Auch die Regierung trüge Schuld daran, wenn zwar viel über eine Akademikerquote diskutiert wird, aber niemand – außer dem Land Vorarlberg – von einer Facharbeiterquote spreche. Aus Sicht von Blum ist es die Mehrzahl der Ausbildungsbetriebe die gut bis sehr gut ausbilden. Aber es sind leider zu viele Unternehmen, die nicht berufsbildkonform ausbilden, was letztlich dem Image der dualen Ausbildung enorm schadet.

“Wenn die leistungsstarken Jugendlichen zusehends mehr die rein schulische Ausbildung bevorzugen, ganz gleich ob eine entsprechende Eignung und Neigung des Jugendlichen vorliegt, steigt der Prozentsatz jener Lehranwärter, die eine wenig bis ungenügende Ausbildungsfähigkeit vorweisen können”, beschreibt Blum das Malheur der Ausbildungsbetriebe.

 

Doch für das Wirtschaftswachstum “von dem alle reden bzw. fordern” sind Facharbeiter unabdinglich. Wettbewerbsfähige Unternehmen benötigen sowohl Theoriekompetenz, in Form von Marketing, Forschung & Entwicklung, als auch Praxiskompetenz. „Die betriebliche Elite der Facharbeiter setzt die theoretischen Konzepte in verkaufbare Produkte um“, sagt der 75-jährige Vorarlberger, der beim Beschlägehersteller Blum jahrzehntelang die Fachkräfte-Ausbildung und die Technik leitete. Doch österreichweit werden zwischen 2014 und 2017 mehr als 30.000 betriebliche Lehrabsolventen weniger zur Verfügung stehen. Trendwende sei keine in Sicht, und niemand zeige sich verantwortlich….“

Diese Analyse der in Österreich tatsächlich vorhandenen Situation ist mehr als alarmierend und es zeigt sich, dass es nicht ausreichend ist, jedem nicht-beschäftigten jungen Menschen eine Ausbildungsstelle anzubieten, sondern dass es notwendig ist, AKTIV auf insbesondere junge Menschen mit guten Schulnoten zuzugehen, und diese zu motivieren, eine Lehrstelle anzunehmen.

 

Maßnahmen für junge Menschen haben sich – wie in allen Bereichen des Lebens – an denjenigen zu orientieren, die zum Erfolg der österreichischen Wirtschaft und mit Beiträgen zum Sozialsystem beitragen können und nicht umgekehrt. Denn wenn niemand mehr einzahlt, kann auch nichts mehr (um)-verteilt werden und die Spirale nach unten dreht sich weiter.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen nachstehenden

 

 

 

Entschließungsantrag

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz wird aufgefordert, in Zusammenarbeit mit allen Kollegen der Bundesregierung, die sich für junge Menschen einsetzen wollen, umgehend eine gemeinsame Imagekampagne für Lehrberufe zu starten.“

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Sozialausschuss vorgeschlagen.

 



[1] http://www.vol.at/kommr-egon-blum-die-derzeitige-entwicklung-der-lehre-ist-dramatisch/4313614