4/J XXV. GP

Eingelangt am 29.10.2013
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Anfrage

der Abgeordneten Zinggl, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Outsourcing in Bundestheatern und -museen

BEGRÜNDUNG

Christian Diaz hat eine überfällige Diskussion angestoßen. Der Billeteur, der die Bühne der Festveranstaltung zu „125 Jahre Burgtheater“ nutzte, um darauf hinzuweisen, dass die Publikumsdienste der Bundestheater seit vielen Jahren an den internationalen Security-Konzern G4S ausgelagert werden, hat sich bereits jetzt bedeutende kulturpolitische Verdienste erworben.

Dieser Anlassfall bietet eine ganze Reihe von kulturellen, sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Dimensionen, was die Outsourcing-Praktiken der vom Bund subventionierten Kulturinstitutionen betrifft. Denn wenn Outsourcing, wie immer wieder behauptet wird, tatsächlich billiger ist, stellt sich die Frage, auf wessen Kosten diese Einsparungen gehen und wer davon profitiert – die Arbeitnehmerin, das Haus, der Auftragnehmer? Oder alle gemeinsam? Oder soll die Auslagerung überhaupt nur dazu dienen, die Personalkosten scheinbar gering zu halten und den beliebten betriebswirtschaftlichen Kniff anzuwenden, Personal- als Sachaufwand zu verschleiern?

Praktisch alle kulturellen Interessenvertretungen des Landes haben das Burgtheater und die Bundestheater Holding dazu aufgefordert, ihre Outsourcing-Praktiken zu überdenken, die Verträge mit G4S zu lösen und zu reflektieren, wem man die Durchführung von Dienstleistungen anvertraut. Die Verteidigungsstrategie des Bundestheater-Generals Georg Springer, der zu Protokoll gab: „Wenn ich einen Lieferanten habe, dann interessiere ich mich nicht dafür, mit wem er sonst noch Verträge hat“, wirft daher die prinzipielle Frage auf, ob gerade für Kulturinstitutionen neben ökonomischen vielleicht auch noch ethische Parameter beim Abschluss von Verträgen und bei der Auswahl der Vertragspartner gelten sollten. Dürften Theater und Museen Geschäfte mit Unternehmen wie den Waffenherstellern Lockeed Martin und Glock oder dem Söldnerkonzern Blackwater machen? Welche Kriterien sollten gelten, und wie könnten sie überprüft werden? Wie ließe sich einer ethischen Dimension ökonomischer Praxis im Kulturbereich angemessen Ausdruck verleihen?

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE

1)   Wie viele im Publikumsdienst der Bundestheater tätige Personen sind per Stichtag 1.10.2013 bei G4S oder einem der Subunternehmen dieses Konzerns beschäftigt?

2)    Wie gliedern sich diese Beschäftigten nach MitarbeiterInnen im Burgtheater, in der Staatsoper und in der Volksoper auf?

3)    Wie viel Geld bezahlen die Bundestheater Holding bzw. die einzelnen Bundestheater jährlich an das Unternehmen G4S, damit dieses den Publikumsdienst in den drei Häusern organisiert?

4)    Welchen Stundenlohn erhalten die den Publikumsdienst in den Bundestheatern versehenden Personen bei G4S?

5)    Wie hoch sind die Abend- oder Nachtzuschläge?

6)    Wie hoch ist das durchschnittliche Bruttoeinkommen einer den Publikumsdienst in den Bundestheatern versehenden Person (Medianwert)?

7)    Wie hoch ist der durchschnittliche Stundenlohn eines/einer Angestellten im Burgtheater, in der Staatsoper und in der Volksoper?

8)    In welchem Dienstverhältnis stehen die den Publikumsdienst in den Bundestheatern versehenden Personen bei G4S - Werkvertrag auf Honorarbasis, freier Dienstvertrag, Angestelltenverhältnis? Falls es unterschiedliche Beschäftigungsverhältnisse gibt, ersuchen wir um Aufschlüsselung.

9)    Wie viel Geld würde es kosten, die MitarbeiterInnen des Publikumsdienstes wieder an den einzelnen Häusern bzw. bei der Bundestheater Holding anzustellen?

10) Wie hoch beziffert die Bundestheater Holding die Einsparungen, die durch das Outsourcing des Publikumsdienstes pro Jahr erzielt werden?

11) Auf  wessen Kosten gehen diese Einsparungen?

12) Um welchen Prozentsatz würde die Personalquote steigen, würde der Publikumsdienst wieder bei der Bundestheater Holding bzw. bei den einzelnen Häusern angestellt? Wir ersuchen um Aufschlüsselung nach Institution.

13) Sind  Sie dafür, dass der Publikumsdienst wieder bei der Bundestheater Holding bzw. den einzelnen Häusern angestellt wird?

14) Sind  Sie der Ansicht, dass gerade für kulturelle Institutionen auch politisch- ethische Kriterien bei der Auswahl ihrer VertragspartnerInnen gelten sollten?

15) Welchen  finanziellen Umfang hat die Praxis des Outsourcings von Dienstleistungen in der Albertina?

16) Wird der Aufsichtsdienst in der Albertina von externen Dienstleistern durchgeführt?

17) Wenn ja: Von wem?

18) Wenn ja: Wie viele Personen umfasst dieses Outsourcing?

19) Wenn ja: Wie viel Geld bezahlt die Albertina pro Jahr an diesen privaten Dienstleister?

20) Welchen  finanziellen Umfang hat die Praxis des Outsourcings von Dienstleistungen in der Österreichischen Galerie Belvedere?

21) Wird  der Aufsichtsdienst in der Österreichischen Galerie Belvedere von externen Dienstleistern durchgeführt?

22) Wenn  ja: Von wem?

23) Wenn  ja: Wie viele Personen umfasst dieses Outsourcing?

24) Wenn  ja: Wie viel Geld bezahlt die Österreichische Galerie Belvedere pro Jahr an diesen privaten Dienstleister?

25) Welchen  finanziellen Umfang hat die Praxis des Outsourcings von Dienstleistungen im Kunsthistorischen Museum?

26) Wird der Aufsichtsdienst im Kunsthistorischen Museum von externen Dienstleistern durchgeführt?

27) Wenn  ja: Von wem?

28) Wenn  ja: Wie viele Personen umfasst dieses Outsourcing?

29) Wenn  ja: Wie viel Geld bezahlt das Kunsthistorische Museum pro Jahr an diesen privaten Dienstleister?

30) Welchen  finanziellen Umfang hat die Praxis des Outsourcings von Dienstleistungen im Naturhistorischen Museum?

31) Wird  der Aufsichtsdienst im Naturhistorischen Museum von externen Dienstleistern durchgeführt?

32) Wenn  ja: Von wem?

33) Wenn  ja: Wie viele Personen umfasst dieses Outsourcing?

34) Wenn  ja: Wie viel Geld bezahlt das Naturhistorische Museum pro Jahr an diesen privaten Dienstleister?

35) Welchen  finanziellen Umfang hat die Praxis des Outsourcings von Dienstleistungen im Technischen Museum?

36) Wird  der Aufsichtsdienst im Technischen Museum von externen Dienstleistern durchgeführt?

37) Wenn  ja: Von wem?

38) Wenn  ja: Wie viele Personen umfasst dieses Outsourcing?

39) Wenn  ja: Wie viel Geld bezahlt das Technische Museum pro Jahr an diesen privaten Dienstleister?

40) Welchen  finanziellen Umfang hat die Praxis des Outsourcings von Dienstleistungen im Museum für angewandte Kunst?

41) Wird  der Aufsichtsdienst im Museum für angewandte Kunst von externen Dienstleistern durchgeführt?

42) Wenn  ja: Von wem?

43) Wenn  ja: Wie viele Personen umfasst dieses Outsourcing?

44) Wenn  ja: Wie viel Geld bezahlt das Museum für angewandte Kunst pro Jahr an diesen privaten Dienstleister?

45) Welchen  finanziellen Umfang hat die Praxis des Outsourcings von Dienstleistungen im MUMOK?

46) Wird der Aufsichtsdienst im MUMOK von externen Dienstleistern durchgeführt?

47) Wenn  ja: Von wem?

48) Wenn  ja: Wie viele Personen umfasst dieses Outsourcing?

49) Wenn  ja: Wie viel Geld bezahlt das MUMOK pro Jahr an diesen privaten Dienstleister?