46/J XXV. GP

Eingelangt am 20.11.2013
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Mag. Stefan, Vilimsky

und weiterer Abgeordneter

 

an die Bundesministerin für Inneres

betreffend Schaden für die österreichische Wirtschaft durch Spionage.

 

Am 13.11.2013 brachte die APA folgende Meldung: 

 

Cyber-Spionage in Deutschland: hoher Schaden, hohe Dunkelziffer

Utl.: Präsident des Bundesverfassungsschutzes: Informationen fehlen

      - Versand von Mails über europäische Router sinnvoll -

      Datenabfluss über Großbritannien verhindern =

 

 

   Berlin (APA/Reuters) - Deutschen Unternehmen entsteht durch

Wirtschaftsspionage über das Internet nach Schätzungen des

Verfassungsschutzes jährlich ein Schaden im hohen zweistelligen

Milliardenbereich. "Von der deutschen Wirtschaft ist mal die Zahl

von mindestens 50 Milliarden als Schaden beziffert worden, aber ich

denke mir, das Dunkelfeld dürfte wesentlich größer sein", sagte der

Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen,

in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview.

 

   Es müsse bedacht werden, dass möglicherweise auch

Vertragsabschlüsse scheiterten, weil Informationen über den

Verhandlungsstand an die Konkurrenz abflössen.

 

   Maaßen warb für eine Meldepflicht von Cyber-Attacken auf

Unternehmen. "Was uns fehlt, sind die Informationen über

Internet-Attacken gegen die Wirtschaft", sagte er. "Wir wissen, dass

es über tausend Internet-Attacken gegen das Netz des Bundes im

vergangenen Jahr gegeben hat, aber wir wissen nicht, wie die

Wirtschaft angegriffen worden ist." Um die Wirtschaft beraten und

schützen zu können, brauche der Verfassungsschutz aber Informationen

über die Attacken und die Angriffsmethoden. "Wenn wir die

Informationen von der Wirtschaft nicht bekommen, wie es derzeit der

Fall ist, ist natürlich eine gesetzliche Regelung da sehr probat",

erklärte Maaßen.


   Union und SPD haben in ihren Koalitionsverhandlungen eine

Meldepflicht für Unternehmen in für die Öffentlichkeit kritischen

Bereichen beschlossen, wenn sie Opfer von Cyber-Attacken werden.

Betroffen seien Firmen etwa in der Energie- und der Finanzbranche,

hieß es aus Teilnehmerkreisen der Koalitionsverhandlungen.

 

   Mit Blick auf die NSA-Affäre hält Maaßen den Vorschlag von

Innenminister Hans-Peter Friedrich für sinnvoll, europäische Mails

künftig nur noch über europäische Leitungen und

Vermittlungsstationen zu schicken. "Es wäre natürlich auch ein

Schritt zu mehr Sicherheit und zu mehr Autarkie für die europäischen

Staaten gegenüber großen anderen Staaten der Welt", sagte der

Geheimdienstchef. Zugleich müsse aber ein europäischer Rechtsrahmen

geschaffen werden, um zu verhindern, dass dennoch Informationen an

Drittstaaten gerieten. Maaßen spielte damit offensichtlich auf

Großbritannien an. Die Briten arbeiten sehr eng mit den

US-Geheimdiensten zusammen und sollen nach Angaben des ehemaligen

NSA-Mitarbeiters Edward Snowden massenhaft von Telefonkabeln

abgezapfte europäische Daten an die USA weiterleiten.

 

   Eine Verschlüsselung des kompletten E-Mail-Verkehrs in

Deutschland hält der Verfassungsschutz-Präsident nicht für sinnvoll:

"Ich denke, eine vollständige Verschlüsselung ist nicht unbedingt

notwendig für den Schutz von privaten Daten." Die Bürger müssten

sich nur darüber im Klaren sein, dass eine elektronische Nachricht

wie eine Postkarte sei. "Vielfach ist es gut, eine Postkarte zu

versenden, und es kann einem einfach auch egal sein, ob der Postbote

mitliest", sagte Maaßen. "Man muss sich einfach nur darüber im

Klaren sein, dass es auch Informationen gibt, die wirklich

schützenswert sind - und diese Informationen sollte man dann auch

entsprechend behandeln, wenn man eine E-Mail schickt."

 

   Die Arbeit der Sicherheitsbehörden würde eine solche

Verschlüsselung allerdings erschweren, räumte Maaßen ein. Abhilfe

könne eine Hintertür in den Verschlüsselungsprogrammen schaffen. "Es

kann auch eine flankierende Maßnahme dazu geben - nämlich, wenn die

Sicherheitsbehörden eine Türe hätten, um im Einzelfall

beispielsweise mit Anordnung der G-10-Kommission oder eines Richters

Zugang zu den Informationen zu bekommen", schlug der

Geheimdienst-Chef vor. Wenn deutsche Nachrichtendienste ein Telefon

abhören oder anderweitig in das Fernmeldegeheimnis eingreifen

wollen, muss die G-10-Kommission des Bundestags dies genehmigen.

 

   Vorerst will Maaßen allerdings noch keine Hintertür bei

Verschlüsselungsprogrammen fordern. "So weit sind wir noch nicht",

sagte der Verfassungsschutz-Präsident. "Wenn wir die Diskussion in

Deutschland hätten, generell über Kryptierung von E-Mails zu

sprechen, dann käme man wahrscheinlich auch zu dem Punkt, wo wir das

fordern täten."


In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Inneres folgende

 

Anfrage

 

 

  1. Gibt es Angaben über Schäden für die österreichische Wirtschaft durch Cyber-Spionage?
  2. Wenn ja, wie hoch werden diese Schäden angegeben?
  3. In welcher Höhe wird der tatsächliche Schaden vermutet?
  4. Sind Maßnahmen zur Abwehr von Cyberattacken, wie z.B. von Maaßen vorgeschlagen geplant?
  5. Wenn ja, welche?
  6. Wenn nein, warum nicht?
  7. Gibt es in dieser Richtung Verhandlungen auf EU-Ebene?
  8. Wenn ja, welche Stellung bezieht Österreich in diesen Verhandlungen?