55/J XXV. GP

Eingelangt am 20.11.2013
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein,

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend

 

betreffend Stigmatisierung eines Siebenjährigen Buben durch die MA 11

 

 

Medienberichten zufolge wurde ein siebenjähriger Bub, Marco T., mehrere Wochen in einem Kriseninterventionszentrum der Stadt Wien betreut, während seine Mutter, eine Alleinerzieherin, eine Haftstrafe wegen gewerbsmäßigen Diebstahls verbüßen musste.

Obwohl die Großeltern, die einen durchaus soliden Lebenswandel vorweisen können, sich darum bemühten, den Buben für diese Zeit betreuen zu dürfen, zeigte sich die Jugendwohlfahrt von ihrer harten Seite und brachte das Kind in das Kriseninterventionszentrum der MA 11 in die Engerthstraße im 2. Wiener Gemeindebezirk.

Drei Monate später wurde der Bub wieder in die Obhut seiner Mutter rücküberantwortet und mit bekam eine „nette" Urkunde mit auf den Weg. In diesem Pamphlet, welches von immerhin acht (!) Erzieherinnen unterschrieben wurde, wird dem Kind auf unmissverständliche Art erklärt, warum es sechs Wochen in einer Einrichtung verbringen müsste. Nicht erwähnt und erklärt wird dem Buben allerdings, warum er die Wochen nicht in der Obhut seiner Großeltern verbringen durfte!

Wörtlich heißt es: "Du warst hier, weil deine Mama im Gefängnis war und du einen Platz und Menschen gebraucht hast, die dich in dieser Zeit betreut haben."

 

Geschmückt ist diese "Urkunde" mit Bildern, unterzeichnet von fünf weiblichen und drei männlichen Betreuern, die offenbar alle nicht erkennen, welche Stigmatisierung diese Urkunde für einen Siebenjährigen Buben bedeutet! Eine Notfallnummer hingegen ist in diesem Fall nicht angeführt.

 

Diese „Urkunde“, stigmatisiert ein Kind, das es ohnehin nicht einfach hat, noch zusätzlich. Kinderrechte sowie gleiche Rechte und Chancen für alle Kinder scheinen bei der MA 11 offensichtlich nur leere Schlagworte zu sein!

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend folgende

 

 

Anfrage

 

 

1.    Ist Ihnen der oben geschilderte Fall bekannt?

2.    Sehen Sie es als problematisch an, einem Kind eine solche Urkunde kommentarlos mitzugeben?

3.    Wenn nein, warum nicht?

4.    Wie hoch ist der Betrag, den die Bundesländer pro Tag Betreuung an ein Kriseninterventionszentrum bezahlen? (aufgeschlüsselt nach Bundesländer)

5.    Wie hoch ist der Betrag, den die Bundesländer pro Tag Betreuung an öffentliche Betreuungszentren bezahlen? (aufgeschlüsselt nach Bundesländer)

6.    Wer muss dem jeweiligen Land die Kosten ersetzen, wenn die Eltern dazu nicht in der Lage sind?

7.    Wie lange sind die Kosten zu ersetzen, bzw. wann erlischt der Anspruch der Länder?