252/J XXV. GP

Eingelangt am 17.12.2013
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz

und weiterer Abgeordneter

 

an die Frau Bundesminister für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Rohdaten zur PISA-Studie 2012

 

 

Die vor kurzem veröffentlichen Ergebnisse der PISA-Studie 2012 brachte sowohl Anlass zur Freude als auch zur Besinnung: entwickelten sich beispielsweise die Mathematik-Kenntnisse österreichischer Schüler – zumindest PISA zufolge – seit der letzten Testung positiv, so lautete die OECD-Analyse hinsichtlich des Geschlechtergefälles:

 

„In keinem anderen Land hat sich das Geschlechtergefälle so drastisch verstärkt wie in Österreich.“ (http://derstandard.at/1385169660711/Die-neuen-PISA-Ergebnisse-in-Grafiken, 16. Dez. 2013)

 

Auch das vergleichsweise positive Abschneiden bei der Mathematik-Kompetenz ist indessen auf dem gleichen Niveau wie bereits 2003 und 2006. Die Lehren, die sich aus den veröffentlichten Ergebnissen ziehen lassen, sind jedenfalls begrenzt. Besonders positive oder negative Ausreißer unter den getesteten Schulen sind nicht bekannt und eine Nachahmung bzw. Nicht-Nachahmung daher verunmöglicht.

 


 

In einer Presseaussendung vom 13. Dezember 2013 äußert sich auch ein anderer „Stakeholder“ der Bildungspolitik zu diesem Thema:

 

"'Der Missbrauch der PISA-Studie gehört abgestellt - unser oberstes Ziel muss es sein, Maßnahmen zu setzen die den Lernerfolg steigern. Es kann nicht das oberste Ziel einer Bildungsministerin sein, eine Gesamtschule einzuführen, die nachweislich nichts bringt', so Sobotka, der die Position des NÖAAB mit Zahlen und Fakten unterlegt: 'Wir liegen bei den PISA-Punkten unter Schmied exakt da, wo Elisabeth Gehrer aufgehört hat. Vor 9 Jahren forderte die SPÖ angesichts der Ergebnisse den Rücktritt der Ministerin, heute bezeichnet die SPÖ das gleiche Ergebnis als 'Trendwende' und 'Schmied-Erfolg'. Es wird vollkommen verschwiegen, dass z.B. in Finnland nur 2,9% aller getesteten Schüler zu Hause nicht in der Unterrichtssprache sprechen, in Österreich aber 22,7%. Es wird verschwiegen, dass in Finnland fast 50% aller getesteten Schüler außerschulische Nachhilfe in Anspruch nehmen, in Österreich nur 25%. Es wird vom PISA-verantwortlichen Andreas Schleicher (bekennender Gesamtschulbefürworter) und von der SPÖ die Gesamtschule gefordert, obwohl Bayern in Deutschland oder die Schweiz mit einem differenzierten Schulsystem Top-Ergebnisse erzielen. Zudem werden die Daten den eigentlich verantwortlichen, nämlich Lehrern, Eltern und den Ländern vorenthalten - Länder- und Schultypenspezifische Ergebnisse gibt es keine'. 
 
'Während Österreich in der Jugendarbeitslosigkeit (Platz 2 in EU), in der Arbeitsbereitschaft (Platz 2 in EU), bei ehrenamtlichem Engagement (Platz 1 in der EU) oder bei Lehrlingsbewerben (Platz 1 Euroskills 2012) die besten Ergebnisse erzielt - sind wir bei PISA nur Mittelmaß. Wir brauchen neue Ansätze, zum Beispiel jene von John Hattie, der Studien von 250 Mio. Schülerinnen und Schüler gebündelt hat und dabei zum Schluss kommt: Das wichtigste ist der motivierte Lehrer - und zu Lehrermotivation tragen PISA und aktuell gesetzte Maßnahmen in keiner Weise bei', erklärt der NÖAAB-Obmann. 
 
Der Vorsitzende der NÖ Landeslehrer Helmut Ertl betont, dass die Kosten nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen: '1,6 Mio. Euro kostet PISA, dieses Geld wäre im Schulsystem besser aufgehoben. Wie Österreich im Vergleich zu Korea liegt, ist unwichtig'. Die Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft NÖ Eva Teimel erzählt aus der Praxis: 'Wie soll man Schüler für einen Test motivieren, von dem sie nichts haben und nichts erwarten können - auch die Ergebnisse kommen viel zu spät. Die Fragen werden aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, dabei passieren Fehler. Die deutschen Texte sind um 16% länger. Ein wichtiger Punkt wird komplett verschwiegen: 99% der befragten Schulleiter schätzen die Motivation der Lehrer hoch ein - damit liegen wir auf Platz 1 im PISA Ranking'."
(http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20131213_OTS0124/noeaab-sobotkaertlteimel-pisa-missbrauch-gehoert-abgestellt?utm_source=2013-12-13&utm_medium=email&utm_term=inline&utm_content=html&utm_campaign=mailaboeinzel, 13. Dez. 2013)

 

Eine Veröffentlichung der PISA-Rohdaten durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) wäre daher insofern interessant und notwendig, um besonders positive oder negative Ausreißer unter den getesteten Schulen zwecks Nachahmung bzw. Nicht-Nachahmung bekanntzumachen.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bundesminister für Unterricht, Kunst und Kultur die folgende

 

 

Anfrage

 

 

1.     Werden Sie das BIFIE dazu veranlassen, die Rohdaten der PISA-Studie 2012 zu veröffentlichen um besonders vorbildhafte Schulen bzw. Schulen, die zu den negativen Ausreißern bei den Studienergebnissen gehören, bekanntzugeben?

2.     Falls ja, bis wann?

3.     Falls nein, warum nicht?