584/J XXV. GP
Eingelangt am 29.01.2014
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Strolz, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend „Schulbeginn“
Seit Jahren
herrscht ein Gelehrtenstreit über den „idealen“ Schulbeginn.
Der „Schulexperte“ Andreas Salcher forderte im März 2012 einen späteren Schulbeginn um eine Stunde, da für die Schüler der frühe
Schulbeginn kontraproduktiv sei.
Im Gespräch mit der Tageszeitung „DiePresse“ am 30.03.2012
erklärte
Salcher „Würde man Schule heute neu erfinden, käme niemand auf die
Idee, den Beginn um 7.30 Uhr anzusetzen. Die moderne Hirnforschung
belege, dass Kinder in den frühen Morgenstunden noch nicht
ausreichend aufnahmefähig seien. Zudem sei der frühe Start insbesondere für Kinder aus ländlichen Gebieten nicht zumutbar:
Rechnet man die teils langen Anfahrtswege ein, beginnt ihr Schultag oft
schon um sechs Uhr. Salcher plädiert deshalb dafür, die Schulen zwar
trotzdem so früh wie bisher zu öffnen, den tatsächlichen
Unterrichtsbeginn aber um eine Stunde nach hinten zu verschieben. Die
gewonnene Stunde am Morgen könnte man etwa für ein gemeinsames
Frühstück nützen. So würden auch berufstätige Eltern keinen Nachteil
daraus ziehen. Die Unterrichtszeit müsste deshalb auch nicht um eine
Stunde nach hinten verlängert werden, Salcher geht davon aus, dass
durch die höhere Aufnahmefähigkeit „größere Lerneffekte in kürzerer Zeit
erzielt“ werden könnten.“ (Quelle: http://diepresse.com/home/bildung/schule/hoehereschulen/744848/Vorstoss-fur-Schulbeginn-um-neun-Uhr, aufgerufen am 20. Januar
2014). Unterstützung erhielt Salcher in der Diskussion damals von Chef der Pflichtschullehrergewerkschaft Paul Kimberger, der „die Idee für
Sinnvoll hält“ (Quelle: ebenda).
Aktuell gab es im November des letzten Jahres eine neue Diskussion um
den Schulbeginn in St. Marein im Kärntner Lavanttal. Die Schule fängt in
St. Marein um 7:45 an, man hatte aber „dort die Eltern per
Abstimmungsformular um ihre Meinung zum neuen Vorschlag des
Schulbeginns um 8.10 oder 8.15 Uhr gebeten: 167 stimmten dagegen,
sechs dafür.“ (Quelle: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/wolfsberg/3472610/neue-diskussion-um-schulbeginn.story,
aufgerufen am 20. Januar 2014).
Spannend war die Stellungnahme des Präsidenten der Österreichischen
Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde Primar Univ.-Prof. Dr.
Reinhold Kerbl. „Ein späterer Schulbeginn kann seriös nach der
derzeitigen Datenlage nicht generell empfohlen werden, denn für eine
Empfehlung fehlen umfangreiche, europaweite Studien, vor allem an
Kindern im Volksschulalter, die auch kulturelle und sozioökonomische
Unterschiede berücksichtigen“. Weiters schreibt die ÖGKJ in ihrer
Presse-Information vom 12. April 2012: „Warum Kinder und Jugendliche
an Schlafmangel leiden, kann verschiedene Ursachen haben. Aufgrund
ihrer endogenen Steuerung können viele Jugendliche erst spät abends
einschlafen. Der Zeitpunkt „Mitternacht“ entfernt sich mit
zunehmendem Alter der Kinder von deren
„Schlafmitte“, da
diese immer weiter nach hinten rückt. Für diese Phasenverschiebung
sind unter anderem auch Fernsehen, Computer und Internet
verantwortlich. Bisherige Lösungsansätze in Ländern, die den
Schulbeginn um eine Stunde nach hinten verschoben haben, ergaben zwar mehr Schlafenszeit während der Schulzeit, gleichzeitig beklagten
die Kinder jedoch die fehlende
Freizeit“.
(Quelle: http://www.docs4you.at/Content.Node/PresseCorner/2012/Beginnt-die-Schule-zu-frueh.php,
aufgerufen am 20. Januar 2014).
Abschließend betont die ÖGKJ, dass ohne umfangreiche Feldstudie
„Überlegungen zum „optimalen Schulbeginn“ jedoch spekulativ sind“
(Quelle: ebenda).
Das Gesetz – in diesem Fall das Schulzeitgesetz 1985 – spricht
hierbei
eine klare Sprache. Im § 3 Abs. ist die Schulbeginnszeit klar definiert: „Der
Unterricht darf in der Regel nicht vor 8.00 Uhr beginnen. Eine
Vorverlegung des Unterrichtsbeginnes auf frühestens 7.00 Uhr durch den Schulgemeinschaftsausschuß oder das Schulforum oder das
Klassenforum ist zulässig, wenn dies mit Rücksicht auf Fahrschüler oder
aus anderen wichtigen Gründen, die durch die Stundenplangestaltung
nicht beseitigt werden können, notwendig ist. Der Unterricht darf nicht
länger als bis 18.00 Uhr, ab der 9. Schulstufe nicht länger als bis 19.00
Uhr dauern. Am Samstag darf der Unterricht längstens bis 12.45 Uhr
dauern.“
Der NEOS-LIF Parlamentsklub möchte in einem ersten Schritt mit dieser
Anfrage grundsätzlich nur Zahlen und Fakten abfragen. Ausgehend von
den erhaltenen Zahlen und Fakten können weitere Schritte gesetzt
werden.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten
daher an die
Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur nachstehende
Anfrage:
1.
In wie
vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und
Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe
(AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren
2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um 08:00
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
2.
In wie
vielen Sekundarbildung Oberstufen schulen begann der
Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um
08:00 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle
Schultypen und Bundesländer)?
3.
In wie
vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und
Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe
(AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren
2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 nach 08:00
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und
Bundesländer)?
4.
In wie
vielen Sekundarbildung Oberstufen schulen begann der
Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 nach
08:00 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle
Schultypen und Bundesländer)?
5.
In wie
vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und
Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe
(AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren
2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um 7:45
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und
Bundesländer)?
6.
In wie
vielen Sekundarbildung Oberstufen schulen begann der
Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um
7:45 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle
Schultypen und Bundesländer)?
7.
In wie
vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und
Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe
(AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012,
2012/2013 und 2013/2014 zwischen 7:45
und 8:00 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und
Bundesländer)?
8.
In wie
vielen Sekundarbildung Oberstufen schulen begann der
Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 zwischen
7:45 und 8:00 (Aufschlüsselung auf
Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
9.
In wie
vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang)
und der Sekundarbildung Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in
den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um 7:30 (Aufschlüsselung
auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
10.
In wie
vielen Sekundarbildung Oberstufen schulen begann der Unterricht in den
Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um 7:30
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
11.
In wie
vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und
Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe
(AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren
2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 zwischen 7:30
und 7:45 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und
Bundesländer)?
12.
In wie
vielen Sekundarbildung Oberstufen schulen begann der
Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 zwischen
7:30 und 7:45 (Aufschlüsselung auf
Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
13.
In wie
vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und
Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe
(AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren
2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 vor 7:30
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und
Bundesländer)?
14.
In wie
vielen Sekundarbildung Oberstufen schulen begann der
Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 vor
7:30 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle
Schultypen und Bundesländer)?
15.
Gab es in
den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 Schulversuche mit einem Schulbeginn zwischen 8:30
und 9:00?
Wenn ja, gab es diese Schulversuche mit Pflichtschulen oder mit Sekundarbildung
Oberstufen?
Wenn ja, wo fanden diese Schulversuche statt?
Wenn ja, wie ist das Ergebnis dieser Schulversuche?
16.
Gab es in
Ihrem Ministerium in den letzten 10 Jahren die
Überlegungen – nach Empfehlung der ÖGJK aus dem Jahr 2012
–
eine umfassende Feldstudie zum Thema „optimaler Schulbeginn“
durchzuführen?
Wenn ja, wann gab es diese Überlegungen?
Wenn nein, warum gab es diese Überlegungen noch nicht?
17.
Planen Sie
bzw. Ihr Ressort in der laufenden Geschäftsperiode –
nach Empfehlung der ÖGJK – eine umfassende Feldstudie zum
Thema „optimaler Schulbeginn“ durchzuführen?
18.
Sehen Sie
bzw. Ihr Ressort Änderungsbedarf im § 3 Abs.2
Schulzeitgesetzt?
Wenn ja, welchen Änderungsbedarf sehen Sie?
Wenn nein, warum sehen Sie keinen Änderungsbedarf?
19.
Haben Sie
bzw. Ihr Ressort Kontakt zu den Verkehrslandesräten
der einzelnen Bundesländer, um sich bei der Koordinierung des
Schulbeginnszeiten zwecks Fahrschüler abzusprechen?
Wenn ja, welcher Beamter oder welche Stelle ist in Ihrem Ressort
dafür zuständig?
20.
Liegen
Ihnen bzw. dem Ressort Studien aus Frankreich oder
Großbritannien über die Vor- oder Nachteile des Schulbeginns um
09:00 vor?
Wenn ja, was sagen diese Studien aus?
Wenn nein, warum liegen Ihnen bzw. dem Ressort diese Studien
nicht vor?