1151/J XXV. GP

Eingelangt am 26.03.2014
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

 

betreffend mangelnde Förderung von wissenschaftlichen Zeitschriften

 

Eine Folge des Belastungspaketes, das die „Loipersdorfer-Regierungsbeschlüsse“ im Jahr 2010 mit sich brachten, war auch eine radikale Streichung der Förderung von wissenschaftlichen Druckschriften und Publikationen. So ist dem aktuellen Förderungsbericht 2012 zu entnehmen, dass folgende Förderungen gestrichen wurden:

 

Zuschüsse für wissenschaftliche Zeitschriften

Ansatz 1/31006, Aufgabenbereich 43, Ugl. 7663 bzw. 7663 103

2010: 118.000 Euro            2011:68.000 Euro                2012: -3.000 Euro

 

Nicht einzeln bezeichnete Subventionen zur Durchführung von wissenschaftlichen Kongressen, Tagungen, Seminaren und Symposien, sowie für wissenschaftliche Aktivitäten

Ansatz 1/31106, Aufgabenbereich 12, Ugl. 7679 901

2010: 163.000 Euro            2011: 66.000 Euro               2012: 16.000 Euro

 

Sonstige Druckkostenbeiträge für wissenschaftliche Werke u. Publikationen

Ansatz 1/31116, Aufgabenbereich 12, Ugl. 7439 999

2010: 651.000 Euro            2011: 441.000 Euro            2012: -6.000 Euro

 

Nicht einzeln bezeichnete Subventionen zur Durchführung von wissenschaftlichen Kongressen, Tagungen, Seminaren und Symposien, sowie für wissenschaftliche Aktivitäten

Ansatz 1/31116, Aufgabenbereich 12, Ugl. 7672 901

2010: 394.000 Euro            2011: 0 Euro                         2012: 0 Euro

 

Nicht einzeln bezeichnete Subventionen für Druckkostenbeiträge für wissenschaftliche Werke, wiss. Aktivitäten sowie diverser Veranstaltungen verschiedener Gesellschaften

Ansatz 1/31116, Aufgabenbereich 12, Ugl. 7679 901

2010: 665.000 Euro            2011: 158 Euro                    2012: 8 Euro

 

Diese Streichungen trafen meist Publikationen von kleinen Organisationen – im Förderungsbericht auch nicht namentlich genannt –, die mit sehr viel ehrenamtlichem Einsatz herausgebracht wurden und nur ein paar Tausend Euro benötigt hätten, um ihre wissenschaftliche Arbeit fortführen zu können.


 

Insgesamt gab der Bund 2012 14.204,5 Millionen Euro, davon 4.639,5 Millionen direkte Subventionen, für Förderungen aus. Allein das Wissenschaftsministerium vergab 2012 (direkte und indirekte) Subventionen in der Höhe von 552,5 Millionen Euro (gegenüber 407,9 im Jahr 2010).

 

Der Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs (VWGÖ) hat bereits  Alarm geschlagen: In seiner Petition „für die Förderung der Grundlagenforschung und Wissenschaft in Österreich“ vom 25.11.2013 bringt der Vorstand des Verbandes, der mit 152 Mitgliedsvereinen nahezu 20.000 österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertritt, „in Anbetracht des Budgetdefizits und dem praktischen Fehlen der Thematisierung von Wissenschaft und Forschung bei den Koalitionsverhandlungen seine tiefe Sorge angesichts von Kürzungen im Forschungsbereich, die die Innovationskraft des Standorts Österreichs gefährden“, zum Ausdruck.

 

Obwohl zahlreiche wissenschaftliche Zentren von Weltruf in Österreich aufgebaut worden seien, die sehr zur Reputation der österreichischen Forschung beitrügen, würden laufend Förderungen gestrichen. Unter vielen Forschern, die ohnehin einen Großteil ihrer Aktivitäten freiwillig leisteten, herrsche Frustration – vor allem unter den Geisteswissenschaftern, die zum Unterschied von Medizinern und Naturwissenschaftern kaum Möglichkeiten hätten, Drittmittel zu lukrieren.

 

Von den öffentlichen Kürzungen seien 160 wissenschaftliche Zeitschriften betroffen. Diese Ausdünnung der Publikationslandschaft trage dazu bei, dass zu wenig Inhalte transportiert würden, keine Anregungen an die Scientific Community ausgingen und zu sehr im Mainstream geforscht werde. Österreich werde als Forum für Publikationen zusehends uninteressant. Viele engagierte Wissenschafter würden bereits jetzt die Ergebnisse ihrer Forschung im benachbarten Ausland, vornehmlich in der Schweiz, veröffentlichen. Das Argument, der freie Internetzugang („open excess“) mache Hartkopien von Magazinen überflüssig, komme, so die VWGÖ, einer Missachtung der älteren Generation gleich, die durchaus noch am Forschungsleben teilnehmen wolle, sich aber mit Neuen Medien schwertue. Ein Teufelskreis! Wenn die Gratisangebote zunehmen, sehe niemand mehr eine Notwendigkeit, teure Zeitschriften-Abonnements abzuschließen. Wenn einige Vereine, die wissenschaftlich publizieren, dennoch überlebten, dann ohne Planungssicherheit. Die Absetzbarkeit von Spenden an diese Vereine habe dem Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs zufolge nicht den erwarteten Effekt ausgelöst, da die Spendenbegünstigung an eine Wirtschaftsprüfung des betreffenden Vereins gebunden sei, deren Kosten oftmals die Spendeneinnahmen übersteige.

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft folgende

 

Anfrage

 

1.    Sind Sie sich der Tragweite der Streichung von Zuschüssen und/oder Basisfinanzierungen an wissenschaftliche Vereine, deren Mitglieder hervorragende Arbeit leisten, bewusst?


 

2.    Welche Publikation bzw. Veranstaltung wurde mit den in der Begründung genannten Subventionen, aufgelistet nach Organisation, Publikation bzw. Veranstaltung, Jahr und Betrag, in den Jahren 2010 und 2011 gefördert?

 

3.    Wieso wurden diese Förderungen ersatzlos gestrichen, obwohl das Subventionsvolumen des Wissenschaftsministeriums von 407,9 Millionen Euro auf 552,5 Millionen gestiegen ist?

 

4.    Planen Sie alternative Finanzierungs- und Förderungsformen für außeruniversitäre wissenschaftliche Publikationen bzw. Veranstaltungen?

Wenn ja, welche?

Wenn nein, sollen aus Ihrer Sicht diese Organisationen ihre wissenschaftliche Tätigkeit beenden?

 

5.    Haben Sie vor, Österreich als Forum für wissenschaftliche Publikationen neu zu positionieren?

Wenn ja, durch welche Maßnahmen?

Wenn nein, warum nicht?