1223/J XXV. GP
Eingelangt am 27.03.2014
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Strolz, Kolleginnen und Kollegen
an
die Bundesministerin für Bildung und Frauen
betreffend
„Schulbeginn“
Seit Jahren herrscht ein Gelehrtenstreit über den
„idealen“ Schulbeginn. Der „Schulexperte“ Andreas
Salcher forderte im März 2012 einen späteren Schulbeginn um eine
Stunde, da für die Schüler der frühe Schulbeginn kontraproduktiv
sei.
Im Gespräch mit der Tageszeitung „DiePresse“ am 30.03.2012
erklärte Salcher „Würde man Schule heute neu
erfinden, käme niemand auf die Idee, den Beginn um 7.30 Uhr anzusetzen.
Die moderne Hirnforschung belege, dass Kinder in den frühen Morgenstunden
noch nicht ausreichend aufnahmefähig seien. Zudem sei der frühe Start
insbesondere für Kinder aus ländlichen Gebieten nicht zumutbar:
Rechnet man die teils langen Anfahrtswege ein, beginnt ihr Schultag oft schon
um sechs Uhr. Salcher plädiert deshalb dafür, die Schulen zwar
trotzdem so früh wie bisher zu öffnen, den tatsächlichen
Unterrichtsbeginn aber um eine Stunde nach hinten zu verschieben. Die gewonnene
Stunde am Morgen könnte man etwa für ein gemeinsames
Frühstück nützen. So würden auch berufstätige Eltern
keinen Nachteil daraus ziehen. Die Unterrichtszeit müsste deshalb auch
nicht um eine Stunde nach hinten verlängert werden, Salcher geht davon
aus, dass durch die höhere Aufnahmefähigkeit
„größere Lerneffekte in kürzerer Zeit erzielt“
werden könnten.“ (Quelle: http://diepresse.com/home/bildung/schule/hoehereschulen/744848/Vorstoss-fur-Schulbeginn-um-neun-Uhr,
aufgerufen am 20. Januar 2014).
Unterstützung erhielt Salcher in der Diskussion damals von Chef der
Pflichtschullehrergewerkschaft Paul Kimberger, der „die Idee für
Sinnvoll hält“ (Quelle: ebenda).
Aktuell gab es im November des letzten Jahres eine neue Diskussion um den
Schulbeginn in St. Marein im Kärntner Lavanttal. Die Schule fängt in
St. Marein um 7:45 an, man hatte aber „dor t die Eltern per
Abstimmungsformular um ihre Meinung zum neuen Vorschlag des Schulbeginns um
8.10 oder 8.15 Uhr gebeten: 167 stimmten dagegen, sechs dafür.“
(Quelle: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/wolfsberg/3472610/neue-diskussion-um-schulbeginn.story,
aufgerufen am 20. Januar 2014).
Spannend war die Stellungnahme des Präsidenten der Österreichischen
Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde Primar Univ.-Prof. Dr.
Reinhold Kerbl. „Ein
späterer Schulbeginn kann seriös nach der derzeitigen Datenlage nicht
generell empfohlen werden, denn für eine Empfehlung fehlen umfangreiche,
europaweite Studien, vor allem an Kindern im Volksschulalter, die auch
kulturelle und
sozioökonomische
Unterschiede berücksichtigen“. Weiters schreibt die
ÖGKJ in ihrer Presse-Information vom 12. April 2012: „Warum Kinder und Jugendliche
an Schlafmangel leiden, kann verschiedene Ursachen haben. Aufgrund ihrer
endogenen Steuerung können viele Jugendliche erst spät abends
einschlafen. Der Zeitpunkt „Mitternacht“ entfernt sich mit
zunehmendem Alter der Kinder von deren „Schlafmitte“, da
diese immer weiter nach hinten rückt. Für diese Phasenverschiebung
sind unter anderem auch Fernsehen, Computer und Internet verantwortlich. Bisherige
Lösungsansätze in Ländern, die den Schulbeginn um eine Stunde
nach hinten verschoben haben, ergaben zwar mehr Schlafenszeit während der
Schulzeit, gleichzeitig beklagten die Kinder jedoch die fehlende Freizeit“.
(Quelle: http://www.docs4you.at/Content.Node/PresseCorner/2012/Beginnt-die-Schule-zu-frueh.php,
aufgerufen am 20. Januar 2014).
Abschließend betont die ÖGKJ, dass ohne umfangreiche Feldstudie
„Überlegungen zum „optimalen Schulbeginn“ jedoch
spekulativ sind“ (Quelle: ebenda).
Das Gesetz – in diesem Fall das Schulzeitgesetz 1985 – spricht
hierbei eine klare Sprache. Im § 3 Abs. ist die Schulbeginnszeit klar
definiert: „Der Unterricht darf in der Regel nicht vor
8.00 Uhr beginnen. Eine Vorverlegung des Unterrichtsbeginnes auf
frühestens 7.00 Uhr durch den Schulgemeinschaftsausschuß oder das
Schulforum oder das Klassenforum ist zulässig, wenn dies mit
Rücksicht auf Fahrschüler oder aus anderen wichtigen Gründen,
die durch die Stundenplangestaltung nicht beseitigt werden können,
notwendig ist. Der Unterricht darf nicht länger als bis 18.00 Uhr, ab der
9. Schulstufe nicht länger als bis 19.00 Uhr dauern. Am Samstag darf der
Unterricht längstens bis 12.45 Uhr dauern.“
Der NEOS Parlamentsklub möchte in einem ersten Schritt mit dieser Anfrage
grundsätzlich nur Zahlen und Fakten abfragen. Ausgehend von den erhaltenen
Zahlen und Fakten können weitere Schritte gesetzt werden.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten
daher an die Bundesministerin für Bildung und Frauen nachstehende
Anfrage:
1. In wie vielen Pflichtschulen
(VS, HS, NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang) und der
Sekundarbildung Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren
2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um 08:00
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
2. In wie vielen Sekundarbildung Oberstufenschulen
begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 um 08:00 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen
und Bundesländer)?
3. In wie vielen Pflichtschulen
(VS, HS, NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang) und der
Sekundarbildung Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den
Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 nach 08:00
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
4. In wie vielen Sekundarbildung Oberstufenschulen
begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 nach 08:00 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle
Schultypen und Bundesländer)?
5. In wie vielen Pflichtschulen
(VS, HS, NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang) und der
Sekundarbildung Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den
Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 um 7:45
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
6. In wie vielen Sekundarbildung Oberstufenschulen
begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 um 7:45 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen
und Bundesländer)?
7. In wie vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 zwischen 7:45 und 8:00 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
8. In wie vielen Sekundarbildung Oberstufenschulen
begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 zwischen 7:45 und 8:00 (Aufschlüsselung auf Schuljahre,
alle Schultypen und Bundesländer)?
9. In wie vielen Pflichtschulen (VS, HS, NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 um 7:30 (Aufschlüsselung
auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
10. In wie vielen Sekundarbildung Oberstufenschulen
begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 um 7:30 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen
und Bundesländer)?
11. In wie vielen Pflichtschulen (VS, HS,
NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung
Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011,
2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 zwischen 7:30 und 7:45
(Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
12. In wie vielen Sekundarbildung Oberstufenschulen
begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 zwischen 7:30 und 7:45 (Aufschlüsselung auf Schuljahre,
alle Schultypen und Bundesländer)?
13. In wie vielen Pflichtschulen (VS, HS,
NMS, Sonderschule und Polytechnischer Lehrgang) und der Sekundarbildung
Unterstufe (AHS-Unterstufe) begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011,
2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 vor 7:30 (Aufschlüsselung auf
Schuljahre, alle Schultypen und Bundesländer)?
14. In wie vielen Sekundarbildung Oberstufenschulen
begann der Unterricht in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013 und
2013/2014 vor 7:30 (Aufschlüsselung auf Schuljahre, alle Schultypen
und Bundesländer)?
15. Gab es in den Schuljahren 2010/2011,
2011/2012, 2012/2013 und 2013/2014 Schulversuche mit einem Schulbeginn zwischen
8:30 und 9:00?
a) Wenn ja, gab es diese Schulversuche mit Pflichtschulen oder mit
Sekundarbildung Oberstufen?
b) Wenn ja, wo fanden diese Schulversuche statt?
c) Wenn ja, wie ist das Ergebnis dieser Schulversuche?
16. Gab es in Ihrem Ministerium in den
letzten zehn Jahren die Überlegungen – nach Empfehlung der ÖGJK
aus dem Jahr 2012 – eine umfassende Feldstudie zum Thema „optimaler
Schulbeginn“ durchzuführen?
a) Wenn ja, wann gab es diese Überlegungen?
b) Wenn nein, warum gab es diese Überlegungen noch nicht?
17. Planen Sie bzw. Ihr Ressort in der
laufenden Geschäftsperiode – nach Empfehlung der ÖGJK –
eine umfassende Feldstudie zum Thema „optimaler Schulbeginn“
durchzuführen?
18. Sehen Sie bzw. Ihr Ressort
Änderungsbedarf im § 3 Abs.2 Schulzeitgesetzt?
a) Wenn ja, welchen Änderungsbedarf sehen Sie?
b) Wenn nein, warum sehen Sie keinen Änderungsbedarf?
19. Haben Sie bzw. Ihr Ressort Kontakt zu
den Verkehrslandesräten der einzelnen Bundesländer, um sich bei der
Koordinierung des Schulbeginnszeiten zwecks Fahrschüler abzusprechen?
Wenn ja, welcher Beamter oder welche Stelle ist in Ihrem Ressort dafür
zuständig?
20. Liegen Ihnen bzw. dem Ressort Studien
aus Frankreich, Großbritannien und/oder Finnland über die Vor- oder
Nachteile des Schulbeginns um 09:00 vor?
a) Wenn ja, was sagen diese Studien aus?
b) Wenn nein, warum liegen Ihnen bzw. dem Ressort diese Studien nicht vor?
Wien, am 27.03.2014