Eingelangt am 30.04.2014
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ANFRAGE
des
Abgeordneten Jannach
und
weiterer Abgeordneter
an
den Bundeskanzler
betreffend
"dubioser Import von Schweinefleisch, dubiose Zahlen der Statistik
Austria und dubiose Kennzeichnung von Schweinefleisch in Österreich“
In
den allgemein zugänglichen und öffentlichen Aufzeichnungen der
Statistik Austria findet man zwar Auskunft über den Euro-Warenwert von
Schweinefleisch-Einfuhren und Ausfuhren, nicht jedoch über das
tatsächliche Herkunfts- und Zielland der Importe und Exporte. Auch im
„Grünen Bericht“ findet man dazu keinerlei Informationen. Erst
auf explizite Nachfrage und gegen Bezahlung erhält man von der Statistik
Austria eine detaillierte Auflistung des Schweinefleisch-Imports von lebenden
und geschlachteten Tieren.
Gerade
diese Daten würden dem interessierten Konsumenten Aufschluss über die
Herkunft von Schweinefleisch, das auf österreichischen Tellern landet,
geben und wären somit eine wichtige Informationsquelle!
Der
Schweinefleisch-Konsument würde so erfahren, dass der Großteil der
Lebend-Schweine aus den benachbarten Ländern wie Deutschland, Slowakei,
Ungarn, Tschechien und Slowenien kommen. Viele weitere Schweine werden jedoch
von Frankreich, aus Dänemark, Spanien oder aus den Niederlanden nach
Österreich importiert, was auf eine nicht tiergerechten (langen) Transport
schließen lässt.
Betrachtet
man die Statistik Austria Auswertungen der Jahre 2007 bis 2013 genauer, so
findet man auch exotische und ferne Länder, aus denen Lebendschweine und
geschlachtetes, tiefgekühltes Schweinefleisch nach Österreich
importiert wurden. Beispiele dafür sind: Zypern, Argentinien, Australien,
Brasilien, Chile, Dominikanische Republik, Israel, Neuseeland, Seychellen,
Südafrika, USA, Bangladesch, Korea, Mauritius, Japan, Uruguay, Ecuador,
Kanada, China, Dominica, Indien, Libanon, Uganda und Vietnam.
Ganz
kurios ist die Tatsache, dass es laut Statistik Austria im Jahr 2007
Lebendschwein-Importe von den „Bouvet-Inseln“ gegeben hat, welche
nicht bewohnt ist, nahe der Antarktis liegt und zu mehr als 90 % von Gletscher
bedeckt ist. Ebenso verhält es sich mit dem Import von Lebend-Schweinen
aus Hongkong.
Auch
von anderen Ländern ist bekannt, dass sie keine Schweinefleischproduktion
haben (Domenica, Seychellen, etc.), was die Frage aufwirft, woher diese
aufgezeichneten Importe tatsächlich stammen!
Ein
weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass der „Selbstversorgungsgrad“
von Schweinefleisch in Österreich laut Statistik Austria bei 108 % liegt. Das
würde bedeuten, dass Österreich mehr Schweinefleisch produziert, als
es selbst verbraucht. Trotzdem wird jährlich mehr Schweinefleisch
importiert als exportiert und somit nicht aufgezeigt werden kann, wo dieses
„Mehr“ an Schweinefleisch hinkommt.
GESAMTGEGENÜBERSTELLUNG
des SCHWEINEFLEISCHHANDELS
(Im- und
Export lebend und geschlachtet für die Jahre 2007 – 2013 lt.
Statistik Austria)
IMPORT EXPORT
2007 195.745.676
kg 154.700.013
kg
2008 209.109.821
kg 180.803.146
kg
2009 203.296.666
kg 175.657.169
kg
2010 190.991.901
kg 174.933.007
kg
2011 205.919.246
kg 187.108.071
kg
2012 184.863.205
kg 164.181.066
kg
2013 188.715.614
kg 153.450.708
kg (vorläufig)
In
diesem Zusammenhang richten die unterzeichnenden Abgeordneten an den Bundeskanzler
folgende
Anfrage
- Weshalb
werden diese detaillierten Angaben über Fleischimporte und Exporte
nicht über die Homepage von Statistik Austria der allgemeinen Öffentlichkeit
zugänglich gemacht?
- Warum
informiert(e) das Landwirtschaftsministerium (Grüner Bericht) oder
das Wirtschaftsministerium nicht über die Stückzahlen bzw.
Kilogramm an im- und exportiertem Schweinefleisch (lebend und
geschlachtet)?
- Wie
kann ein Bürger erkennen, dass er importiertes Schweinefleisch aus
welchem Land konsumiert?
- 2007
wurde laut Statistik Austria 26.078 kg „Schweine lebend“
von den Bouvet-Inseln bezogen. Diese Insel nahe der Antarktis ist nicht
bewohnt und mit mehr als 90 % von Gletscher bedeckt. Wie ist
erklärbar, dass Österreich lebende Schweine von der Bouvet-Insel
bezieht?
- Wo
wurden diese Bouvet-Insel-Schweine in Österreich gemästet bzw. verarbeitet?
- War
für die Bürger ersichtlich, dass sie Schweinefleisch –
falls es verarbeitet wurde – von der Bouvet-Insel konsumierten?
- Wenn
ja: Woran konnten die Konsumenten das erkennen?
- Wie
regelt Österreich bzw. die Europäische Union den Tiertransport
von Schweinen der Bouvet-Insel, die nach Österreich verbracht werden?
- 2011
wurde lt. Statistik Austria 38.808 kg „Schweine lebend“
von Hongkong bezogen. Wie ist erklärbar, dass Österreich lebende
Schweine von Honkong bezieht? (Anm.: Hongkong ist von Wien mehr als 8.700
km – Luftlinie – entfernt!)
- Wo
wurden diese Hongkong-Schweine in Österreich verarbeitet?
- War
für die Bürger ersichtlich, dass sie Schweinefleisch –
falls es verarbeitet wurde – von Hongkong konsumierten?
- Wenn
ja: Woran konnten die Konsumenten das erkennen?
- Wie
regeln Österreich bzw. die Europäische Union den Tiertransport
von lebenden Schweinen, die von Hongkong nach Österreich verbracht
werden?
- Der
Grüne Bericht 2013 weist einen Selbstversorgungsgrad in Bezug auf
Schweinefleisch von 108 % aus. Wie errechnet sich dieser
Selbstversorgungsgrad?
- Aus
den Daten der Statistik Austria ist ersichtlich, dass in den letzten Jahren
immer mehr Schweinefleisch importiert als exportiert wurde. Im Jahr 2013
wurden 188.715.614 kg Schweinefleisch (davon lebend 44.899.721 kg)
importiert. Im Gegenzug wurde aber lediglich Schweinefleisch im
Ausmaß von 153.450.708 kg exportiert (vorl. Zahlen der Statistik
Austria). Wohin „verschwindet“ der Überschuss an Schweinefleisch,
wenn laut Grünem Bericht ein Selbstversorgungsgrad von 108 %
vorliegt?
- Woher
stammen die Schweinefleischimporte, welche offensichtlich NICHT aus den in
der Statistik Austria Aufzeichnung beschriebenen Herkunftsländern,
wie z. B. Bouvet-Insel, Dominica, Seychellen, Bangladesch usw. kommen
können?
- Österreich
importierte in den Jahren 2007 bis 2013 zwischen 130.000.000 kg und
155.000.000 kg geschlachtetes Schweinefleisch pro Jahr. Neben den
„klassischen benachbarten Importländern“ innerhalb der EU
importiert Österreich aber auch aus weit entfernten Ländern wie
Zypern, Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Dominikanische
Republik, Israel, Neuseeland, Seychellen, Südafrika, USA,
Bangladesch, Korea, Mauritius, Japan, Uruguay, Ecuador, Kanada, China,
Dominica, Indien, Libanon, Uganda und Vietnam. (Aus der Statistik der
Jahre 2007 bis 2013). In welchen Schlachthöfen bzw.
Verarbeitungsbetrieben in Österreich wird Fleisch aus diesen
entfernten Ländern zu welchen Produkten verarbeitet?
- Wie
kann der Konsument erkennen, dass er Schweinefleisch aus den in Frage 17. aufgelisteten
Ländern konsumiert?
- Ist
von Ihrem Ministerium beabsichtigt, eine klare, für den Konsumenten
nachvollziehbare Herkunftskennzeichnung im frischen und verarbeiteten
Schweinfleisch gesetzlich durchzusetzen?
- Ist
es vorgesehen, die Produkte, die Schweinefleisch als
Nicht-österreichischer Produktion enthalten, für die Konsumenten
klar nach Herkunftsland zu deklarieren?
- Wenn
nein: Warum nicht?
- Wenn
ja: In welcher Form?
- Wozu
wird aus (fernen) Ländern Schweinefleisch (lebend und geschlachtet)
nach Österreich importiert, wenn die Statistik Austria und der
Grüne Bericht klar feststellen, dass Österreich ohnehin einen
Selbstversorgungsgrad von 108 % ausweist?
- Wie
viele Ferkel wurden aus welchen Ländern zur Mast bzw. Zucht nach
Österreich in den Jahren 2007 bis 2013 importiert? (aufgelistet nach
Jahren)