1451/J XXV. GP

Eingelangt am 05.05.2014
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Anfrage

 

 

der Abgeordneten Ing. Dietrich,

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

betreffend „AMS-Statistikauslegung“

 

Wer meint, der Begriff „arbeitslos“ sei selbsterklärend, irrt. Langzeitarbeitslose und langzeitbeschäftigungslose Menschen haben gemeinsam, bereits länger als zwölf Monate keiner unselbstständigen Erwerbsarbeit nachgegangen zu sein. Was die beiden Gruppen jedoch unterscheidet, ist, dass Langzeitbeschäftigungslose im Zeitraum eines Jahres an einer AMS-Maßnahme von mindestens 28 Tagen teilgenommen haben.
Wer Schlagzeilen liest wie „Langzeitarbeitslosigkeit gesunken“ sollte wissen, dass bereits bei der Definition von längerer Arbeitslosigkeit der Weichenzeichner angesetzt hat.


Die Agenda Austria, ein österreichisches Institut, schrieb in ihrem aktuellen Newsletter vom 1. April 2014 Folgendes:

 

„[…] Nirgendwo in der EU ist die Arbeitslosenrate niedriger als hierzulande. Verschwiegen wird allerdings, dass in der offiziellen Arbeitslosenstatistik jene Menschen fehlen, die mangels Aussicht auf einen Job in Frühpension geschickt werden, die Suche nach Arbeit eingestellt haben oder in einer der staatlichen Schulungen sitzen. Mit anderen Worten: Österreich erkauft sich seinen hervorragenden Platz in der Statistik mit kostspieligen Frühpensionierungen und (nicht ganz unumstrittenen) Weiterbildungsprogrammen. Wir von der Agenda Austria haben dieses in der Wissenschaft als „hidden unemployment“ bekanntes Phänomen offen gelegt. Beantwortet wird dabei die Frage, wer im erwerbsfähigen Alter in Zeiten schwächerer Konjunktur keiner Beschäftigung nachgeht, sich aber trotzdem in keiner Arbeitslosenstatistik findet (weil die Betroffenen nicht mehr aktiv nach Arbeit suchen).

 

Dabei zeigt sich, dass in Österreich im Jahresschnitt 2013 auf einen offiziellen Arbeitslosen 1,16 „versteckte“ gekommen sind. Mit anderen Worten: Die Arbeitslosigkeit ist in Wahrheit doppelt so hoch wie die von der EU ausgewiesenen Zahlen und um etwa 60 Prozent höher als die offizielle AMS-Messung. Somit fehlten in der EU-Statistik im abgelaufenen Jahr 248.500 Arbeitslose, in der AMS-Statistik waren es 176.000. Der Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass das AMS die Zahl der Arbeitssuchenden misst, während laut EU-Berechnung bereits jemand als beschäftigt gilt, der mehr als eine Stunde pro Woche arbeitet. Auffallend ist, dass die versteckte Arbeitslosigkeit bei den 55- bis 64-Jährigen nirgendwo in der EU so hoch ist wie in Österreich.“

 

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Herrn Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz nachstehende


Anfrage:

 

1.      Entsprechen diese Informationen auch den Informationen Ihres Ressorts?

2.      Wenn ja, wie viele Langzeitbeschäftigungslose gab es in den Jahren 2010 bis 2014? (aufgelistet nach Jahren)

3.      Wenn ja, wie viele Langzeitarbeitslose gab es in den Jahren 2010 bis 2014? (aufgelistet nach Jahren)

4.      Wie hoch waren die Kosten in den Jahren 2010 bis 2014 für Institute/Kursanbieter, welche mit dem AMS kooperierten? (aufgelistet nach Jahren)

5.      Wird der Arbeitslosengeldbezug gesperrt, wenn ein Arbeitssuchender einen AMS-Kurs, welcher ihm empfohlen wurde, ablehnt?

6.      Wie beurteilen Sie die Berechnungen der Agenda Austria?