1798/J XXV. GP

Eingelangt am 17.06.2014
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Anfrage

 

der Abgeordneten Eva Mückstein, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Situation von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in der Schule

BEGRÜNDUNG

 

Es gibt international nur wenige und in Österreich bis jetzt gar keine Daten über chronisch kranke Kinder in den Schulen, Prävalenzschätzungen gehen von einem  Anteil von  bis zu 20 % aus. Die letzte HBSC-Studie gibt einen Anteil von 16,8 % der befragten Jugendlichen an. Die Problemsituation hat sich durch die Zunahme von chronischen und akuten Erkrankungen sowie die Zunahme ganztägiger Schulformen verschärft.

Einige Beispiele für chronische Erkrankungen bei Schulkindern sind Allergien, Asthma, Neurodermitis, chronische Darmentzündungen, Diabetes, Hepatitis oder juveniles Rheuma. Nicht zu vergessen sind Erkrankungen, die technische Hilfsmittel wie Pumpen, Shunts usw. erforderlich machen, sowie Kinder, die eine Organtransplantation oder eine Krebserkrankung überstanden haben.

Eine Erkrankung und ihr Management hat eine große Bedeutung für die schulische Lebenswelt eines Kindes. Derzeit sind Kinder und Eltern in der Regel auf sich alleine gestellt und erfahren kaum Unterstützung seitens der Schule, die auf diese Problematik nicht vorbereitet ist. Das kann dazu führen, dass Kinder ernste gesundheitliche und schulische Nachteile erfahren. 

Die Verabreichung von Arzneimitteln ist – trotz einer 2003 erfolgten Novellierung des  Ärztegesetzes, wonach z.B. das Verabreichen von Medikamenten im Einzelfall durch Laien erlaubt wurde, nach wie vor eines der größten Probleme von Kindern mit chronischen Erkrankungen in Schulen. Dass die Verabreichung von den LehrerInnen abgelehnt werden kann, schafft für Eltern, besonders für berufstätige Frauen, ein zusätzliches Problem. Es fehlt aber auch eine rechtliche Absicherung der LehrerInnen.  Ebenso gibt es eine große Rechtsunsicherheit bei der sofortigen Verabreichung von lebensrettenden Medikamenten (z.B. Adrenalin-Injektion bei Anaphylaxie oder Anti-Epileptikum).


Ein großes Problem ist die Trennung der Kompetenzen zwischen den Ministerien und zwischen dem Bund und den Ländern.  Wie international bereits praktiziert, müssen ressortübergreifende Kooperationsmodelle zwischen Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsressort entwickelt werden. Diese Kooperation muss auf allen Ebenen des Staates stattfinden.

Ob Schulkinder gut versorgt werden, hängt noch immer vom Zufall, von regionalen
Gegebenheiten und davon ab, in welchem Bundesland das Kind welche Schule besucht.

Eine Neuordnung der (Schul-) Gesundheitsdienste, wie sie die WHO seit 1986 fordert ist dringend geboten, wobei der Fokus auf die Bedürfnisse der erkrankten Kinder und nicht auf vorhandene Strukturen und Berufsgruppen zu richten ist. Grundlage dazu stellen u.a. die UN-Kinderrechtskonvention und die von Österreich unterzeichnete Deklaration zu Child Friendly Health Care dar.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Wie viele chronisch kranke SchülerInnen gibt es in Österreicht?

 

2)    Wie ist die Aufschlüsselung nach einzelnen Krankheiten?

 

3)    Falls keine Daten zum Gesundheitszustand österreichischer Schulkinder vorhanden sind, durch welche Maßnahmen werden Sie diesen Mangel beheben?

 

4)    Was werden Sie unternehmen um die bestehenden Qualitätsmängel der schulärztlichen Versorgung zu beseitigen?

 

5)    Was werden Sie unternehmen, um die unterschiedliche schulärztliche Versorgung in den einzelnen Bundesländern zu vereinheitlichen?

 

6)    Vor allem in angelsächsischen und skandinavischen Ländern sind seit vielen Jahren spezialisierte Pflegekräfte in Schulen tätig, die als sogenannte „School (Health) Nurses“ die Kinder und Jugendlichen in allen gesundheitlichen Angelegenheiten betreuen. Planen Sie die Einführung von „School Nurses“  in Österreich?

 

7)    Durch welche Maßnahmen planen Sie eine Unterstützung der Lehrkräfte und weiterer schulischer MitarbeiterInnen, die chronisch kranke Kinder in der Klasse unterrichten?

 

8)    Haben Sie vor, das Unterrichtsministerium in der Frage der Verabreichung der Medikamente und der Betreuung der kranken Kinder zu unterstützen?