2284/J XXV. GP

Eingelangt am 30.07.2014
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Anfrage

 

der Abgeordneten Ruperta Lichtenecker, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres

betreffend Brain Drain - fehlende Willkommenskultur

BEGRÜNDUNG

 

Österreich leidet seit Jahren unter einem Brain-Drain-Problem. Die Zahl der abwandernden Hochqualifizierten übertrifft jene der Zu- oder Rückwanderinnen und Zu- oder Rückwanderer um bis zu 10.000 Personen pro Jahr. Die Anwerbung qualifizierter Beschäftigter mittels Rot-Weiss-Rot-Card hat bislang kaum Erfolg.

Durch die Verknüpfung des Bildungsregisters und der Wanderungsstatistik der Statistik Austria stehen nun erstmals Detailinformationen zur Verfügung. Es zeigt sich, dass in den letzten zehn Jahren im Schnitt 20.000 bis 25.000 Österreicherinnen und Österreicher pro Jahr aus Österreich weggezogen sind – Zielländer sind Deutschland, Schweiz, Türkei, Nordamerika und Großbritannien. Dem gegenüber stehen 15.000 Rückkehrerinnen und Rückkehrer pro Jahr. Der Großteil der Abwandererinnen und Abwanderer ist 25 bis 35 Jahre alt und verfügt über hohe Qualifikationen; eine zweite Gruppe sind Facharbeiterinnen und Facharbeiter im Alter zwischen 40 und 45 Jahren. Fachlich gesehen zieht es vor allem Absolventinnen und Absolventen naturwissenschaftlicher Studien ins Ausland. Auch Absolventinnen und Absolventen der Geisteswissenschaften und der Künste wandern häufig aus.

An den österreichischen Universitäten sind 24% der Studierenden Ausländerinnen und Ausländer (ab 2. Semester). Österreich ist wenig erfolgreich im Halten der internationalen Absolventinnen und Absolventen; weniger als 20% der internationalen Studierenden beantragen nach Abschluss des Studiums eine Aufenthaltserlaubnis. Im internationalen Vergleich zählt Österreich damit zu den am wenigsten erfolgreichen Ländern im Halten von internationalen Studentinnen und Studenten (Frankreich,  Kanada über 30%). So wurden im Jahr 2013 nur 214 Rot-Weiss-Rot-Karten für Studienabsolventinnen und Studienabsolventen aus dem Nicht-EU-Raum ausgestellt.[1]

Ein Grund dafür sind die Hürden für die Erlangung einer Rot-Weiss-Rot-Card um nach dem Studium in Österreich bleiben zu können: Die erlaubte Jobsuchdauer von derzeit sechs Monaten ist sehr kurz (in Deutschland:18 Monate) und die zu erfüllende Einkommensgrenze von ca. 2.000 Euro pro Monat bei einem Erstjob oft zu hoch. Auch der Ausschluss von Bachelor-Absolventinnen und Bachelor-Absolventen und ein fehlender One-Stop-Shop sind problematisch.[2]

Die Regierung hat das Problem erkannt und in das Regierungsprogramm vom Dezember 2013 unter dem Titel „Exzellenz- und Talentförderung“ u.a. auch „Maßnahmen zur Vermeidung von „Brain Drain“ und zur Unterstützung hochqualifizierter Forscherzuwanderung“ geschrieben. Es stellt sich aber die Frage, welche Maßnahmen von der Bundesregierung bereits jetzt ergriffen werden, um diesen Brain Drain, der die Zukunftsfähigkeit Österreichs langfristig schwächt und negative Auswirkungen auf den Wissens- und Wirtschaftsstandort hat, entgegenzuwirken und welche weiteren Maßnahmen noch geplant sind.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Welche Maßnahmen wurden von Januar 2014 bis Juli 2014 umgesetzt, um die Rückkehr von ausgewanderten Akademikerinnen und Akademiker an Forschungseinrichtungen im Inland attraktiver zu gestalten?

 

2)    Welche Maßnahmen wurden von Januar 2014 bis Juli 2014 umgesetzt, um die Rückkehrmöglichkeiten von ausgewanderten Fachkräften an heimische Unternehmen attraktiver zu machen?

 

3)    Welche Maßnahmen zur Nachjustierung der Rot-Weiss-Rot-Karten zur Ausweitung des berechtigten Personenkreises -  z.B. auch auf Bachelor-Absolventinnen und Bachelor-Absolventen -  wurden von Januar 2014 bis Juli 2014 umgesetzt?

 

4)    Welche Maßnahmen zur Nachjustierung der Rot-Weiss-Rot-Karten bezüglich der maximalen Jobsuchdauer in Anlehnung an die deutsche Regel wurden von Jänner 2014 bis Juli 2014 umgesetzt?

 

5)    Welche Maßnahmen zur Nachjustierung der Rot-Weiss-Rot-Karten bezüglich der Herabsetzung der aktuellen monatlichen Einkommensgrenze von ca. 2000 Euro wurden von Jänner 2014 bis Juli 2014 umgesetzt?

 

6)    Welche Maßnahmen sind bis 2018 geplant, um die Rückkehrmöglichkeiten Rückkehr von ausgewanderten Akademikerinnen und Akademiker an Forschungseinrichtungen im Inland attraktiver zu gestalten?

 

7)    Welche Maßnahmen sind bis 2018 geplant, um die Rückkehrmöglichkeiten von ausgewanderten Fachkräften an heimische Unternehmen attraktiver zu machen?

 

8)    Welche Maßnahmen zur Nachjustierung der Rot-Weiss-Rot-Karten zur Ausweitung des berechtigten Personenkreises -  z.B. auch auf Bachelor-Absolventinnen und Bachelor-Absolventen -  sind bis 2018 geplant?

 

9)    Welche Maßnahmen zur Nachjustierung der Rot-Weiss-Rot-Karten bezüglich der maximalen Jobsuchdauer in Anlehnung an die deutsche Regel sind bis 2018 geplant?

 

10) Welche Maßnahmen zur Nachjustierung der Rot-Weiss-Rot-Karten bezüglich der Herabsetzung der aktuellen monatlichen Einkommensgrenze von ca. 2000 Euro sind bis 2018 geplant?

 

11) Wie werden Sie bei Absolventinnen und Absolventen aus Drittstaaten an österreichischen Ausbildungsstätten den Aufenthalt und die Arbeit in Österreich nach Ausbildungsabschluss besser bewerben?

 



[1] Unterlage zur Pressekonferenz Brain Circulation: Österreich braucht High Potentials, 18. März 2014, Universität Wien

[2] APA0343 5 II 0502 XI Rot-Weiß-Rot-Card: Österreich hat ein „Brain-Drain-Problem“