2909/J XXV. GP

Eingelangt am 24.10.2014
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Anfrage

 

des Abgeordneten MMMag. Dr. Kassegger, Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend neuerlicher Absturz im Uniranking

 

Wieder einmal hat die aktuelle österreichische Bundesregierung einen Absturz in einem internationalen Ranking zu verantworten. War es das letzte Mal die Wettbewerbsfähigkeit, so ist es dieses Mal das Ranking der heimischen Universitäten im „Times Higher Education World University Ranking“. Langsam aber sicher wird der Anschluss zum akademischen Mittelmaß verloren - vom Abstand zur Spitze braucht man in diesem Zusammenhang gar nicht erst sprechen.

Die chronische Unterfinanzierung der Universitäten und die schlechten Betreuungsverhältnisse sind auch externen Experten aufgefallen, wenn man den Ranking-Herausgeber Phil Baty betrachtet, der von ernsthafter Besorgnis spricht. Im Inland mahnt der freiheitliche Wissenschaftssprecher NAbg. Dr. Karlsböck in einer Presseaussendung vom 02.10.2014 die bessere finanzielle Ausgestaltung von Forschung und Lehre ein.

 

Nicht einmal mehr der österreichische Rektorenchef Heinrich Schmidinger glaubt an die finanziellen Zusagen der Bundesregierung, wie "DiePresse" vom 02.10.2014 berichtet:

 

Unis zu Rankings: 'Stehenbleiben heißt zurückfallen'

Das Investitionsdefizit könne man nur schwer aufholen, so der Rektorenchef. Den Glauben an eine Extra-Milliarde scheint er langsam zu verlieren.

 'Ich will nichts schönreden oder herumdeuteln', sagt Rektorenchef Heinrich Schmidinger angesichts der Ergebnisse des jüngsten THE-Unirankings, bei dem die Uni Wien aus den Top200 zu fallen droht. 'Aber ich würde schon empfehlen, die Kirche im Dorf zu lassen: Man kann da nicht von einem Absturz ins Bodenlose sprechen.'

Bei dem Ranking war die beste heimische Hochschule, die Uni Wien, das dritte Jahr in Folge zurückgefallen und findet sich nun auf Rang 182. Die Uni Linz flog aus den Top 400, alle anderen Unis stagnierten. Bei mehr als 20.000 Hochschulen weltweit seien die besten 200 immer noch das beste Prozent, so Schmidinger am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Dennoch, Fakt sei: Auf den ersten Plätzen weltweit sind jene Unis, für die wesentlich mehr Geld aufgewendet werde als in Österreich. 'Jede einzelne Elite-Uni in den USA verfügt über so viel Geld wie alle österreichischen Unis zusammen. Und da ließen sich auch Beispiele aus unserer Nachbarschaft heranziehen.' In Österreich dagegen habe sich budgetmäßig wenig getan.

'Stehenbleiben heißt zurückfallen'

'Das Defizit holt man nur sehr schwer, sehr langsam auf. Budgetmäßig stehenbleiben heißt de facto zurückfallen. Und wenn man einmal zurückgefallen ist, muss man sehr viel wieder aufholen.' Für die anstehenden Budgetverhandlungen heiße das: Wenn die Unis die von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in Aussicht gestellten zusätzlichen 615 Millionen Euro bekämen, würde man in etwa den Status Quo absichern.

'Wenn wir weltweit mitspielen wollen, und zwar nicht nur unter ferner liefen sondern vorne dabei sein wollen, dann müssen wir uns so verhalten, wie es andere Länder auch tun', so Schmidinger. 'Und die investieren einfach wesentlich mehr als es in Österreich geschieht. Deshalb hoffe ich, dass bei Budgets unserer Forderung nach einer Milliarde mehr für die Unis entsprochen wird.'

Eine Forderung, an die er aber selbst nur noch bedingt zu glauben scheint: Aufgegeben habe er den Ruf nach der Milliarde noch nicht, sagte der Rektorenchef. 'Aber wir müssen Realisten sein. Wenn ich mir allein die jüngsten Meldungen über den versteckten Staatsschuldenstand anschaue, muss man realistisch sein. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt'

(Quelle: http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/3879552/Unis-zu-Rankings_Stehenbleiben-heisst-zuruckfallen?_vl_backlink=/home/bildung/universitaet/index.do)

 

Der ORF hat in seiner Berichterstattung vom 01.10.2014 interessante Details ausgemacht:

 

"[...]Engl: 'Verlieren ohne Zusatzinvestitionen an Boden'

Der Rektor der Universität Wien sieht die Platzierung seiner Uni als Ergebnis langjähriger Unterfinanzierung. 'Ein paar Plätze auf oder ab sind nicht das Problem', sagte Engl. 'Aber wenn man den langjährigen Durchschnitt der Ergebnisse ansieht, ist das bedenklich. Wir verlieren ohne Zusatzinvestitionen an Boden.'

'Wenn man sieht, wer an uns vorbeizieht, weiß man, wo das Problem liegt', so Engl. 'Heuer haben uns die türkischen Unis überholt: Die werden seit einiger Zeit stark finanziert und entwickeln sich wirklich gut. Das sagt uns nicht nur das Ranking, das ist wirklich so.' Auch der Sprung der Uni München von Platz 55 auf 29 überrasche ihn nicht: 'Dieses Ergebnis ist der Erfolg jahrelanger Investitionen etwa durch die Exzellenzinitiativen des Bundes bzw. Mittel des Landes Bayern.'[...]

(Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/2671558)

 

Es erscheint offensichtlich, dass der Wissenschaftsstandort Österreich dabei ist, seine internationale Glaubwürdigkeit zu verlieren. Nicht nur werden die regelmäßig wiederkehrenden Abstürze in den Rankings nicht ernst genommen, sondern es wird sogar noch vermehrt an finanziellen Schrauben gedreht, um Fehlleistungen der österreichischen Bundesregierung in anderen Bereichen abdecken zu können.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft folgende


Anfrage:

 

1.    Welche konkreten Rückschlüsse zieht das Wissenschaftsministerium aus dem  oben genannten Ranking, sofern es ihm überhaupt bekannt ist?

2.    Welche konkreten Sofortmaßnahmen setzt das Wissenschaftsministerium nach erfolgten Rückschlüssen aus dem Ranking?

3.    Anerkennen Sie die Schlüssigkeit des Rankings oder weisen Sie es im Ganzen oder in Teilen zurück? Wenn ja, warum?

4.    Inwiefern wird das Wissenschaftsministerium - zum Beispiel im Ministerrat - den heimischen Universitäten den Rücken stärken, wenn die Bundesregierung im finanziellen Bereich das Gegenteil im Sinn hat?

5.    Wie beurteilen Sie konkret den Finanzbedarf der Universitäten, da nach Rektorenchef Schmidinger die Erhaltung des Status quo ein "Zurückfallen" bedeutet?

6.    Abgesehen vom finanziellen Mehrbedarf - werden den Universitäten zumindest die in Aussicht gestellten Finanzmittel bereitgestellt, oder werden diese Mittel, wie etwa Rektorenchef Schmidinger vermutet, für andere Zwecke entfremdet?

7.    Ist die Türkei für das Wissenschaftsministerium ein Vorbild hinsichtlich der Finanzierung von Wissenschaft beziehungsweise hinsichtlich der Entwicklung und Förderung von Universitäten?

8.    Wie konkret will man den Anschluss an Länder schaffen, die gemeinhin nicht als Wissenschaftsnationen gelten, Österreich aber trotzdem im Ranking überholen?