2935/J XXV. GP

Eingelangt am 27.10.2014
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Schenk

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Familie und Jugend

betreffend „Sexkoffer“

 

In der österreichischen Bevölkerung gibt es teilweise gravierende Defizite beim Thema Sexualaufklärung. Eine aktuellen Online-Umfrage der Marktforscher von meinungsraum.at, bei der 500 Personen zwischen 14 und 70 Jahren befragt wurden, bestätigt, dass sich ein Großteil der Befragten beim Thema Verhütung zwar (sehr) gut informiert fühlen, tatsächlich aber grobe Wissenslücken vorweisen. Jede zehnte befragte Person meinte zum Beispiel, dass die Pille auch vor Geschlechtskrankheiten schützt, zwei Drittel glaubten, dass die Pille danach wie ein Schwangerschaftsabbruch wirkt. Diese Wissenslücke bestätigt auch die verhältnismäßig hohe Anzahl an Schwangerschaftsabbrüchen in Österreich. Eine offizielle Zahl ist nicht dokumentiert, allerdings gehen seriöse Schätzungen von 20.000-30.000 jährlichen Abtreibungen aus, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ist auch ein Hinweis auf das Funktionieren der Prävention. Eben dort liegt Handlungsbedarf, der an Schulen beginnt.

Sexualerziehung ist schon seit den 1970ern als Unterrichtsprinzip verankert, präzisiert durch den Grunderlass Sexualerziehung 1990, wonach sexuelle Aufklärung an Schulen eine „echte Lebenshilfe“ darstellen soll. In der Praxis sind aber zahlreiche Lehrer nicht immer ausreichend geschult, behandeln das Thema nur oberflächlich, oder klammern es generell aus dem Lehrplan aus. Auch zahlreiche Eltern sind, u.a. aus kulturell-religiösen Gründen, mit der Sexualerziehung an Schulen nicht einverstanden. Hinzu kommt, dass Jugendliche gewisse Hemmungen haben, mit Autoritätspersonen über Sexualität zu reden.

Als Unterrichtsbehelf wurden 1989 "Materialien zur Sexualerziehung"- auch bekannt als „Sexkoffer“- erstmals an Schulen verteilt. Vor wenigen Wochen, also 20 Jahre nach Einführung des „Sexkoffers“ wurde eine längst fällige überarbeitete Version, der Verhütungskoffer „Deluxe“, von der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) vorgestellt.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen an die Frau Bundesminister für Familie und Jugend nachstehende

 

Anfrage:

 

1.    Werden die „Materialien zur Sexualerziehung“ („Sexkoffer“) seitens Ihres Ressorts gefördert?

 

a)    Wenn ja, wie hoch war die jährliche Förderung seit 2008 bis inkl. 2014?

b)    Wenn ja, welche Förderung ist für 2015 vorgesehen?

 

2.    Wie viele dieser „Sexkoffer“ werden tatsächlich wo offiziell eingesetzt?

 

3.    Wurde der Einsatz dieser „Sexkoffer“ jemals evaluiert?

 

a)    Wenn ja, wann, unter welchen Kriterien und mit welchem Ergebnis?

4.    Wie viele „Sexkoffer Deluxe“ wurden hergestellt?

 

5.    Wie hoch sind die (Herstellungs-) Kosten für einen „Sexkoffer“ bzw. „Sexkoffer Deluxe“?

 

6.    Wie unterscheidet sich der bekannte „Sexkoffer“ von der Deluxe-Version?

 

7.    Gab es seitens Ihres Ressorts in den letzten Jahren Bestrebungen, die über 20 Jahre alte Version des „Sexkoffers“ neu zu gestalten?

 

a)    Wenn ja, warum ist die neue Version erst jetzt vorgestellt worden?

 

b)    Wenn nein, warum nicht?

 

8.    Sehen Sie beim Thema „sexuelle Aufklärung von Jugendlichen“ Verbesserungs- bzw. Handlungsbedarf?

 

a)    Wenn ja, welche Maßnahmen planen Sie?