3118/J XXV. GP

Eingelangt am 20.11.2014
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Anfrage

der Abgeordneten Dipl. Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Hermann Gahr Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend ärztliche Hausapotheken und Ärztemangel im ländlichen Raum

Die Zahl der öffentlichen Apotheken hat seit dem Jahr 2000 um 20% auf 1335 zugenommen, die Zahl der ärztlichen Hausapotheken ist um 12% auf 844 zurückgegangen. Dieser Trend wird sich durch anstehende Pensionierungen von Ärzten verstärken. Ein Landarzt-Mangel scheint schleichend auf uns zuzukommen.

Durch die Novellierung des Apothekengesetzes im Jahr 2006 gibt es gesetzlich keine Genehmigung zur Führung einer Hausapotheke mehr, wenn eine öffentliche Apotheke im Umkreis von 6 km besteht. Jene Landärzte, die bereits vor Einführung der Bestimmung eine Hausapotheke betrieben haben, dürfen diese noch bis zu ihrer Pensionierung weiter betreiben. Da derzeit relativ viele Pensionierungen von Landärzten anstehen und - wie die Statistik zeigt - immer mehr öffentliche Apotheken Konzessionen auch in Landgemeinden erwerben, herrscht für Jungärzte kaum mehr ein Anreiz, eine Ordination im ländlichen Raum zu übernehmen. Durch diese Entwicklung wird den Jungärzten die Perspektive genommen, nach einer Übernahme, die Praxis mit ähnlichen finanziellen Einkünften wie der Vorgänger weiter zu führen.

Die Führung einer Hausapotheke ist oftmals die Basis für das wirtschaftliche Überleben eines Landarztes und bedeutet gleichzeitig die unmittelbare Medikamentenversorgung im Rahmen eines Hausbesuches für den Patienten. Die Schließung von Hausapotheken ist mitverantwortlich für die Abwanderung von Landärzten in urbane Gebiete und schädigt die medizinische Versorgung im ländlichen Raum.

Die Sicherstellung einer patientenorientierten Medikamentenversorgung durch Apotheken und in den ländlichen Regionen auch durch ärztliche Hausapotheken ist ein erklärtes Ziel der Bundesregierung.

Auch im Regierungsprogramm ist festgeschrieben, dass ein "Maßnahmenpaket zur Sicherung einer bürgernahen Gesundheitsvorsorge (Landärzte und Hausapotheken)" geschnürt werden soll. Des Weiteren hat man sich darauf geeinigt eine "wohnortnahe qualitätsgesicherte Primärversorgung zu etablieren und dabei die allgemeinmedizinische Versorgung (Hausarzt) zu stärken" und "Gesundheitsberufe versorgungsorientiert auszurichten und attraktiver zu gestalten." Nicht zuletzt gibt es einen einstimmigen Entschließungsantrag im Nationalrat sowie Beschlüsse von Landtagen und der LH-Konferenz.

Die Unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Gesundheit folgende

Anfrage:

 

1.  Welche Möglichkeiten sehen Sie, um - wie im Regierungsprogramm

vorgesehen - eine Trendumkehr zu erwirken und die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu stärken?

2.  Vor allem in der Schweiz und in Deutschland gibt es schon einen

Hausärztemangel. Diese Länder haben aber gute Angebote. Was werden Sie tun, um die „Hausärzte-Flucht“ ins Ausland zu stoppen?

3.  Im Österreichischen Strukturplan Gesundheit 2012 wurden klare Ziele und

Planungsgrundsätze für einen "Integrativen regionalen Versorgungsplan" formuliert. Konnten die geplanten Zielsetzungen, was niedergelassene Ärzte betrifft, bereits umgesetzt werden?

a.    Wenn ja, bitte erläutern Sie kurz die gesetzten Maßnahmen.

b.    Wenn nein, warum nicht?

4.   Für Apotheken besteht die Möglichkeit, Filialapotheken zu eröffnen und damit die Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern. Ist Ihnen bekannt, wie viele Filialapotheken bundesweit seit der Novellierung des Apothekergesetzes 2006 eröffnet wurden?

a.    Wenn ja, bitte um eine Auflistung nach Bundesländern.

b.    Wenn nein, ist eine Erhebung geplant, um den Überblick über die Patientenversorgung zu verbessern?

c.    Wieviele Filialapotheken wurden seit der Novellierung des Apothekergesetzes 2006 geschlossen?

5.  Am Land bieten bereits viele Apotheken für nicht mobile und bettlägerige

Patienten Zustelldienste an. Ist Ihnen bekannt, wie viele Apotheken bundesweit seit der Novellierung des Apothekergesetzes 2006 derlei Zusatzleistungen anbieten?

a.    Wenn ja, bitte um eine Auflistung nach Bundesländern.

b.    Wenn nein, ist eine solche Erhebung geplant, um den Überblick über die Patientenversorgung zu verbessern?

6.  Welche Maßnahmen planen Sie, um die medizinische Versorgung sowie

Medikamentenversorgung insbesondere nachts und am Wochenende im ländlichen Raum zu verbessern?

7.  Gibt es Zahlen, wie viele öffentliche Apotheken eine positive Umsatzrentabilität

und wie viele eine negative Umsatzrentabilität aufweisen?

8.  Gibt es Zahlen zum Kostenverhältnis von Medikamentenverschreibungen in

Hausapotheken im Unterschied zu Medikamentenverschreibungen von öffentlichen Apotheken? Welches Apothekensystem wirtschaftet günstiger und kostet die Patienten weniger?

9.  Gibt es Vorschläge zum Erhalt der bestehenden Hausapotheken und wenn ja, wie sehen diese aus?

10.  Zwischen Ärzte- und Apothekerkammer hat es bereits mehrere

Gesprächsrunden gegeben. Scheint sich eine Lösung im Streit um die Hausapotheken-Regelung abzuzeichnen?

a.   Wenn ja, welche?

b.   Wenn nein, wie stellen Sie sich die weitere Vorgangsweise vor?