3331/J XXV. GP

Eingelangt am 15.12.2014
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

betreffend ÖVP-Wirtschaftsbund und Cannabis-Vertrieb

 

Die gesellschaftspolitische Beliebigkeit innerhalb der ÖVP und ihrer Teilorganisationen kennt offensichtlich keine Grenzen. Kurz vor den Wirtschaftskammerwahlen erweist sich ein ÖVP-Wirtschaftsbundfunktionär aus Niederösterreich, Josef Prirschl, sogar als verkappter NEOs-Propagandist und hofft standespolitisch auf die „Mehrheitsfähigkeit von Cannabis in Österreich“. Prirschl sollte eigentlich dem in Ungnade gefallenen Peter Trinkl nachfolgen. Jetzt fällt er durch eigenwillige Wortspenden auf, die nicht nur die Volksgesundheit der Österreich, sondern auch die Reputation der ohnehin ökonomisch und gesellschaftlich unter Druck stehenden Trafikanten weiter schädigt.

 

Prirschls Ziel ist, offensichtlich nach dem Vorbild der seit Jahren von den Grünen geforderten Hasch-Trafiken Cannabis, das Suchtgift über den Tabakwarenhandel zu vertreiben. Dies geht jedenfalls aus einem etwas eigenartigen Interview im Branchendienst Alles-Tabak-net hervor:

„Die Geschlossenheit der Branche sichern (10.11.2014}

Der Wirtschaftsbund hat seine Entscheidung über den Spitzenkandidaten für die Kammerwahlen 2015 getroffen. Nominiert wurde Josef Prirschl. Josef Prirschl stand nunmehr www.alles-tabak.net Rede und Antwort über sein Arbeitsprogramm und seine Haltung zu brennenden Themen der Branche. (…)

Vor allem im Hinblick auf deren Weiterentwicklung. Es soll ja nicht nur um die neuen Trafikanten gehen. Ich denke, dass unser Geschäft in der Trafik immer beratungsintensiver wird - denken Sie an Sportwetten, an die neuen Anteilsscheine der Lotterien oder an die E-Zigaretten. Da geht es schon darum, auch bestehende Trafikanten mehr und intensiver zu schulen. Und wer weiß, vielleicht wird auch Cannabis einmal mehrheitsfähig in Österreich. Dann möchte ich aber, dass die Trafiken hier Vertriebspartner sind und nicht die Apotheken.

Aber nicht nur auf Alles-Tabak-net produziert sich Prirschl als Cannabis-Lobbyist. Auch im Branchen-Magazin Trafikantenzeitung wirbt er für Cannabis im Trafik-Vertrieb:

Aus aktuellem Anlass habe ich einen weiteren Hintergedanken: Wenn die Cannabis-Freigabe auch bei uns einmal kommen sollte, müssen wir so aufgestellt sein, dass


die Politik gar nicht erst an die Apotheken, sondern gleich an die Trafikanten als Vertriebsweg denkt. (Trafikantenzeitung 11/2014)

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(Foto: Alles-Tabak-net)

Spitzenkandidat und Cannabis-Liberalisierer Josef Prirschl (ÖVP-Wirtschaftsbund)

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Konsumentenschutz folgende

 

Anfrage

 

  1. Verhandelt der ÖVP-Wirtschaftsbund, konkret der ÖVP-Spitzenkandidat für das Bundesgremium der Trafikanten, Josef Prirschl, mit dem BMASK über einen Vertrieb von Cannabis über Tabaktrafiken?
  2. Wenn ja, wann möchte Prirschl die bisherigen Tabakfachhändler zu Hasch-Trafikanten machen?
  3. Welche konkreten Produzenten und Großhändler sollen die Trafikanten mit dem von Josef Prirschl propagierten Cannabis versorgen?
  4. Wurde über dieses Projekt des ÖVP-Wirtschaftsbündlers Josef Prirschl zwischen dem Konsumentenschutzministerium, dem Gesundheitsministerium und dem Finanzministerium bereits verhandelt?
  5. Wenn ja, welches Ergebnis hatten diese Verhandlungen?
  6. Hat das BMASK Bedenken, dass der vom ÖVP-Mann Prirschl propagierte Vertrieb von Cannabis über Trafikanten dem Schutz der Volksgesundheit widersprechen könnte?
  7. Wenn ja, in welcher Art und Weise?
  8. Hat das BMASK Bedenken, der vom ÖVP-Mann Prirschl propagierte Vertrieb von Cannabis über Trafikanten dem Jugendschutz widersprechen könnte?
  9. Wenn ja, in welcher Art und Weise?
  10. Hat das BMASK Bedenken, dass der vom ÖVP-Mann Prirschl propagierte Vertrieb von Cannabis über Trafikanten den Standesinteressen und der Reputation der Trafikanten in der Öffentlichkeit Schaden könnte?
  11. Wenn ja, in welcher Art und Weise?