3991/J XXV. GP

Eingelangt am 04.03.2015
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Anfrage

 

der Abgeordneten Sigrid Maurer, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend Feministische Professuren an der Uni Wien

BEGRÜNDUNG

 

Laut dem durch das UG 2002 vorgesehenen Frauenförderplan ist Gleichstellung  zwischen Männern und Frauen ein leitender Grundsatz der Universität Wien. Dennoch ist der Gender Gap unter den Professor_innen nach wie vor beträchtlich. So sind nur 26,5% der Professor_innen Frauen und auch bei den Neubesetzungen von Professuren machen Frauen weniger als 40% aus.[1]

Tatsächliche Gleichstellung kann nicht bloß über reine Personalpolitik geschaffen werden, sie benötigt darüber hinaus auch eine Auseinandersetzung mit den Faktoren der Ungleichheit. Die Universität Wien ist sich des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwerts von Frauen- und Geschlechterforschung bewusst und hat daher im Frauenförderplan festgehalten: “Nachgewiesene Kompetenzen in Frauenförderung und/oder Gender Mainstreaming und/oder Frauen- und Geschlechterforschung sind bei der Auswahl positiv zu berücksichtigen[2]. Derzeit feiert die Universität Wien ihr 650-Jahres-Jubiläum, in welchem sie dem Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ einen Schwerpunkt gewidmet hat. Ob diese Bekenntnisse der Universität Wien zur Frauenförderung und zur Bedeutung von Geschlechterforschung aber auch tatsächlich gelebt werden, ist angesichts der (Nicht)Besetzung feministischer Professuren fraglich.

Am Institut für Politikwissenschaft wurde 2012 nach der Emeritierung von Prof.in  Eva Kreisky eine Berufungskommission eingerichtet, die Hearings fanden im Oktober 2013 statt. Dennoch ist die Stelle bis heute nicht besetzt. Prominente Vertreter_innen der Geschlechterforschung betonen nun die Vorreiter_innenrolle des Institutes für Politikwissenschaft was Gleichstellung einerseits, aber auch die Förderung von Geschlechterforschung andererseits angeht und fordern daher die Professur für politische Theorie im Sinne ihrer prominenten Vorgängerin zu besetzen[3]. Zudem gibt es Informationen, dass es im Verfahren zu Ungleichbehandlungen männlicher und weiblicher Kandidat_innen kam.

Unklarheit besteht auch bei der Einrichtung einer explizit der Genderforschung gewidmeten Professur an der Uni Wien, die den Kern des Masterstudiums „Gender Studies“ darstellt. In den vergangenen Jahren oblag die wissenschaftliche Leitung des Referats Genderforschung einer befristeten Professur für „Gender Studies“, die soeben ausgelaufen ist. Eine Nachfolgeprofessur wurde bisher nicht ausgeschrieben. Der Entwicklungsplan der Uni Wien sieht die Einrichtung einer Professur „Interdisziplinäre Genderforschung (Schnittstelle Sozial und Naturwissenschaften)“ nur unter der „Maßgabe budgetärer Möglichkeiten“ vor[4]. Basis eines jeden qualitätsvollen Studienprogrammes ist jedoch eine Professur, ebenso wichtig ist die strukturelle Verankerung innerhalb der Universität.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Aus welchem Grund ist die Professur für Politische Theorie am Institut für Politikwissenschaft fast eineinhalb Jahre nach dem Hearing immer noch nicht besetzt?

2)    Ist es korrekt, dass der Rektor den Vorschlag der Berufungskommission zurückgewiesen hat mit der Begründung, die erstgereihten Frauen wären nicht berufungsfähig?

a.    Wenn ja, aufgrund welcher Informationen kam es zu dieser Einschätzung? Wie lautete die Begründung?

3)    Ist es korrekt, dass es zu einer nachträglichen Umreihung der ursprünglichen Liste der Berufungskommission zugunsten eines männlichen Kandidaten kam?

a.    Wenn ja, mit welcher Begründung erfolgte diese?

4)    Ist die Nachbesetzung der Professur gesichert?

a.    Wenn ja, in welchem Zeitrahmen wird diese erfolgen?

b.    Wenn nein, warum nicht?

5)    Wird es zu einer Neuausschreibung der Professur kommen?

6)    Wird bei der Nachbesetzung der von Eva Kreisky jahrelang aufgebaute Gender-Schwerpunkt und die Vorgabe der Satzung, Kompetenzen in der Geschlechterforschung positiv zu bewerten, berücksichtigt werden?

a.    Wenn ja, in welcher Form wird dies sichergestellt?

b.    Wenn nein, warum nicht?


7)    Wird eine explizit der Genderforschung gewidmete Professur für das Masterstudium „Gender Studies“ eingerichtet werden?

a.    Wenn ja, wann?

b.    Wenn ja, wie wird die fehlende Lehr- und Forschungskapazität bis zur Besetzung kompensiert?

c.    Wenn nein, warum nicht?

d.    Wenn nein, wie soll dann die Weiterführung des Masterstudiums „Gender Studies“ sichergestellt werden?

8)    Welche konkreten Schritte sind geplant, um das Masterprogramm „Gender Studies“ besser in der Universitätsstruktur zu verankern? Ist die Einrichtung eines eigenständigen Instituts geplant?

a.    Wenn ja, in welchem Zeithorizont?

b.    Wenn nein, warum nicht? 

9)    Wird die Vorgabe der Satzung erfüllt, dernach nachgewiesene Kompetenzen in Frauenförderung und/oder Gender Mainstreaming und/oder Frauen- und Geschlechterforschung bei der Auswahl positiv zu berücksichtigen sind?

a.    Wenn ja, in welcher Form wird dies sichergestellt?

b.    Wenn nein, warum nicht?

10) Wenn Professuren, die von Frauen besetzt waren, nicht nachbesetzt werden, wie soll dann der Gender-Gap unter den Professor_innen verringert werden?

 



[1]http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/formales_bildungswesen/lehrpersonen/028129.html

[2] http://satzung.univie.ac.at/frauenfoerderungsplan/

[3] www.feminstische-wissenschaften.eu

[4] https://www.univie.ac.at/rektorenteam/ug2002/entwicklung.pdf S. 97