4119/J XXV. GP

Eingelangt am 11.03.2015
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Josef A. Riemer

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend Zuckeranteil in der Ernährung

Im Kampf gegen Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine deutlich striktere Leitlinie für den Zuckeranteil in der Ernährung eingeführt. Statt bisher höchstens zehn Prozent soll der Anteil versteckten Zuckers nun möglichst nur noch bis zu fünf Prozent betragen. In der neuen Empfehlung geht es um Zuckerarten wie Sacharose, Fruktose und Glukose, die Hersteller, Köche oder die Verbraucher selbst ihren Speisen und Getränken beimischen. Keine Rolle spielt hingegen der natürliche Zuckergehalt in Obst, Gemüse und Milch, da es laut WHO keinen Hinweis darauf gibt, dass dieser gesundheitsschädlich ist.

Der auf fünf Prozent halbierte Grenzwert bedeutet, dass ein Erwachsener pro Tag nicht mehr als 25 Gramm Zucker zu sich nehmen soll. Das entspricht etwa 6 Teelöffeln. Allein in einer Dose Limonade sind durchschnittlich zehn Teelöffel Zucker enthalten. Die WHO hob hervor, dass der Zuckergehalt von industriellen Lebensmitteln oft schwer zu erkennen sei. So enthalte ein Esslöffel Ketchup einen ganzen Teelöffel Zucker. Die WHO fordert daher eine bessere Kennzeichnung des versteckten Zuckergehalts in Speisen und Getränken sowie eine Einschränkung von Werbung für zuckerhaltige Lebensmittel bei Kindern. Zudem spricht sich die Organisation für einen Dialog mit der Lebensmittelindustrie aus, um den Zuckeranteil in ihren Produkten zu verringern.

Die neue Richtlinie ist Teil des Kampfes der WHO gegen Fettleibigkeit, Karies und Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und manche Krebsarten. An sogenannten Lifestyle-Krankheiten, die durch ungesunde Verhaltensweisen wie Rauchen, Alkoholkonsum und zuckerreiche Ernährung verursacht werden, sterben laut WHO jährlich weltweit 16 Millionen Menschen. Die Lebensmittelindustrie in Deutschland kritisierte die neue WHO-Leitlinie als "Scheinlösungen" mit zweifelhafter wissenschaftlicher Begründung. Übergewicht werde nicht allein durch die Ernährung verursacht, sondern auch durch Bewegungsmangel, erbliche und sozioökonomische Faktoren sowie Stress, erklärte der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) in Berlin.

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit folgende


Anfrage

 

  1. Gibt es in Österreich einen Aufholbedarf bezüglich einer besseren Kennzeichnung des versteckten Zuckergehalts in Speisen und Getränken?
  2. Werden Sie ein neues gesetzlichen Konzept erarbeiten, um die Kennzeichnung von versteckten Zucker in Speisen und Getränken zu verbessern, wie von der WHO gefordert?
  3. Werden Sie sich für eine Einschränkung von Werbung für zuckerhaltige Lebensmittel einsetzen, wie von der WHO gefordert?
  4. Werden Sie mit Vertretern der Lebensmittelindustrie in Kontakt treten, um langfristig den Zuckeranteil in Produkten des österreichischen Handels zu verringern?
  5. Falls ja, mit welchen Vertretern der Lebensmittelindustrie werden sie den Dialog führen?
  6. Falls nein, wieso nicht?