4363/J XXV. GP

Eingelangt am 25.03.2015
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Niko Alm, Kollegin und Kollegen

an die Bundesministerin für Bildung und Frauen

betreffend Entrepreneurship Education - Zukünftige Unternehmer_innen ausbilden

Österreich braucht eine unternehmerische Kultur, die unsere Schulen und Universitäten durchdringt – eine Kultur, in der Kreativität und Innovation aktiv gefördert werden.

Umfragen zufolge wollen europaweit 37 Prozent der Erwerbstätigen ihr/e eigene/r Chef_in sein – nur 12,5 Prozent (Stand: 2013) sind es tatsächlich. Die Selbstständigenquote in Österreich liegt mit nur 8,8 Prozent sogar deutlich unter dem EU-Durchschnitt.

Würde es uns gelingen, diese bisher ungenutzten Potenziale zu erschließen, kämen eine Vielzahl neuer Unternehmen zu den derzeit mehr als 400.000 Firmen (davon rund 267.500 Einzelunternehmen) hinzu. Mit mehr unternehmerischer Bildung können Lehrer_innen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Schüler_innenträume, ein eigenes Unternehmen zu führen, wahr werden zu lassen.

Unternehmerisches Denken und Handeln waren noch nie so wichtig wie heute: Unternehmer_innen sind die treibende Kraft der europäischen Wirtschaft und legen den Grundstein für deren nachhaltige Erholung. Ein eigenes Geschäft zu unterhalten ist dabei mehr als nur ein Weg, Geld zu verdienen. Es ist die Fähigkeit, etwas als möglich anzusehen, was zuvor noch niemand getan hat.

Bildung spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, um eine unternehmerische Denkweise zu fördern. Auch wenn es so aussieht, als wären manche „zum/zur Unternehmer_in geboren“, so ist Unternehmertum doch eine Kompetenz, die erlernt werden kann. Unternehmerische Ausbildung soll Schüler_innen dabei helfen, ihre „Ideen in die Tat umzusetzen“. Aber nur wenn sie aktiv eingebunden werden, können sie ihre Kreativität und Innovationskraft auch ausleben.

Leider ist unternehmerische Ausbildung allerdings nur in Einzelfällen gelebte Praxis an den österreichischen Schulen, auch wenn die vorhandenen Lehrpläne in den einzelnen Schulstufen derartige Inhalte durchaus vorsehen. Zahlen für Europa zeigen, dass nur 28 Prozent der Befragten angeben, dass ihre Schulzeit sie dafür begeistern konnte, eine Laufbahn als Arbeitgeber_in einzuschlagen. Genau aus diesem Grund muss dem Unternehmertum mehr Platz im Klassenzimmer eingeräumt werden.

Auf europäischer Ebene gab es bereits einige Initiativen, die in diese Richtung gehen, etwa dem Aktionsprogramm Unternehmertum 2020. Der „Aktionsplan Unternehmertum 2020“ ruft die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, alle jungen Menschen bis zum Ende der Pflichtschulzeit praktische unternehmerische Erfahrung sammeln zu lassen. Lehrer_innen spielen hierbei eine zentrale Rolle, da ihr Stil und ihre Methoden zu unterrichten den stärksten Einfluss auf die Leistungen der Schüler_innen haben. Im Aktionsplan ist unternehmerische Ausbildung die erste Säule eines umfassenden Plans zur Förderung des Unternehmertums in Europa.

Zudem hat die Europäische Kommission den Leitfaden „Entrepreneurship Education – A Guide for Educators“ veröffentlicht. Dieser enthält Methoden von pädagogischen Fachkräften aus ganz Europa, die der Schulung von Lehrer_innen dienen. Im Mittelpunkt des praxisorientierten Guides stehen Fähigkeiten, die die Grundlage unternehmerischen Verhaltens bilden: Kreatives Denken, Eigeninitiative, Problemlösungs- und Führungskompetenzen. Setzen Schulen und Universitäten die Erkenntnisse und Empfehlungen des Handbuchs um, helfen sie bei der Entwicklung von Ideen, aus denen die Unternehmen, Arbeitsplätze und Produkte des 21. Jahrhunderts hervorgehen.

Weder in der Beantwortung der schriftlichen parlamentarische Anfrage Nr. 3303/J-NR/2014 betreffend Umsetzungsstand der im Regierungsprogramm festgelegten Maßnahmen im Bereich Bildung durch das Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF), noch in der Strategischen Jahresplanung 2015 des BMBF finden sich jedoch Ansätze und Maßnahmen, welche die Förderung und Verbreitung von Entrepreneurship Education zum Gegenstand haben.

 

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Diese Anfrage ist im Rahmen des Volksbarcamps, am 13.02.2014, u.a. in Zusammenarbeit mit Fresh van Root, Thomas Weber, Joachim Wressnig und weiteren Teilnehmer_innen entstanden.

 

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehende

Anfrage:

 

1.    Inwieweit unterstützt Ihr Ressort den Aktionsplan Unternehmertum 2020 der Europäischen Kommission grundsätzlich?

2.    Welche Maßnahmen hat Ihr Ressort bereits gesetzt, um den Zielsetzungen des Aktionsplans Unternehmertum 2020 gerecht zu werden?

3.    Welche Maßnahmen befinden sich derzeit in Umsetzung, um den Zielsetzungen des Aktionsplans Unternehmertum 2020 gerecht zu werden?

4.    Inwieweit unterstützt Ihr Ressort den Leitfaden „Entrepreneurship Education – A Guide for Educators“ grundsätzlich?

5.    Welche der im Leitfaden „Entrepreneurship Education – A Guide for Educators“ enthaltenen Methoden und Instrumente sind nach Kenntnisstand Ihres Ressorts bereits gelebte Praxis an Österreichs Schulen?

6.    Welche der im Leitfaden „Entrepreneurship Education – A Guide for Educators“ enthaltenen Methoden und Instrumente sind nach Einschätzung Ihres Ressorts an Österreichs Schulen noch nicht bzw. nicht ausreichend umgesetzt?

7.    In welchem Ausmaß wurde bzw. wird das Impulszentrum EESI (Entrepreneurship Education für schulische Innovation) im Zeitraum 2011 bis inkl. 2015 finanziell unterstützt? (in Euro, aufgegliedert nach Jahren)

8.    Im Kontext von finanziellen Unterstützungen für das Impulszentrum EESI: Welche konkreten Zielsetzungen sind an die Gewährung der Budgetmittel in den einzelnen Jahren geknüpft?

9.    Welchen Schultypen stehen die Serviceleistungen des Impulszentrum EESI derzeit zur Verfügung?

10. Das Impulszentrum EESI bietet auch Zertifzierungen als „Entrepreneurship Schule“ an. Laut Website der Initiative ist diese allerdings nur Handelsakademien und Handelsschulen möglich.

a.    Soll diese Möglichkeit der Zertifzierung als „Entrepreneurship Schule“ auch auf andere berufsbildende Schulen ausgeweitet werden? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht?

b.    Soll diese Möglichkeit der Zertifzierung als „Entrepreneurship Schule“ auch auf andere Allgemeinbildende Höhere Schulen ausgeweitet werden? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht?

c.    Soll diese Möglichkeit der Zertifzierung als „Entrepreneurship Schule“ auch auf Bildungseinrichtungen im Pflichtschulbereich ausgeweitet werden? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht?

11. Nach derzeitigem Stand sind österreichweit 18 Schulen zertifziert, weitere zwölf sind angemeldet.

a.    Bewertet Ihr Ressort diesen Stand an Zertifzierungen als Erfolg?

b.    Gibt es im Sinne der wirkungsorientierten Haushaltsführung messbare Zielvorgaben seitens Ihres Ressorts, um den Erfolg des Impulszentrums EESI zu messen? Falls ja, welche sind das? Falls nein, warum nicht?

12. Investitionen in das unternehmerische Lernen gehören zu den lohnenswertesten Investitionen, die Europa tätigen kann. Europaweiten Umfragen zufolge gründen zwischen 15 und 20 Prozent der Schüler_innen, die in der Sekundarschule an einem Schüler_innen-Firmenprojekt teilnehmen, später ihr eigenes Unternehmen; Dieser Anteil ist drei bis fünf Mal höher als in der Gesamtbevölkerung.

a.    Sind Ihrem Ressort diesbezüglich Zahlen und Studien für Österreich bekannt?

b.    Welche konkreten Maßnahmen setzt Ihr Ressort, um praktisches unternehmerisches Lernen wie etwa Schüler_innen-Firmenprojekte zu fördern? Welche weiteren diesbezüglichen Maßnahmen sind seitens Ihres Ressorts bis 2018 geplant?

13. Eine spezifischere Initiative in dem Bereich unternehmerisches Denken ist beispielsweise www.diefinanzschule.com.

a.    Hat Ihr Ressort diese Initiative bzw. die Alternative Education GmbH im Zeitraum 2011 bis 2015 finanziell unterstützt?

b.    Welche Budgetmittel stehen Schulen zur Verfügung, um derartige Initiativen selbst an die Klassenzimmer zu holen? (Bitte ggf. um Aufgliederung nach Schulstufen und –typen.)

14. Wurden seitens Ihres Ressorts in den Jahren 2011 bis 2015 Studien beauftragt, welche Entrepreneurship Education oder die Förderung unternehmerischen Denkens zum Gegenstand hatten? Wenn ja, welche?(Bitte um konkrete Auflistung) Wenn nein, warum nicht?

15. Hat sich Ihr Ressort in den Jahren 2011 bis 2015 an Projekten (z.B. EU-Projekten) beteiligt, welche Entrepreneurship Education oder die Förderung unternehmerischen Denkens zum Gegenstand hatten? (Bitte um konkrete Nennung der Projekte und jeweiligen Projektpartner.)

16. Ein weiteres, bereits implementiertes Instrument der Entrepreneurship Education ist der Unternehmerführerschein.

a.    Inwieweit unterstützt Ihr Ressort die Initiative Unternehmerführerschein grundsätzlich?

b.    Liegen Ihrem Ressort Zahlen dazu vor, wie viele Schüler_innen welcher Schultypen den Unternehmerführerschein absolviert haben? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahren, Schultypen und Geschlecht.)

17. Im Vergleich der Geschlechter zeigt sich eindeutig, dass die Selbstständigenquote bei Männern deutlich höher liegt als bei Frauen. Setzt Ihr Ressort Maßnahmen, um insbesondere Mädchen im Bereich Entrepreneurship Education zu erreichen und zu fördern? Wenn ja, welche, wenn nein, warum nicht?

18. Wurden seitens Ihres Ressorts im Zeitraum 2011 bis 2015 Maßnahmen gesetzt, um die Ausbildung der Pädagog_innen dahingehend zu verbessern, Kompetenzen und Fähigkeiten im Bereich Entrepreneurship Education stärker und besser im Klassenzimmer vermitteln zu können? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?

19. Welche Initiativen sind Ihrem Ressort bekannt, welche der besseren Vernetzung zwischen Schulen und Unternehmen, aber auch zwischen Schulen und (Fach-)Hochschulen dienen? (Bitte um Aufgliederung nach Schultypen.)