5712/J XXV. GP

Eingelangt am 24.06.2015
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Weigerstorfer,

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffend „Bisphenol S“

 

Wie der ORF auf seiner Website am 31.01. 2015 berichtete, wurde nun ein erneuter Skandal rund um den Schadstoff Bisphenol aufgedeckt:

Studie: Auch Bisphenol-A-Ersatz ist schädlich

Bisphenol A (BPA) ist nicht nur eine beliebte Chemikalie der Plastikindustrie. Es ist auch ein Schadstoff, der ins Hormonsystem des Menschen eingreift und das Gehirn verändern kann. Seit einigen Jahren prangt der Aufkleber "BPA-frei" auf Babyprodukten. Forscher haben nun herausgefunden, dass der Ersatzstoff BPS aber ebenso schädlich ist.

BPA und BPS führen zu einem gesteigerten Wachstum von Nervenzellen in einer für Aufmerksamkeit und Aggressivität zuständigen Gehirnregion, berichtet die Neurologin Deborah Kurrasch von der Universität Calgary und ihre Kollegen. Umweltmediziner raten deshalb, bei Babyprodukten Plastik zu meiden oder auf die Kennzeichnung "Bisphenol-frei" (nicht nur "BPA-frei") zu achten. (…) Der Schaden tritt langfristig auf: BPA wirkt wie das Hormon Östrogen. Eine langsame "Verweiblichung" ist die Folge, schlechtere Samenqualität, aber auch Krebserkrankungen der Prostata oder der Brust können die Folge sein. Besonders schädlich ist BPA für Kinder - sowohl im Mutterleib, als auch im Baby- und Kleinkindalter.

(…) Weil die Schädlichkeit von Bisphenol A bekannt ist, hat die EU den Einsatz bei Babyprodukten wie Fläschchen und Schnullern verboten. Die Plastikindustrie hat mehrere Ersatzstoffe entwickelt, einer davon ist Bisphenol S. Auch diese Chemikalie haben die Forscher um Deborah Kurrasch untersucht. Ihr Ergebnis: Die Nervenzellen wuchsen um 240 Prozent schneller. Der Effekt war mit dem Ersatzstoff also noch deutlicher.

(…)Bei Bisphenol S kommt noch das Problem dazu, dass man im Drogeriemarkt als Konsument bzw. Konsumentin schlicht nicht wissen kann, ob es in einem Fläschchen oder einem Schnuller enthalten ist. Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien meint dazu: "Es ist meistens nur eine Rezeptur angegeben, dass ein Produkt 'BPA frei' ist. Internationale Literatur zeigt, dass sich dahinter oft Bisphenol S versteckt."[1]

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Gesundheit nachstehende


Anfrage

 

 

1)    Ist Ihnen der oben beschriebene Fall bekannt, wenn ja, zu welchem Zeitpunkt wurden Sie darüber informiert?

2)    Kam es seitens Ihres Ressorts bereits zu einer Risikoanalyse bzw. Bewertung von Bisphenol S? Wenn ja, wann und auf welche Quellen basiert diese Bewertung? Wenn nein, warum nicht bzw. wann haben Sie vor, eine Risikoanalyse durchzuführen?

3)    Welche konkreten Maßnahmen werden Sie bzw. Ihr Ressort hier setzen, um die Österreicher vor Bisphenol S zu schützen?

4)    Wird Bisphenol S hierzulande in Baby-Produkten verwendet? Wenn ja, in welchen? Wenn ja, soll es analog zum BPA-Verbot auch zu einem BPS-Verbot bei Baby-Produkten kommen?

5)    Sind hier auch in Österreich zum Verkauf gelangte Produkte betroffen, wenn ja, welche und wie wurde darauf seitens Ihres Ressorts reagiert?

6)    Wie viele Proben wurden in den Jahren 2013 und 2014 in der AGES auf das Vorhandensein von Bisphenol S generell untersucht und wie lautete das Ergebnis?

 



[1] Quelle: http://science.orf.at/stories/1752267/ (Stand:15.06.2015)