5713/J XXV. GP

Eingelangt am 24.06.2015
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Anfrage

 

der Abgeordneten Sigrid Maurer, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend Hundeseelenflüsterer

BEGRÜNDUNG

 

Am 16. Februar 2015 hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums der Veterinärmedizinischen Universität zu einem „Science Talk“ geladen. Der Titel der Veranstaltung lautete „Mensch-Tier. Ein gestörtes Verhältnis?!“, die Moderation übernahm Maggie Entenfellner, die für die „Tierecke“ der Kronenzeitung verantwortlich zeichnet. Am Podium saß neben dem Philosophen Prof. Grimm, der klinischen Psychologin Dr.in Stetina und dem Veterinärmedizinier Prof. Leschnik auch Reinhard Mut. Herr Mut wurde als „Tierverhaltensenergetiker“ und „Österreichs Hundeseelenflüsterer“ vorgestellt.

Auf seiner Homepage weist sich Reinhard Mut als „erster staatlich geprüfter Tierverhaltensenergetiker“ aus und verweist auf die „schon immer gegebene Heilkraft“ seiner Hände und seiner Stimme.[1]

Der „Science Talk“ ist eine monatliche Veranstaltung des bmwfw, die in Kooperation mit österreichischen Medien abgehalten wird. Die Veranstaltung soll „der Steigerung des Verständnisses für Wissenschaft und Forschung dienen“, wobei „die Ergebnisse von Forschungen so aufbereitet werden, dass sie für möglichst viele Menschen verständlich und nutzbar sind“.[2]

Während in der österreichischen Bevölkerung das Bewusstsein für die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung nur mangelhaft ausgeprägt ist, finden Esoterik und Verschwörungstheorien beständig Zulauf. Diese Strömungen sind gegenaufklärerisch und per se wissenschaftsfeindlich: grundlegende, wissenschaftliche Prinzipien werden auch gar nicht anerkannt, weil esoterische Ideen und Verschwörungstheorien wissenschaftlicher Betrachtung natürlich nicht standhalten. Dass diese Form der Wissenschaftsfeindlichkeit auch sehr gefährlich werden kann, zeigt sich in den jüngsten Fällen von Masern-Erkrankungen aufgrund von Impf-Verweigerung.

Der „Science Talk“ ist eigentlich genau für das Gegenteil, für die Aufklärung über Wissenschaft und Forschung konzipiert. Umso fraglicher ist es, warum das bmwfw einem Esoteriker wie Reinhard Mut im Rahmen einer Wissenschaftsveranstaltung eine Bühne bietet.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1.    Von wem werden die Einladungslisten für den „Science Talk“ erstellt?

2.    Haben die kooperierenden Medien ein Mitbestimmungsrecht über Einladungslisten?

3.    Erfolgte die Einladung auf Wunsch von Maggie Entenfellner bzw. der Kronenzeitung?

4.    Mit welcher Begründung wurde Reinhard Mut eingeladen?

5.    Welche konkrete wissenschaftliche Perspektive sollte Reinhard Mut bei der Diskussion beisteuern?

6.    Ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft der Ansicht, bei „Tierverhaltensenergetik durch Händeauflegen“ und „Hundeseelenflüsterei“ handle es sich um wissenschaftsbasierte Tätigkeiten?

a.    Wenn ja, welche konkreten wissenschaftlichen Erkenntnisse stellen die Basis dafür dar?

b.    Wenn nein, weshalb wurde Reinhard Mut dennoch eingeladen?

7.    Ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft der Ansicht dass es hilfreich ist, um der Bevölkerung die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung näher zu bringen unwissenschaftlichen und wissenschaftsfeindlichen Positionen Raum zu geben?

a.    Wenn ja, mit welcher Begründung?

b.    Wenn nein, weshalb wurde Reinhard Mut dennoch eingeladen?

 



[1] http://hundeseelenfreund.jimdo.com/

[2] http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120912_OTS0160/wissenschaft-geht-in-die-offensive-mit-dem-neuen-science-talk-des-wissenschaftsministeriums