6086/J XXV. GP

Eingelangt am 09.07.2015
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Anfrage

 

der Abgeordneten Aygül Berivan Aslan, Freundinnen und Freunde an Bundesministerin für Bildung und Frauen

betreffend Frauen in der Filmbranche

BEGRÜNDUNG

 

Film ist ein gesellschaftspolitisch höchst relevantes Medium. Wer Filme macht, schafft Realität. Film ist gleich nach der klassischen Musik der wichtigste Österreichische Kulturexport. Die Österreichische Filmbranche ist stark männlich dominiert, es gibt zwar viele Frauen, die in der Filmwirtschaft arbeiten, aber nur wenige, denen es gelingt, sich im heimischen Filmgeschäft als Produzentinnen oder Regisseurinnen zu etablieren. Die Geschlechterverhältnisse liegen in fast allen Bereichen des Filmschaffens im Argen:

-seit acht Jahren sind alle fünf künstlerischen Professuren an der Wiener Filmakademie/ Universität für Musik und darstellende Kunst rein von Männern besetzt.

-obwohl seit gut einem Jahrzehnt in etwa gleich viele Frauen wie Männer Film studieren, kommen verhältnismäßig weniger Frauen im Beruf an.

-nur ein kleiner, einstelliger Prozentsatz der heimischen Produktionsunternehmen wird von Frauen geleitet.

-wichtige Entscheidungsgremien haben keine festgeschriebene, paritätische Besetzung.

-bei der sogenannten großen Filmförderung des Österreichischen Filminstituts und Film Fonds Wien werden nur wenige Förderanträge mit Frauen in den wesentlichen Funktionen Regie, Drehbuch und Produktion gestellt.

-bei der sogenannten kleinen Filmförderung, bei der es um weitaus geringere Geldbeträge und kleinere Projekte geht, seien zwar mehr Frauen zu finden, jedoch hier gibt es kaum Mittel.

Dieses Ungleichgewicht schlägt sich auch in der klischierten Darstellung von Frauen und Männern in Film und Fernsehen nieder: alte Rollenbilder werden einzementiert. Dabei werden deutlich mehr als die Hälfte der Kinotickets von Frauen gekauft, die als Zielgruppe jedoch vornehmlich vom US-Amerikanischen Film bedient werden. Der heimische Film verliert an kultureller Bedeutung, weil er sich nicht an den gesellschaftlichen Veränderungen orientiert - u.a. indem Frauen als Zielgruppe nicht ernst genommen werden.

Von offizieller Seite gibt es keine Datenerhebung zu den Geschlechterverhältnissen in der Österreichischen Filmbranche. Eine Evaluierung der Situation und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit sind dringend nötig:

Die wenigen österreichischen Regisseurinnen sind im internationalen Kontext mit ihren – oft für vergleichsweise deutlich kleinere Budgets als jener der Regisseure hergestellten - Filmen auf Festivals sehr erfolgreich. Dieses Potenzial muss z.B. durch Arbeitsstipendien gefördert und gestärkt werden.

Das „Leaky Pipeline Syndrom“ - das Verschwinden der Frauen zwischen der für den Staat teuren Ausbildung an der Universität und dem Berufseinstieg - muss untersucht und ihm entgegengewirkt werden.

Die Gründung von Produktionsfirmen durch Filmproduzentinnen sollte begünstigt werden, da im Produktionsunternehmen über Inhalte und Arbeitsplatzvergabe entschieden wird.

Mithilfe einer bundesweiten Geschlechterquote für die Vergabe von Filmförderungsbudgets nach Schwedischem Vorbild soll ein Incentive für Produktionsfirmen geschaffen werden, den ausgebildeten filmschaffenden Frauen Arbeit anzubieten und sich für die Realisierung ihrer Projekte zu interessieren.

Durch verpflichtende, regelmäßige Evaluierung aller Förderstellen sollen die Umsetzung von Zielquoten untersucht und laufend neue Maßnahmen getroffen werden, um diese zu erreichen oder zu verbessern.

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)        Gibt es ein Gender Monitoring betreffend der Verteilung von Fördermittel an Frauen und Männer in der Filmbranche?

2)        Wenn ja, wie sieht dieses aus?

3)        Wenn nein, wieso gibt es keine Aufzeichnungen darüber und sind diese in Zukunft geplant?

4)        Können Sie sagen, wieviel der zur Verfügung stehen Mittel 2013, 2014  und 2015 jeweils Frauen und Männern zuteil worden sind?

5)        Wie hoch sind die Fördermittel insgesamt?

6)        Welche Fördertöpfe gibt es in Österreich für Filmschaffende?

10)      Gibt es hierzu Überlegungen, um der bekanntlich ungleichen Verteilung der Fördermittel in Zukunft entgegen zu wirken?

11)      Wenn nein, wieso nicht?

12)     Wenn ja, wie sehen die konkreten Maßnahmen aus?

13) Sind spezielle Arbeitsstipendien vorgesehen, die Frauen in der Filmbranche unterstützen sollen?

14) Wenn ja, welche?

15) Wenn nein, wieso nicht?

16) Gibt es Zahlen zum sogenannten „Leaky Pipeline Syndrom“?

17) Wenn nein, wieso nicht?

18) Wenn ja, bitte um Nennung.

19) Gibt es Anreize für die Gründung von Produktionsfirmen durch Filmproduzentinnen?

20) Gibt es Ansinnen auf eine bundesweite Geschlechterquote für die Vergabe von Filmförderungsbudgets?

21) Wenn ja, in welchen Zeitraum sollen diese umgesetzt werden?

22) Wenn nein, mit welcher Begründung nicht?

23) Wird sich die Ministerin für eine verpflichtende, regelmäßige Evaluierung aller Förderstellen und die Umsetzung von Zielquoten einsetzen?

24) Wenn ja, wann ist mit entsprechenden Vorschlägen zu rechnen?

25) Wenn nein, wieso ist eine Evaluierung nicht vorgesehen?