6257/J XXV. GP

Eingelangt am 31.07.2015
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Anfrage

 

der Abgeordneten Ruperta Lichtenecker, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend Brain Drain - fehlende Willkommenskultur

BEGRÜNDUNG

 

Brain Drain stellt eine zunehmende Herausforderung für den Wissens- und Wirtschaftsstandort Österreich dar. Viele gut ausgebildete Arbeitskräfte wandern aus, die Zahl der AbwandererInnen übertrifft jene der RückkehrerInnen.[1] Mit Hilfe der Rot-Weiß-Rot-Karte wollte man Österreich für hochqualifizierte Drittstaatsangehörige attraktiver machen, jedoch werden die ursprünglichen Erwartungen kaum erfüllt.

An den österreichischen Universitäten sind zwar rund ein Viertel der Studierenden aus dem Ausland, jedoch ist Österreich wenig erfolgreich im Halten der internationalen Absolventinnen und Absolventen: Nur 17% von ihnen bleiben nach Abschluss des Studiums, womit Österreich im internationalen Vergleich auf den hinteren Rängen zu finden ist.[2] Im Vergleich dazu weisen Länder wie Frankreich oder Kanada Raten von über 30% auf. StudienabsolventInnen aus EU-Drittländern könnten mit ihrer Erwerbstätigkeit wichtige Impulse für die heimische Wirtschaft schaffen, jedoch wurden im Jahr 2013 nur 214 Rot-Weiß-Rot-Karten für Studienabsolventinnen und -absolventen aus dem Nicht-EU-Raum ausgestellt. Dies ist ein ernüchternder Wert und stellt auch einen Nachteil für Österreich dar.

Die Kriterien der Rot-Weiß-Rot-Karte erschweren einen Verbleib nach dem Studium in Österreich: Die erlaubte Jobsuchdauer ist mit sechs Monaten zu kurz (in Deutschland: 18 Monate) und das erforderliche Mindesteinkommen mit ungefähr 2.100 Euro pro Monat bei einem Erst-Job zu hoch angesetzt. Bachelor-Absolventinnen und Bachelor-Absolventen sind von vorhinein ausgeschlossen. Deshalb fordern unter anderem der Expertenrat für Integration, der österreichische Integrationsfond und die Wirtschaftskammer Österreich eine Überarbeitung der Rot-Weiß-Rot-Karte.

Die Bundesregierung hat in ihrem Arbeitsprogramm von Dezember 2013 Defizite beim Vollzug der Rot-Weiß-Rot-Karte festgestellt und eine "Evaluierung und Weiterentwicklung der RWR-Karte“ angekündigt. Außerdem ist unter dem Titel „Exzellenz- und Talentförderung“ von „Maßnahmen zur Vermeidung von ‚Brain Drain‘ und zur Unterstützung hochqualifizierter Forscherzuwanderung“ die Rede. Es stellt sich die Frage, welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden und welche künftigen Maßnahmen geplant sind.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Welche bereits bestehenden Programme tragen zur aktiven Integration von internationalen Studienabsolventinnen und -absolventen in den österreichischen Arbeitsmarkt bei und welche weiteren Maßnahmen planen Sie diesbezüglich bis 2018?

 

2)    Wie viele Studienabsolventinnen und -absolventen haben diese Angebote im Jahr 2014 in Anspruch genommen?

 

3)    Welche Maßnahmen werden Sie bis Juli 2016 in Anbetracht des Brain Drains setzen, um den Aufenthalt sowie die Arbeit in Österreich attraktiver zu gestalten und somit sowohl heimische als auch internationale Studienabsolventinnen und -absolventen halten zu können?

 

4)    Welche Maßnahmen werden Sie bis 2018 in Anbetracht des Brain Drains setzen, um den Aufenthalt sowie die Arbeit in Österreich attraktiver zu gestalten und somit sowohl heimische als auch internationale Studienabsolventinnen und -absolventen halten zu können?

 

5)    Inwiefern wird die Einführung von Englisch als Unterrichts- und Arbeitssprache an österreichischen Universitäten und in anderen Ausbildungsstätten im tertiären Bereich (sowohl bei Bachelor- als auch Master-Studien) unterstützt bzw. gefördert?

 

6)    Welche konkreten Maßnahmen  wurden von Jänner 2014 bis Juli 2015 umgesetzt, um die Attraktivität einer Rückkehr nach Österreich für ausgewanderte Fachkräfte (wie zum Beispiel Ingenieure und Informatiker) zu steigern?

 

7)    Wie hoch sind die jährlichen Kosten für diese Maßnahmen?

 

8)    Welchen Erfolg können diese Maßnahmen vorweisen?

 

9)    Welche konkreten Maßnahmen sind bis 2018 geplant, um die Attraktivität einer Rückkehr nach Österreich für ausgewanderte Fachkräfte (wie zum Beispiel Ingenieure und Informatiker) zu steigern?

 



[1] http://derstandard.at/1395056981735/Oesterreich-hat-ein-Brain-Drain-Problem

[2] http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/1593774/NichtEUStudenten-rentieren-sich-nach-20-Jahren