7012/J XXV. GP

Eingelangt am 12.11.2015
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Anfrage

der Abgeordneten Leo Steinbichler

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend „Lebensmittelkrisenplan

 

Eine rasant wachsende Bevölkerung sowie immer mehr Umwelt- und Klimaprobleme führen zu einer Lebensmittelknappheit, welche fatale Folgen für die gesamte Weltbevölkerung haben wird.

Einige Länder kämpfen bereits jetzt mit einer ernst zu nehmenden Nahrungsmittelknappheit. Die Lebensmittelproduktion müsste um rund 60% bis Mitte des Jahrhunderts gesteigert werden, um Hunger in der Bevölkerung zu vermeiden. Es muss mit sozialen Aufständen und massiver Unterernährung gerechnet werden. Venezuela zählt beispielsweise heute zu einem „Problemland“, wo nun auch die Bevölkerung aufschreit. Aber wir brauchen gar nicht auf einen andern Kontinent zu blicken, denn hierzulande werden in Zukunft ähnliche Probleme herrschen, wenn wir nicht etwas dagegen tun.

Österreich ist Weltmeister bei der Bodenversiegelung. Im vergangen Jahr wurden rund
7,5 ha/Tag für Bau- und Verkehrsflächen sowie 10,5 ha/Tag für Erholungs- und Abbauflächen- und Betriebsflächen verbaut.
[1] Dadurch gehen wertvolle Böden verloren und stehen daher nicht mehr für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung und für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung.

Unsere Gäste in der Hotellerie und Gastronomie, aber auch die heimischen Konsumenten, werden mit Rindfleisch internationaler Herkunft (z.B. aus Neuseeland, Brasilien, Südamerika, usw.) bewirtet. Zudem bedeutet jeder geschlossene Bauernhof einen Verlust an Lebensmitteln, denn all das sind Lebensmittelproduzenten die aufgrund der derzeitigen Lage in die Knie gezwungen wurden. Früher oder später wird dieses Verhalten zu einem sich verstärkenden Problem führen.

Außerdem wird Prognosen nach die Weltbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten auf ca. 9 Milliarden Menschen steigen. In Anbetracht unseres derzeitigen Ressourcenverbrauches bräuchten wir in knapp 40 Jahren 3 Erden, um eine Nahrungsmittelknappheit zu verhindern, so die Umweltorganisation WWF. Die Tendenz ist jedoch weiter steigend. Laut UN werden im Jahr 2100 zehn Milliarden Menschen unseren Planeten bewohnen.

Auf der einen Seite der Weltkugel hungern sich Menschen zu Tode und auf der anderen werden noch essbare Lebensmittel in Unmengen weggeworfen. Wertvolle Lebensmittel werden durch Substitute ersetzt oder aus Ländern importiert, wo die dort lebende Bevölkerung Hunger leidet. Selbst in Österreich werden jährlich unvorstellbare Mengen an genießbaren Nahrungsmittel entsorgt. Dabei landen pro Jahr im Durchschnitt in etwa 157.000 Tonnen Lebensmitteln im Müll.[2]

Eins ist klar, wir können unseren Lebensstil nicht weiter so fortführen. Daher müssen Lösungen für diese Problematik gefunden werden.

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Herrn Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Zahlreiche Prognosen deuten auf eine negative Entwicklungen am Lebensmittelmarkt. Gibt es daher auf nationaler Ebene einen konkreten Lebensmittelkrisenplan?

a.    Wenn ja, wie lautet dieser?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

2.    Gab es in der Vergangenheit bereits länderübergreifende Gespräche bzw. Kooperationen im Zusammenhang mit dieser Problematik?

a.    Wenn ja, wie sahen diese Gespräche konkret aus? Mit welchen Ländern wurden diese Gespräche geführt?

b.    Wenn ja, welche Schlussfolgerungen kann man daraus ziehen?

c.    Wenn nein, wieso nicht?

3.    Wird es in Zukunft derartige länderübergreifende Gespräche geben?

a.    Wenn ja, mit welchen Ländern?

b.    Wenn ja, was soll hierbei besprochen werden?

c.    Wenn nein, wieso nicht?

4.    Wird durch TTIP diese Problematik verstärkt?

5.    Wie lange könnte Österreich mit dem derzeitigen Lebensmittelbestand auskommen, wenn die Produktion sofort eingestellt werden müsste (in Anbetracht des derzeitigen Konsum- bzw. Verbraucherverhalten)?

6.    Sind Maßnahmen geplant, um die Nahversorgung durch heimische Produzenten zu sichern, um so auch in Krisensituationen flexible Lebensmittel bereitstellen zu können?

a.    Wenn ja, wie sehen diese aus?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

7.    Wieso wird seitens Ihres Ressorts dieses Thema nicht mehr fokussiert?

8.    Gibt es abgesehen von einem konkreten Lebensmittelkrisenplan weitere Maßnahmen, welche positiv zur Nahrungsmittelversorgung beitragen?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, sind solche Maßnahmen geplant? Wann sollten solche Maßnahmen gesetzt werden? Mit welchen Ländern wollen Sie bei diesen Maßnahmen zusammenarbeiten und in welchen Bereichen?

 



[1] http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/raumordnung/rp_flaecheninanspruchnahme/

[2] http://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/kostbare_lebensmittel/lebensmittel.html