7974/J XXV. GP

Eingelangt am 02.02.2016
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Herbert Kickl, Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter 

an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

betreffend Kompetenzcheck des AMS für Asylwerber

In einer Pressekonferenz vom 12.Jänner 2016 präsentierten der scheidende Sozialminister Rudolf Hundstorfer, der AMS-Vorstand Dr. Johannes Kopf, die Landesgeschäftsführerin Mag. Petra Draxl und der Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit die Ergebnisse des Projekts Asylberechtigte auf Jobsuche-Kompetenzcheck-Ergebnisse und Integrationsmaßnahmen im Jahr 2016.

Die Zusammensetzung der ausgewählten Personengruppe mit 898 Asylwerbern ist von vorn herein als „konstruiert“ zu bezeichnen. Dies schlägt sich auch in den veröffentlichten Ergebnissen nieder, die durchwegs von einem unverhältnismäßig hohen Bildungsgrad und einer Akademisierung der ankommenden Asylwerber ausgehen, die in der Realität aber nicht vorhanden ist.

So weisen die „untersuchten“ Personen mit angegebenem Herkunftsland Irak einen Akademisierungsgrad von 40 Prozent aus. Die weiblichen Personen sogar einen Akademisierungsgrad von 44 Prozent !

So weisen die „untersuchten“ Personen mit angegebenem Herkunftsland Iran einen Akademisierungsgrad von 39 Prozent aus. Die weiblichen Personen sogar einen Akademisierungsgrad von 42 Prozent !

So weisen die „untersuchten“ Personen mit angegebenem Herkunftsland Syrien einen Akademisierungsgrad von 26 Prozent aus. Die weiblichen Personen sogar einen Akademisierungsgrad von 36 Prozent !

Lediglich bei den Personen mit angegebenem Herkunftsland Afghanistan wird ein als realistisch angegebener Akademisierungsgrad von 7 Prozent ausgewiesen. Die weiblichen Personen mit einem Akademisierungsgrad von 11 Prozent sind bereits wieder als hinterfragenswert anzusehen!


Darüber hinaus weisen die „untersuchten“ Personen mit angegebenem Herkunftsgebiet  Sonstige Länder einen Akademisierungsgrad von 27 Prozent aus. Die weiblichen Personen sogar einen Akademisierungsgrad von 34 Prozent !

Dass solche Ergebnisse auf einer „konstruierten Basis“ zu Stande kommen, offenbart die Übersicht über die Gesamtteilnehmerzahlen zu diesem Kompetenzcheck.  So wählte man eine Gesamtzahl von 898 Personen aus, 451 Männer und 447 Frauen, die nicht der tatsächlichen Gesamtverteilung der in der Vergangenheit und in der Gegenwart ankommenden Asylwerbern entsprechen.

Schon in der Grundgesamtheit hatte man einen Akademikeranteil von 23 Prozent, Frauen mit 32 Prozent und Männer mit 15 Prozent eingestellt. Die Maturantendichte in dieser Grundgesamtheit wählte man mit 27 Prozent, Frauen mit 26 Prozent und Männer mit 27 Prozent aus.

Dass die Auswahl nicht repräsentativ ist, musste sogar die Pressesprecherin des AMS zugeben:

 

Dazu ein Mail der Pressesprecherin von AMS-Vorstand Dr. Johannes Kopf auf eine Anfrage über die Qualität des Kompetenzchecks:

Sehr geehrter Herr ……

danke für Ihre Mail und Ihr Interesse am Thema. Gerne beantworten wir Ihre Fragen

 

1.    Der Kompetenzcheck ist KEINE Studie, sondern ein Projekt zur beruflichen Integration Asylberechtigter, in dem die Kompetenzen und Qualifikationen der Teilnehmer/innen zum Zweck der Jobvermittlung erhoben wurden.

2. Das AMS hat in der Pressekonferenz mehrfach klargestellt, dass es sich bei den präsentierten Daten um KEINE repräsentative Erhebung des Ausbildungsniveaus aller Asylberechtigten handelt.
U.a. aus folgenden Gründen: Die Teilnehmer/innen des Kompetenzcheck wurden nach dem First-come-first-serve-Prinzip ausgewählt und sind bereits länger in Österreich als die große Masse des jüngsten Zustroms. Außerdem wurde vom AMS bei der Auswahl der Teilnehmer auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis geachtet, während bei der Gesamtzahl der Asylwerber Männer eine klare Mehrheit stellen usw.


3. Die Ergebnisse der Kompetenzchecks illustrieren jedoch sehr deutlich das Bildungsniveau der Flüchtlinge aus den Herkunftsländern Syrien, Iran, Irak und Afghanistan. Die Befragung der Volkshochschulen unter Asylberechtigten (Sample 6000) kommt zum vergleichbaren Ergebnis. Die von der Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg und der WU durchgeführte, noch unveröffentlichte Studie zum Bildungsstand von Asylwerbern bestätigt ebenfalls das von uns gezeichnete Bild.

4. Die Aussage des IFO-Instituts in der FAZ (vgl link), dass "Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt zu schlecht qualifiziert sind" steht in keinem Widerspruch zu unseren Ergebnissen. Der Kompetenzcheck zeigt: Es ist wichtig, zu differenzieren, denn unter den Asylberechtigten auf Jobsuche gibt es gut Qualifizierte UND gering qualifizierte Personen.

5. Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter https://www.facebook.com/johannes.kopf/posts/10208621400763496

Mit freundlichen Grüßen
Beate Sprenger


Dr. Beate Sprenger
Pressesprecherin
Büro des Vorstandes
Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich
Bundesgeschäftsstelle
Treustraße 35-43, A-1200 Wien
Tel. 01 / 33 178 DW 522
Mobil 0664-4415148

beate.sprenger@ams.at

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz folgende 

 

Anfrage 

 

1.    Wie viele Personen wurden für diesen „Kompetenzcheck“ tatsächlich ausgewählt?

2.    Wer hat diese Auswahl durchgeführt?

3.    Mit welcher Methode wurde diese Auswahl durchgeführt?

4.    Warum wurde der Schwerpunkt auf die Herkunftsländer Syrien, Afghanistan, Iran und Irak gelegt?


5.    Welche anderen Herkunftsländer von Asylwerbern sind in dieser Gesamtpersonengruppe noch vertreten?

6.    Wie wurde  der Ausbildungsgrad festgestellt?

7.    Welche Zeugnisse wurden von den „gecheckten Personen“ vorgelegt?

8.    Wer hat diese Zeugnisse auf Aussagekraft und Echtheit geprüft?

9.    Was hat dieser Kompetenzcheck insgesamt gekostet?

10. Welches waren die Kriterien, keine Schulbildung anzunehmen?

11. Welches  waren  die Kriterien, Grundschule anzunehmen?

12. Welches waren die Kriterien, Pflichtschule anzunehmen?

13. Welches waren die Kriterien, Berufsausbildung anzunehmen?

14. Welches waren die Kriterien, Matura anzunehmen?

15. Welches waren die Kriterien, ein Studium anzunehmen?

16. Welche Bildungseinrichtungen gibt es, gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Grundschule bis zur Universität) in Syrien?

17. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Bildungseinrichtungen beschafft?

18. Welche Berufsausbildungen gibt es gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Lehre bis zur Meisterprüfung) in Syrien?

19. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Berufsausbildungen beschafft?

20.  Welche Ausbildungsdauer und welche Abschlüsse bestehen in Syrien bei den einzelnen Bildungseinrichtungen und Berufsausbildungszweigen?

21. Welche Bildungseinrichtungen gibt es, gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Grundschule bis zur Universität) im Irak?

22. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Bildungseinrichtungen beschafft?

23. Welche Berufsausbildungen gibt es gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Lehre bis zur Meisterprüfung) im Irak?

24. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Berufsausbildungen beschafft?

25.  Welche Ausbildungsdauer und welche Abschlüsse bestehen  im Irak bei den einzelnen Bildungseinrichtungen und Berufsausbildungszweigen?


26. Welche Bildungseinrichtungen gibt es, gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Grundschule bis zur Universität) im Iran?

27. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Bildungseinrichtungen beschafft?

28. Welche Berufsausbildungen gibt es gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Lehre bis zur Meisterprüfung) im Iran?

29. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Berufsausbildungen beschafft?

30.  Welche Ausbildungsdauer und welche Abschlüsse bestehen  im Iran bei den einzelnen Bildungseinrichtungen und Berufsausbildungszweigen?

31. Welche Bildungseinrichtungen gibt es, gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Grundschule bis zur Universität) in Afghanistan?

32. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Bildungseinrichtungen beschafft?

33. Welche Berufsausbildungen gibt es gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Lehre bis zur Meisterprüfung) in Afghanistan?

34. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Berufsausbildungen beschafft?

35.  Welche Ausbildungsdauer und welche Abschlüsse  in Afghanistan bei den einzelnen Bildungseinrichtungen und Berufsausbildungszweigen?

36. Welche Bildungseinrichtungen gibt es, gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Grundschule bis zur Universität) in den übrigen Herkunftsländern?

37. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Bildungseinrichtungen beschafft?

38. Welche Berufsausbildungen gibt es gestaffelt nach dem jeweiligen Ausbildungsniveau( von der Lehre bis zur Meisterprüfung) in den übrigen Herkunftsländern?

39. Wie hat sich das AMS diesbezüglich sein Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse bei den Berufsausbildungen beschafft?

40.  Welche Ausbildungsdauer und welche Abschlüsse bestehen in  den übrigen Herkunftsländern bei den einzelnen Bildungseinrichtungen und Berufsausbildungszweigen?